Die Hexen von Eastwick
abklingen», protestierte Alexandra ohne Überzeugung, die
Kraft war aus ihr herausgeflossen und jetzt in der Natur verteilt und
bewegte sich auf den astralen Strömen außerhalb des Zimmers.
«Du großes, dickes, knuddeliges, süßes Ding du», sagte Jane Smart
und beugte sich zu ihr, so daß die Linie, wo die Bräune auf ihren
Brüsten endete, in dem losen Baumwol ausschnitt sichtbar wurde,
«was ist bloß über unsere Alexandra gekommen? Ohne dieses
Geschöpf säßest du jetzt dort; du wärst die Herrin des
Krötenschlosses. Er kam nach Eastwick, um eine Frau zu suchen, und
du hättest es sein sol en.»
«Wir wollten, daß du es bist», sagte Sukie.
«Quatsch», sagte Alexandra. «Ich glaube, jede von euch hätte die
Chance ergriffen. Besonders du, Jane. Du hast aus diesem oder jenem
Grund eine schreckliche Menge Schwanzlutscherei betrieben.»
«Kinder, laßt uns nicht streiten», bat Sukie. «Laßt es uns gemütlich
machen. Um von Leuten zu reden, die ich in der Stadt getroffen habe,
ihr werdet nie erraten, wen ich gestern abend vor der Superette
herumhängen sah!»
«Andy Warhol», vermutete Alexandra aufs Geratewohl.
«Dawn Polanski!»
«Eds kleine Schlampe?» fragte Jane. «Sie ist bei dieser Explosion in
New Jersey in die Luft geflogen.»
«Sie haben nie irgendwelche Teile von ihr gefunden, nur ein paar
Kleidungsstücke», rief Sukie den anderen in Erinnerung. «Offenbar
war sie aus dem Nest, das sie al e zusammen in Hoboken hatten, nach
Manhattan gezogen, wo die eigentliche Zelle war. Die Revolutionäre
haben Ed nie wirklich getraut, er war zu alt und zu anständig, und
deshalb haben sie ihn an diese Bombenbastelei gesetzt, um zu testen,
wie ernst es ihm war.»
Jane lachte unfreundlich, aber nun mit diesem tönenden Vibrato in
ihrem Gekicher. «Die einzige Qualität, die ich bei Ed nie bezweifelt
habe: er war ein Arsch, ernsthaft.»
Sukies Oberlippe kräuselte sich in unausgesprochener Mißbil igung,
sie fuhr fort: «Anscheinend gab es mit Dawn nicht das Problem, ob
sie es ernst meinte, sie wurde sofort bei den ‹Großen Tieren›
aufgenommen und amüsierte sich jede Nacht irgendwo im East
Vil age, derweil Ed sich in Hoboken in die Luft pustete. Sie vermutet,
daß seine Hände beim Verbinden zweier Drähte zitterten, die Diät
und die lustigen Stunden im Untergrund hatten ihn mitgenommen.
Wahrscheinlich wurde ihr nur klar, daß er auch nicht so besonders
heiß im Bett war.»
«Es dämmerte Dawn», sagte Jane und zitierte: «uncame the dawn.» «Wer hat dir denn das alles erzählt?» fragte Alexandra Sukie, irritiert
durch Janes Benehmen. «Bist du zu ihr hingegangen und hast vor der
Superette mit ihr gesprochen?»
«O nein, die Typen da machen mir Angst, es sind jetzt sogar ein
paar Schwarze dabei, ich weiß nicht, wo die herkommen, aus dem
Ghetto in Süd-Providence, nehme ich an. Normalerweise gehe ich auf
der anderen Straßenseite. Die Hal ybreads erzählten es mir. Das
Mädchen ist zurück in der Stadt, sie will nicht mehr bei ihrem
Stiefvater in dem Wohnwagen in Coddington Junction wohnen,
deshalb haust sie jetzt über dem Laden der Armenier und macht
Wohnungen sauber, angeblich für Zigaretten-Geld. Die Hallybreads
nehmen sie zweimal die Woche. Ich vermute, sie hat Rose zur
Beichtmutter umfunktioniert. Rose hat diesen schlimmen Rücken
und kann noch nicht mal einen Besen hochnehmen, ohne daß sie
schreien möchte.»
«Wie kommt es», fragte Alexandra, «daß du so viel von den
Hal ybreads weißt?»
«Oh», sagte Sukie, den Blick zur Decke gewandt, die zu den
gedämpften Tönen eines Fernsehers zitterte und bebte. «Ich gehe
manchmal rüber zum Entspannen, seit Toby und ich Schluß gemacht
haben. Die Hal ybreads sind ganz amüsant, wenn sie nicht gerade eine
ihrer Launen hat.»
«Was ist los mit dir und Toby?» fragte Jane. «Du schienst so …
zufrieden.»
«Er ist gefeuert worden. Dieses Syndikat aus Providence, dem der Anzeiger gehört, fand, die Zeitung sei nicht sexy genug unter seinem
Management. Und ich muß sagen, er machte geradezu einen
Gänseblümchen-Job daraus; diese jüdischen Mütter, sie verderben
ihre Jungen wirklich. Ich glaube, ich bewerbe mich als Redakteurin.
Wenn Leute wie Brenda Parsley Männerjobs übernehmen können,
warum nicht auch ich?»
«Deine Freunde», bemerkte Alexandra, «haben nicht al zu viel
Glück.»
«Ich würde Arthur nicht Freund nennen», sagte Sukie, «mit ihm
Zusammensein ist für mich wie ein Buch
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