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Die Hexenköchin: Historischer Roman (German Edition)

Die Hexenköchin: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Hexenköchin: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roswitha Hedrun
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Rubinez, „noch vor Eurem dortigen Eintreffen, da wir ja bedeutend früher dort anlangten.“
„Hoffen wir, dass es so weit nicht kommen muss, Herr Rubinez.“
Doch es kam so weit. Bereits am nächsten Morgen meldeten sich die verängstigten Juden beim Karawanenleiter ab, fuhren und ritten dann, was ihre Rösser hergaben, auf eine unbewachte Nebenstraße und waren fortan nicht mehr gesehen.
Wie sich bald erwies, ein kluger Entschluss. Denn am Nachmittag des gleichen Tages, ich lenkte gerade wieder die Pferde, kamen uns vier Nordhauser Landsknechte entgegengeritten und suchten den dahinziehenden Tross nach dem Judengespann ab. Da sie es nirgends entdecken konnten, wandten sie sich schließlich an uns.
„Wo sind die Juden hin?“, wollten sie von meinem Ritter erfahren, worauf der entgegnete:
„Keine Ahnung, auf einmal waren sie fort.“
Dann an mich gewandt: „Und Ihr, Fräulein, was wisst Ihr?“
„Auch nicht mehr.“
Darauf herrschte mich einer der Soldaten an: „Lüg nicht, Weib, du weißt wo sie stecken!“
„Nicht diesen Ton“, wies ihn mein stattlicher, Achtung gebietender Schutzritter zurecht: „sonst erstatte ich auf der Nordhauser Wache Meldung!“
Der Soldat wurde blass, und statt seiner setzte ein anderer die Befragung mit mir fort: „Gestern berichteten uns Straßenaufseher, Ihr wärt mit den Juden vertraut, demzufolge müssen sie Euch ihr Ziel genannt haben.“
„Mir ist ihr Ziel nicht bekannt“, blieb ich bei meiner Behauptung, doch er ließ nicht locker:
„Über was habt Ihr denn sonst so lebhaft mit ihnen palavert?“
Darauf ich: „Sie sind der deutschen Sprache nicht mächtig, daher war es nichts als Kauderwelsch.“
„Ich glaube Euch kein Wort“, wütete er, und der vorhin Zurechtgewiesene brachte zynisch durch die Zähne:
„Wohl eher Satanswelsch, Hexenwelsch.“
Erbost über ihren Misserfolg, hielten sie nun mitten auf der Straße an und berieten sich. Doch nicht lang, und sie galoppierten Dreck aufwirbelnd an uns vorbei in Richtung Nordhausen.
Mir war klar, dass uns die erzürnten Landsknechte erneut bedrängen werden, und als unsere Männer wenig später für die Nacht die Gespanne auf einen geeigneten Feldweg rangierten, merkte ich auch ihnen Nervosität an.
„Fräulein“, warnte mich ein Händler, „seid auf der Hut, mit der hiesigen Obrigkeit ist nicht zu spaßen.“
Ein anderer bestätigte seine Äußerung: „Der hiesige Graf ist bekannt für hartes Durchgreifen, Fräulein. Besser, Ihr bringt Euch in Sicherheit.“
Selbst mein sonst so souveräner Schutzritter war beunruhigt und schlug mir beim Abendbrot vor: „Wir sollten uns solange vom Tross fernhalten, bis er diesen Gau passiert hat.“
„Nein“, widersprach ich, „denn falls uns die Soldaten dann aufspüren, wären wir ihnen erst recht verdächtig.“
Der Ritter aber drängte: „Eure Courage in Ehren, Fräulein, doch bedenkt, dass ihnen Eure Gesichtsverletzung aufgefallen ist, und die Äußerung des einen ist Euch gewiss nicht entgangen.“
„Satanswelsch, Hexenwelsch“, wiederholte ich leise, wobei sich meine Kopfhaut zusammen zog, da ich begriff, worauf mich Ritter von Aue hinweisen wollte - ich könnte hier den Inquisitoren ausgeliefert werden.
Er schlug vor: „Morgen Abend wird der Zug Nordhausen erreichen, Sitz des Grafen, also besonders brisant, zumal die Karawane vor dieser Stadt einige Tage stationieren wird. Wenigstens für diese Zeit sollten wir uns von ihr absondern.“
Das schien mir vernünftig, ich erklärte mich einverstanden.

    „I ch habe Brot, Wurst und Käse besorgt, Proviant für mehrere Tage, alles im Gepäckraum verstaut“, unterrichtete mich mein Schutzritter, nachdem er unsere Karosse am nächsten Morgen in die Karawane eingereiht hatte.
Ich nahm im Fond der Kutsche Platz, und als sich der Zug in Bewegung setzte, öffnete ich die hölzernen Fensterklappen bis zum Anschlag, da Ritter von Aue und ich es für notwendig erachteten, auf der Fahrt in mündlichem Kontakt bleiben zu können.
Was sich bereits wenige Minuten später als richtig erwies, er rief warnend zu mir hinter: „Es wird ernst, ich sehe Soldaten, einen Hauptmann mit zwei bewaffneten Landsknechten, auf unseren Tross zureiten.“ Kurz drauf setzte er hinzu: „Jetzt veranlasst der Hauptmann unseren Karawanenführer, den Zug anzuhalten.“
Wenig später bewegte sich in unserem Tross kein Rad und kein Pferdebein mehr, und Ritter von Aue berichtete weiter: „Sie rücken näher, fassen jeden ins Auge, zweifelsohne suchen sie

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