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Die Hintertreppe zum Quantensprung

Die Hintertreppe zum Quantensprung

Titel: Die Hintertreppe zum Quantensprung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ernst Peter Fischer
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erläuterte, was sein Ausdruck »partizipatorisches Universum« meint. Er soll vermitteln, dass das Universum – das da draußen – seine Gestalt (Form) erst durch unsere Fragen und die in den Antworten enthaltenen Informationen bekommt. Wheeler erläuterte diesen Gedanken durch das Handeln eines Schiedsrichters, der beim Baseball entscheiden muss, ob der Wurf eines Pitchers zulässig ist oder nicht. Was ist der geworfene Ball, bevor der Schiedsrichter sich und ihn festlegt? Er ist nur ein Etwas, das durch die Luft saust und zunächst ohne Belang bleibt. Das Ding bekommt seine Bedeutung erst, wenn der Schiedsrichter etwas entscheidet – gültig oder ungültig. Den physischen Ball gibt es ohne den Schiedsrichter. Aber er wird erst, was er (für uns) ist, durch ihn (einen von uns). Das Baseball-Universum ist in diesem Sinne partizipatorisch – und unser Kosmos auch.
    Was das geheimnisvolle und poetische It from Bit angeht, so wollte Wheeler mit dieser Frage auf die Möglichkeit hinweisen, dass alles seine Existenz durch Ja-oder-Nein-Antworten – also aus binären Möglichkeiten – bekommt, also aus Bits. Und er fügte schmunzelnd hinzu: Die Bits sind genau wie die Quanten. Sie können springen – vom Nein zum Ja. Dazwischen gibt es nichts. Oder doch?
17 und 4 als Quantenspiel
    Übrigens, zur Illustration seiner Idee, dass es die Informationen sind, die eine Welt entstehen lassen, hat Wheeler vorgeschlagen, einem klassischen Gesellschaftsspiel eine Quantenform zu geben. Gemeint ist das Spiel, das in Deutschland »17 und 4« heißt und bei dem ein aus einer Gruppe gewählter (freiwilliger) Teilnehmer entweder einen Begriff wie »Kaninchen« oder »Tannenbaum« oder eine Person wie den Bundeskanzler oder einen Musiker erraten muss, auf den sich die anderen Mitspieler in der Gruppe geeinigt haben. Der Kandidat hat »17 und 4« Fragen zur Verfügung, um mit den erhaltenen Antworten die Lösung zu fi nden, die nur »Ja« oder »Nein« lauten dürfen, was alles schön binär macht.
    Anstelle dieser klassischen Form hat Wheeler nun empfohlen, eine Quantenversion zu spielen. Sie ist dadurch charakterisiert, dass am Anfang nicht feststeht, was der Kandidat zu erraten hat. Vielmehr ergibt sich die Lösung – das Gesuchte – erst durch die Antworten. Es entsteht im Spiel durch die Mitspieler. Der Kandidat (das Subjekt) erschafft durch seine Fragen (in Kombination mit den Antworten) erst das Objekt, das es zu erraten bzw. erkennen gilt.
    Die Quantenversion ist natürlich anstrengender als die klassische Form. Aber auch spannender. Alle müssen alle Antworten mit bedenken. Subjekt und Objekt gehören zusammen. Sie sind nicht zu trennen, ganz so, wie es die Quantensprünge wollen.

3
Carl Friedrich von Weizsäcker (1912–2007)
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Physiker, Philosoph, Friedensforscher
    »Ich wollte erst Lokomotivführer, dann Astronom werden. Mit zwölf Jahren das Erlebnis der Nacht des 1. August 1924: In den Sternen des Himmels ist Gott gegenwärtig, und sie sind Gaskugeln; wie gehört das zusammen? Wissenschaft und Religion waren einander begegnet. Das Problem der theoretischen Philosophie war gestellt. Mit vierzehn brachte mich Heisenberg mühelos aus der Astronomie zur Physik als der eigentlichen philosophischen Wissenschaft.«
    Es ist Carl Friedrich von Weizsäcker, der hier als bereits berühmter und erfahrener Mann aus seinem überreichen Leben erzählt, das 1912 in Kiel als Sohn von Ernst von Weizsäcker, des späteren Staatssekretärs im Auswärtigen Amt, begann. In der Familie Weizsäcker gab es insgesamt vier Kinder, zu denen auch Carl Friedrichs jüngerer Bruder Richard gehört, der als CDU-Politiker einmal Bundespräsident unseres Landes war – etwas, das Carl Friedrich vor ihm hätte werden können, als die SPD unter Willy Brandt ihn 1970 als Kandidaten für dieses Amt der Bundesversammlung vorschlagen wollte, was er aber dankend ablehnte.
    Wir gehen an den Anfang zurück und lesen in dem biografischen Text weiter, in dem etwas später an anderer Stelle genauer zu erfahren ist, was es mit dem jugendlichen Erlebnis der Nacht auf sich hatte: »Zu meinem 12. Geburtstag, im Juni 1924, wünschte ich mir eine drehbare, also auf Tag und Stunde einstellbare Sternkarte. Mit meiner Karte entwich ich von den Menschen in die warme, wunderbare Sternennacht, ganz allein. Das Erlebnis einer solchen Nacht kann man in Worten nicht wiedergeben, wohl aber den Gedanken, der in mir aufstieg, als das Erlebnis abklang. In der unaussprechlichen

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