Die historischen Romane
Hals voran ins Wasser. Das Wasser dringt nicht ein, weil noch Luft in der Flasche ist. Saug die Luft heraus, verschließ die Flasche mit dem Daumen, damit keine andere Luft eindringt, tauche sie ins Wasser, zieh den Daumen weg, und das Wasser dringt ein, wo du eine Leere geschaffen hast.«
»Das Wasser steigt, weil die Natur so agiert, dass keine Leere entsteht. Die Leere ist widernatürlich, und was wider die Natur ist, kann es nicht in der Natur geben.«
»Aber während das Wasser steigt, und das tut es ja nicht mit einem Schlag, was ist dann in dem Teil der Flasche, der sich noch nicht wieder gefüllt hat, seit die Luft herausgesogen worden ist?«
»Wenn man die Luft heraussaugt, beseitigt man nur die kalte Luft, die sich langsam bewegt, aber man lässt einen Teil der warmen Luft, die sich schnell bewegt, in der Flasche. Das Wasser dringt ein und treibt die warme Luft sofort hinaus.«
»Dann nimm eine Flasche voll Luft und erhitze sie, so dass sie nur warme Luft enthält. Dann tauch sie mit dem Hals voran ins Wasser. Obwohl sie nur warme Luft enthält, dringt kein Wasser ein. Also hat die Wärme der Luft nichts damit zu tun.«
»Ach ja? Dann nimm die Flasche erneut und mach in ihren Boden, auf der bauchigen Seite, ein Loch. Tauche sie mit der Seite des Loches voran ins Wasser. Das Wasser dringt nicht ein, weil Luft in der Flasche ist. Nun setz die Lippen an den Flaschenhals, der außerhalb des Wassers geblieben ist, und sauge die ganze Luft heraus. Im gleichen Maße, wie du die Luft heraussaugst, steigt das Wasser durch das Loch am Boden herauf. Nun zieh die Flasche aus dem Wasser und halte dabei den Hals verschlossen, so dass die Luft nicht hineinkann. Du wirst sehen, das Wasser bleibt in der Flasche und kommt nicht durch das Loch am Boden heraus, weil die Natur es verabscheuen würde, eine Leere in der Flasche zu lassen.«
»Das Wasser fließt deshalb nicht heraus, weil es zuerst hochgestiegen ist, und ein Körper kann keine Bewegung machen, die der ersten entgegengesetzt ist, wenn er nicht einen neuen Anstoß erhält. Nun pass auf. Steck eine Nadel in eine pralle Blase, lass die ganze Luft entweichen, pffft, dann verstopfe sofort das Loch, das die Nadel gemacht hat. Jetzt nimm die Blase mit spitzen Fingern an zwei Seiten und zieh sie auseinander, wie wenn du die Haut hier auf deinem Handrücken hochziehst. Du siehst, wie die Blase sich öffnet. Und was ist jetzt in der Blase, nachdem du ihre Wände erweitert hast? Leere!«
»Wer hat gesagt, dass die Wände der Blase sich voneinander lösen?«
»Probier's doch.«
»Nein, ich bin kein Mechanikus, ich bin ein Philosoph, ich ziehe meine Schlüsse durch bloßes Denken. Wenn deine Blase sich tatsächlich erweitert, dann deshalb, weil sie Poren hat, durch die nach dem Entweichen der alten Luft bereits wieder ein wenig neue Luft eingedrungen ist.«
»Ach ja? Also erst einmal, was sind Poren, wenn nicht kleine Leerräume? Und wie kann die Luft von alleine durch sie eindringen, wenn sie durch keinen Anstoß in Bewegung versetzt worden ist? Und wie kommt es, dass die Blase, wenn du die Luft aus ihr entfernt hast, sich nicht spontan wieder aufbläht? Und wenn es da Poren gibt, warum hat die Blase, als sie prall gefüllt und gut verschlossen war und du sie gedrückt hast, um der Luft in ihr einen Bewegungsanstoß zu geben, ihre Luft nicht durch diese Poren verloren? Einfach deshalb, weil Poren zwar kleine Leerräume sind, aber kleiner als die Korpuskeln der Luft.«
»Drück noch stärker auf die Blase, und du wirst schon sehen. Oder lass die Blase ein paar Stunden lang prall in der Sonne liegen, und du wirst sehen, wie sie langsam von selber schlaff wird, weil die Wärme die kalte Luft in warme Luft verwandelt, die schneller entweicht.«
»Jetzt nimm eine Flasche ...«
»Mit Loch am Boden oder ohne?«
»Ohne. Tauch sie ganz ins Wasser, schräg geneigt. Du siehst, dass im gleichen Maße, wie das Wasser eindringt, die Luft herauskommt und blubb blubb macht, womit sie ihre Existenz bekundet. Nun zieh die Flasche heraus, leere sie, saug alle Luft heraus, halte die Öffnung mit dem Daumen zu, tauche die Flasche wieder schräg geneigt ins Wasser und zieh den Daumen weg. Das Wasser dringt ein, aber man hört und sieht keinerlei blubb blubb. Weil drinnen die Leere war.«
An diesem Punkt unterbrach der Poet die beiden Streithähne, um daran zu erinnern, dass Ardzrouni sich nicht ablenken lassen dürfe, denn bei all diesem blubb blubb und diesen Flaschen seien sie alle
Weitere Kostenlose Bücher