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Die Hoffnung ist gruen

Die Hoffnung ist gruen

Titel: Die Hoffnung ist gruen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antje Szillat
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mit geballten Händen. Und sie machte sich entsetzliche Vorwürfe, weil sie sich so sehr gewünscht hatte, dass Amelie wieder aus Marius’ Leben verschwinden würde. Aber doch nicht so. Sie hatte doch nicht gewollt, dass Amelie stirbt.
    Lisa hätte so gerne mit Marius über alles geredet, ihm von ihrem Kummer und den Träumen erzählt, die sie seit Amelies Tod Nacht für Nacht heimsuchten. Aber Marius hatte nur noch weggewollt. Ohne sie. Alles hinter sich lassen und mit dem, was geschehen war, abschließen. Am Ende war ihm das auch gelungen, durch seinen Fußball.
    Doch Lisa hatte es auch geschafft, hatte sie sich eingebildet. Allerdings zu einem hohen Preis, denn der
charmante Colin
hatte recht bald sein wahres Gesicht gezeigt. Hart und erbarmungslos. Ein eiskaltes Arschloch, das nur ein Ziel kannte: Jeder und alles musste sich ihm und seinen Wünschen unterwerfen.
    Am Anfang hatte Lisa noch gedacht, dass er nur eine schlechte Phase hätte. Vielleicht hatte er Probleme mit seiner Firma und war deshalb so mies drauf. Sicherlich würde bald wieder alles gut werden. Doch nichts wurde gut, ganz im Gegenteil. Colin wurde immer brutaler und rücksichtsloser. Inzwischen wollte Lisa nur noch weg. Aber wohin? Wohin konnte sie gehen? Bestimmt nicht zu ihrem versoffenen Vater zurück. Sie hätte zu Nele und Haro gehen können. Ihnen alles erzählen und bei ihnen wohnen bleiben können, bis sie alt genug war, um auf eigenen Beinen zu stehen. Aber sie schämte sich. Und außerdem hatte sie schreckliche Angst vor Colin. Einen Colin Gräfling verließ man nicht so einfach. Niemals! Der Gedanke allein war schon strafbar.
    Lisa ging zum Waschbecken hinüber, drehte den Hahn auf und wusch sich das Gesicht.
    Anschließend kämmte sie sich die Haare, schminkte sich und zog sich ihre Klamotten an. Bevor sie die Badezimmertür aufschloss und in den Flur hinaustrat, atmete sie noch einmal tief durch.
    â€žNa endlich“, rief ihr Colin vorwurfsvoll entgegen. „Aber warum hast du dich angezogen? Zieh die Klamotten wieder aus, Schätzchen. Du bekommst gleich Besuch.“

    Ich hatte total überreagiert. Das wusste ich. Und dafür schämte ich mich. Dennoch hatte ich keine andere Möglichkeit gesehen. Keine andere Wahl gehabt.
    Ich war ins Badezimmer gegangen und hatte mir den Dreck von den Händen gewaschen. Karim war mir hinterhergerannt. Wollte ums Verrecken keine Ruhe geben. Aber genau das brauchte ich im Moment. Ruhe, absolute Ruhe, damit ich über alles nachdenken konnte. Damit ich in mich hineinhorchen konnte, um festzustellen, wie mein Körper, mein Inneres auf diese Nachricht reagierte.
    Es war kein Penner aus der Kartloher-Berg-Siedlung, wie Amelies Eltern immer behauptet hatten. Das hatte ich schon mal begriffen. Aber ich spürte keine Erleichterung, kein bisschen. Nur warum? Ich hatte keine Möglichkeit, darüber nachzudenken. Karim wollte einfach nicht aufgeben, einfach nicht begreifen, dass ich alleine sein musste und absolut nicht mit ihm reden wollte – und konnte.
    â€žWas ist denn geschehen? Sag doch was! Warum sind deine Hände voller Erde? Warum deine Haare wieder nass? Hast du dich mit dem Münkel gestritten? Was hat er denn von dir gewollt? Du bist ja ganz weiß. Kann ich dir irgendwie helfen? Nun sag doch endlich was!“
    Er fragte und fragte und redete und redete, bis ich mich zu ihm umdrehte, die Faust ballte und ihm damit mitten in sein fragendes Gesicht schlug.
    Es knirschte entsetzlich. Mir war sofort klar, dass ich ihm das Nasenbein gebrochen hatte.
    Karim presste sich die Hand auf die Nase und ging stöhnend in die Hocke. Blut rann zwischen seinen Fingern hindurch und lief an seiner Hand und am Arm hinunter.
    â€žScheiße“, murmelte ich. „Das … das wollte ich nicht. Ich …“ Weiter kam ich nicht. Herr Münkel war mir gefolgt. Er stand in der Tür und fing sofort an zu schreien. „Sag mal, bist du eigentlich total bescheuert?!“
    Ich schaute von dem auf dem Boden knienden Karim zu ihm auf. Unsere Blicke trafen sich. In seinem lag so viel Enttäuschung, dass ich sofort die Augen wieder senkte.
    Ich bückte mich, wollte Karim wieder auf die Beine helfen. Er schlug nach mir. Krächzte mit schmerzvoll verzerrter Stimme: „Verpiss dich, du Arsch, und fass mich bloß nicht an!“
    Ich machte einen Schritt zurück. Herr Münkel schob mich noch weiter zur

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