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Die Hofnärrin

Die Hofnärrin

Titel: Die Hofnärrin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippa Gregory
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ausgegeben worden, und ihre Diener konnten nicht
bezahlt werden und können nichts auf dem Markt kaufen. Man kommt sich
bei Hofe vor wie in einem Gespensterschloss, und seit sie sich
zurückgezogen hat, gibt es niemanden mehr, der die Höflinge im Zaum
hält.«
    Es versetzte mir einen Stich zu hören, dass Königin Maria so
schlecht bedient wurde und ich derweil meine Zeit mit Lady Amy Dudley
vertat. »Wer ist denn bei ihr?«
    »Nur eine Handvoll ihrer Hofdamen. Niemand weilt zurzeit gerne
bei Hofe.«
    »Und Prinzessin Elisabeth?«
    »Sie kam sehr prächtig einhergeritten«, berichtete der Bote.
»Ist sehr angetan von Mylord.«
    »Wer sagt das?«
    »Das braucht niemand zu sagen. Es ist allgemein bekannt. Sie
gibt sich auch keine Mühe, es zu verbergen. Sie zeigt es ganz offen.«
    »Wie zeigt sie es?«
    »Reitet jeden Morgen mit ihm aus, speist zu seiner Rechten,
wählt ihn zum Tanzpartner, lässt kaum die Augen von ihm, liest über
seine Schulter seine Briefe mit, lächelt ihn an, als hüteten sie
mitsammen einen Spaß, geht mit ihm auf der Galerie spazieren und redet
mit gedämpfter Stimme, wirft jedoch ständig Blicke über die Schulter,
sodass jeder Mann von ihr bezaubert wird und sie für sich haben möchte.
Ihr wisst schon!«
    Ich nickte. Ich hatte schon einmal erlebt, wie Elisabeth den
Ehemann einer anderen Frau zum Objekt ihrer Begierde auserkoren hatte.
»Ich weiß es nur zu gut. Und er?«
    »Ist auch sehr von ihr angetan.«
    »Wird er herkommen, was glaubst du?«
    Der Bote kicherte. »Erst, wenn die Prinzessin ihn lässt. Er
steht ihr voll und ganz zur Verfügung. Ich glaube nicht, dass er sich
von ihr trennen kann.«
    »Er ist doch kein grüner Junge«, sagte ich mit plötzlich
aufflammendem Ärger. »Er ist doch sein eigener Herr, wie ich hoffe.«
    »Und sie ist kein dummes Mädchen«, entgegnete der Mann. »Sie
ist die zukünftige Königin von England, und sie kann ihre Augen nicht
von unserem Lord lassen. Was also, glaubst du, wird daraus entstehen?«
    Da ich im Hause absolut nichts zu tun hatte,
widmete ich meine Zeit dem Kind Danny und dachte ständig an seinen
Vater. Ich beschloss, Daniel zu schreiben und den Brief an die alte
Londoner Geschäftsanschrift meines Vaters zu adressieren. Falls Daniel
nach England kam, um mich zu suchen, oder wenn er jemanden schickte,
würde er dort gewiss als Erstes suchen. Eine Abschrift des Briefes
wollte ich an Mylord schicken und ihn bitten, sie nach Calais
weiterzuleiten. Sicherlich wurden doch Emissäre dorthin geschickt?
    Lieber Ehemann,
    es ist sonderbar, dass wir nach
allem, was wir durchgemacht haben, schon wieder getrennt sind. Wieder
einmal bin ich in England und Du in Calais, doch dieses Mal, glaube
ich, schwebst Du in größerer Gefahr als ich. Ich bete jede Nacht, dass
Du gesund und wohlbehalten sein mögest.
    Ich hatte das Glück, einen Platz
auf dem englischen Segler angeboten zu bekommen, der Lord Robert
gehört, und im Durcheinander der Kämpfe hielt ich es für das Beste,
sein Angebot anzunehmen. Nun jedoch wünschte ich, ich hätte Dich vorher
gefunden, aber ich wusste nicht, wie ich das anstellen sollte, Daniel.
Außerdem musste ich noch an das Wohlergehen eines anderen Menschen
denken. Die Mutter Deines Kindes wurde vor meinen Augen von einem
französischen Kavalleristen getötet, aber ihre letzte Handlung war, mir
Deinen Sohn in die Arme zu legen. Er ist nun bei mir, und ich sorge für
ihn, als wäre er mein eigenes Kind. Er ist gesund und munter, spricht
jedoch noch nicht. Wenn Du mir Antwort geben kannst, könntest Du mir
dann sagen, was ich in dieser Sache unternehmen soll? Hat er vorher
gesprochen? Und welche Sprachen kennt er?
    Er isst gut und gedeiht prächtig
und läuft immer besser. Wir leben in Chichester in Sussex bei Lord
Dudleys Ehefrau, bis ich einen Dienst antrete. Ich möchte gern wieder
bei Hofe sein oder bei der Prinzessin Elisabeth, wenn sie mich
wiederhaben will.
    Ich wünschte mir wirklich sehr,
Dich in dieser Sache um Rat fragen zu können. Ich wünsche mir so sehr,
dass Du hier wärest oder ich bei Dir. Ich bete darum, dass Du in
Sicherheit bist, Daniel, und ich möchte Dir jetzt etwas sagen, das ich
Dir längst hätte gestehen sollen: Ich habe niemals aufgehört, Dich zu
lieben, auch nachdem ich Dein Haus verlassen hatte. Ich liebte Dich
damals, und ich liebe Dich jetzt. Ich wünschte, wir hätten damals
zusammenbleiben können, ich wünsche jetzt, dass wir zusammen sind.
Sollte Gott mir noch einmal eine Chance mit Dir

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