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Die Hofnärrin

Die Hofnärrin

Titel: Die Hofnärrin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippa Gregory
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geben, Daniel, dann
möchte ich nichts lieber, als ganz Deine Frau zu sein.
    Deine Frau (wenn ich mich so
nennen darf?)
    Hannah Carpenter
    Dann schickte ich den Brief mit einer kurzen
Erläuterung an Mylord.
    Mylord,
    Eure Frau war sehr liebenswürdig
zu mir, aber ich habe ihre Gastfreundschaft schon viel zu sehr
strapaziert. Bitte gebt mir die Erlaubnis, an den Hof zu kommen oder zu
fragen, ob Prinzessin Elisabeth mich wieder in ihre Dienste nehmen
würde.
    Hannah Green
    Ich hörte nichts von Daniel, hatte
allerdings auch kaum darauf gehofft. Was ich nur nicht wusste: War dies
das Schweigen der Entfernung oder das Schweigen des Todes? War ich nun
Witwe oder treuloses Weib, das seinen Mann im Stich gelassen hatte,
oder wollte er nichts mehr mit mir zu tun haben? Ferner wartete ich auf
Nachricht von Mylord, doch auch er ließ nichts von sich hören.
    Anhand meiner eigenen Gefühle erkannte ich, dass auch Lord
Roberts Frau auf ihren Mann wartete. Beide schauten wir auf, sobald wir
einen Reiter den Weg zum Haus hinaufgaloppieren hörten. Beide starrten
wir aus dem Fenster, wenn sich der frühe Winterabend herabgesenkt
hatte, wenn wieder ein Tag vergangen war, ohne dass Mylord etwas von
sich hören ließ. Tag um Tag sah ich, wie Amy Dudleys Hoffnungen auf ein
Wiedersehen schwanden. Sie mochte ein wenig schwerfällig im Denken
sein, doch mittlerweile musste auch sie begriffen haben, dass die
Liebe, die Mylord als junger Mann für sie empfunden hatte, zunächst
durch seinen Ehrgeiz gelitten hatte – als er sich den
Machenschaften seines Vaters anschloss und Amy zurückließ –
und am Ende den Todesstoß durch seine Haft im Tower erhielt, denn
seitdem hatte er sich nur noch um seine eigenen Belange gekümmert. In
jenen Jahren, als er um seinen klaren Verstand kämpfte, weil die
Einsamkeit der Kerkerhaft und die ständige Drohung des über ihm
schwebenden Todesurteils ihn fast verrückt machten, war seine Frau das
Letzte, an das er gedacht hatte.
    Auch ich wartete auf Lord Robert, jedoch nicht als verliebte,
nörgelnde Frau. Ich wartete auf ihn, weil er mich aus dieser
langweiligen Häuslichkeit befreien konnte. Ich war daran gewöhnt, mein
eigenes Geschäft zu führen, alles, was ich benötigte, von meinem
eigenen Geld zu kaufen. Von der widerwillig gewährten Gnade eines
anderen Menschen abhängig zu sein, ging mir sehr gegen den Strich.
Außerdem war ich daran gewöhnt, in der Welt zu leben, und selbst die
winzige, langweilige Welt des englischen Calais war aufregender als
dieser Landsitz, wo nichts sich änderte außer dem Wetter und den
Jahreszeiten, und selbst dies schien Jahre zu dauern. Zudem wollte ich
wissen, wie es der Königin in der Wochenbettkammer ging, in der
Erwartung des lang ersehnten Kindes. Wenn sie jetzt einen Sohn bekam,
würde das Volk ihr den Verlust von Calais verzeihen, den schrecklich
harten Winter, ja sogar die Epidemien, die das Land in der kalten,
nassen Jahreszeit heimgesucht hatten.
    Endlich traf eine kurze Nachricht vom Hofe ein.
    Komme nächste Woche. RD
    Amy Dudley reagierte sehr würdig und kühl.
Sie trug den Dienern nicht auf, das Haus vor seiner Ankunft auf den
Kopf zu stellen, sie lud weder Pächter noch Nachbarn zu einem
Festbankett ein. Sie achtete lediglich darauf, dass Tafelsilber und
Zinnkrüge auf Hochglanz poliert waren und dass ihr Bett mit dem besten
Leinen bezogen wurde, doch andere Vorbereitungen traf sie für Mylords
Rückkehr nicht. Nur ich bemerkte, dass sie die Ohren spitzte wie ein
Hund, der auf seines Herrn Schritt auf der Schwelle lauscht; niemand
außer mir nahm ihre Anspannung wahr – vom frühen Morgen, falls
er diese Stunde für seine Ankunft wählte, bis zur Dämmerung, wenn er
immer noch kommen konnte. Amy gewöhnte sich an, bei Einbruch der
Dämmerung zu Bett zu gehen, als wären die Tage des Wartens so
unerträglich, dass sie wenigstens die Stunden, in denen Lord Robert
nicht zu erwarten war, im Schlaf verbringen wollte.
    Endlich, am Freitag, als wir ihm nichts mehr vorsetzen konnten
außer Karpfen aus dem Burggraben, sahen wir Lord Roberts Zug den Weg
entlangkommen. Hinter der Dudley-Standarte ritt die Abteilung Reiter im
Gleichschritt und in schmucker Uniform hinter ihrem Gebieter her, der
strahlend wirkte wie ein junger Gott. Und gleich hinter Lord
Robert – ich blinzelte gegen die niedrig stehende Wintersonne,
weil ich meinen Augen nicht trauen wollte – ritt John Dee, der
ehrwürdige und hoch geachtete katholische Kaplan von Bischof

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