Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Horde 1 - Der Daemon des Kriegers

Die Horde 1 - Der Daemon des Kriegers

Titel: Die Horde 1 - Der Daemon des Kriegers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ari Marmell
Vom Netzwerk:
vereinzelt die Straße säumten, schienen bald mehr zu werden, sich bedrohlich zu ihm zu neigen, und auf einmal hatte er das Gefühl, dass er erneut durch den immer schmaler werdenden Korridor im Forst des Theaghl-Gohlatch ritt, während die Sidhe ihn von allen Seiten verhöhnten.
    »Das ist kein angenehmer Ort«, erklärte Tyannon, die neben ihm ging. Sie trug trotz der eisigen Kälte und des Frostes auf der Straße ein leichtes Sommerkleid und hinterließ keine Fußabdrücke im Schnee. »Ich bin froh, dass ich die Kinder nicht mitgebracht habe.«
    »Du bist nicht hier«, erklärte Corvis und versuchte mit einem Blinzeln, die Erscheinung zu vertreiben.
    »Wahrscheinlich hast du recht«, antwortete seine Frau mit einem Achselzucken, das ihr langes braunes Haar auf und ab schwingen ließ, was ihn schon immer fasziniert hatte. »Andererseits bist du eigentlich auch nicht hier«, erklärte sie und deutete auf die dunklen Bäume. »Vielleicht wäre es zutreffender, zu sagen, dass dieser Mann hier gar nicht du ist.«
    »Das weiß ich, glaube ich. Also, da du nun schon mal hier bist, auf eine gewisse Art sozusagen, was willst du?«
    »Eine Million Golddukaten und den Sinn des Lebens.« Es war ein alter Scherz, mit dem sie sich gegenseitig aufgezogen hatten, noch bevor sie geheiratet hatten. Als Corvis diese Worte jetzt hörte, besserte sich seine Laune beträchtlich.
    »Aber vielleicht«, sagte die nicht anwesende Tyannon ernsthaft, »sollte ich dir die Frage stellen.«
    »In diesem Moment? Ich möchte mich einfach nur hinlegen und ein paar Monate schlafen. Mir tut alles weh. Ich habe mehr Schmerzen, als ich es jemals für möglich gehalten hätte.«
    »Du wirst das durchstehen«, erwiderte sie ernst. Ihre seelenvollen Augen blickten in die seinen, und der Kriegsfürst wünschte sich unwillkürlich, seine Frau wäre wirklich bei ihm. Bei den Göttern, er hatte sie schon so lange nicht mehr gesehen! »Du wirst das durchstehen«, wiederholte Tyannon, »und du wirst zu uns zurückkehren. Ich liebe dich.«
    »Wirklich?«, fragte er. Seine Stimme klang brüchig. »Wirst du mich auch noch lieben, nachdem ich deinen Bruder getötet habe?« Es war das erste Mal, dass er seine Schlussfolgerung in Worte fasste.
    »Jassion? Warum solltest du Jassion töten?«
    Corvis seufzte. »Er ist Audriss, Tyannon. Ich weiß nicht, wie das geschehen konnte oder warum, aber Jassion ist Audriss.«
    »Oh.«
    Sie gingen schweigend eine Weile nebeneinanderher. »Wenn das wahr ist«, sagte Tyannon leise, »dann musst du tun, was du tun musst. Ich werde es verstehen.«
    »Das hoffe ich sehr«, sagte er aufrichtig.
    »Ich muss gehen«, antwortete sie. »Du bist fast da.«
    »Das kann nicht sein«, protestierte er. »Angeblich liegt Audriss vor Pelapheron! Wir sind aber erst seit einer Woche unterwegs.«
    »Auf Wiedersehen, Corvis. Tu, was du tun musst, aber vergiss dabei bitte eines nicht, mein Liebster. Die Dinge verändern sich. Manchmal, wenn man es will, und manchmal auch, obwohl man es nicht will. Aber die Dinge verändern sich. Vergiss das nicht. Und denk daran, wir lieben dich.«
    Dann war alles verschwunden: Tyannon, der Forst, alles. Er saß wieder auf seinem Pferd, sein Körper protestierte gegen die Schmerzen, er ritt über eine vereiste Straße, während die Sonne im Westen unterging und die ersten Feuer eines riesigen Zeltlagers am Horizont auftauchten.
    Corvis, der Schrecken des Ostens, schlug die schmerzenden Hände vor sein blutbeflecktes Gesicht und weinte.
    Dasselbe riesige Zelt, groß genug, um eine ganze Kate aufzunehmen und einer Familie ein bequemes Heim zu bieten. Derselbe lange Tisch, auf dem sich möglicherweise sogar dieselben Unterlagen befanden, dazu dieselben Stühle, dasselbe Bett und dieselbe eiserne Jungfrau. Der Anführer von Corvis’ »Rettern« brachte den übel mitgenommenen Gefangenen in das Zelt, verbeugte sich kurz und verschwand.
    Man hatte ihn unmittelbar hinter der Klappe in einem Raum stehen lassen, der als Foyer hätte dienen können. Die Stühle waren etwas zu weit weg. Er hatte nichts, worauf er sich stützen oder wo er sich hinsetzen konnte. Aber was es ihn auch kosten mochte, wie nah Corvis auch am Rand seiner Kräfte war, er würde stolz und aufrecht stehen bleiben. Er würde keine Schwäche zeigen, nicht hier, nicht vor …
    »Bei allen Göttern, Lord Rebaine, Ihr seht wirklich scheußlich aus. Ich fürchte, in den Monaten seit unserem letzten Treffen ist es Euch nicht sonderlich gut

Weitere Kostenlose Bücher