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Die Horde 2 - Die Tochter des Kriegers

Die Horde 2 - Die Tochter des Kriegers

Titel: Die Horde 2 - Die Tochter des Kriegers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ari Marmell
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und einfachen Soldaten ausgekundschaftet hatte, die Botschaften und Wasser zu den Wachen an den Toren und jenen auf den Wällen brachten.
    Ebenso zu den Männern, welche die cephiranischen Kriegsmaschinen bemannten.
    Noch weniger Zeit brauchte Cerris, um einen der Bediensteten in eine Ecke zu treiben und kurz darauf seinen Platz einzunehmen. Die Leiche des Mannes entsorgte er in einer nahegelegenen Zisterne.
    Mit einem schwankenden Eimer in der Hand erklomm Cerris nur wenig später die schmale Steinstufe zur nächstgelegenen der knapp sechs Plattformen, welche die Cephiraner an den Bastionen errichtet hatten. Dann wurde sein Blick nach oben gezogen, wie vom Angelhaken eines göttlichen Fischers, während er die furchteinflößende Macht der hölzernen Monstrosität über sich betrachtete. Sie war mehrere Meter hoch, mit einem Gegengewicht ausgestattet, das schwerer war als so manches Haus, und schien lebendig zu
sein, denn sie strahlte eine ungeheure Boshaftigkeit aus. Cerris hatte Katapulte zwar mehr als einmal in Aktion gesehen und empfand beinahe ebenso viel Ehrfurcht vor ihrer verheerenden Wirkung wie vor der Magie des Kholben Shiar, aber er hatte nicht die leiseste Ahnung, wie so ein Ding funktionierte.
    Das war durchaus nicht weiter schlimm, schließlich war es nicht seine Aufgabe, diese infernalische Maschine zu bedienen.
    Im Laufe der nächsten Stunde gelang es Cerris, von jedem Soldaten, der mit für das Katapult verantwortlich war, einen winzigen Gegenstand zu ergattern. Von dem ersten einen Lappen, mit dem der Mann sich den Schweiß vom Gesicht gewischt hatte, vom zweiten ein paar Tropfen Speichel, die er vom Boden aufgelesen hatte, vom dritten ein paar Haarsträhnen, als Cerris ihm eine nicht existierende Wespe von der Schulter gewischt hatte, und so weiter.
    Im nächsten Moment war er auch schon verschwunden. Eilig stieg er die Treppen hinab und huschte durch die Straßen davon, ebenso lässig und unauffällig, wie er gekommen war.
    Einen ungestörten Platz zu finden war beinahe schwieriger, als die benötigten Utensilien zu besorgen. Bald entdeckte er ein Haus, das während der Belagerung durch die Cephiraner zerstört, aufgegeben und nie wieder bezogen worden war. Er stieg über etliche Schutthaufen und hielt sich dabei von den Wänden fern, von denen der Mörtel rieselte, da sie nur darauf zu warten schienen, einzustürzen und ihn unter sich zu begraben. Schließlich gelangte er in zwei Räume, die noch einigermaßen intakt waren, und das war mehr, als er brauchte.
    Cerris schob ein paar zerborstene Ziegelsteine zur Seite, um sich einen Platz zu schaffen, der, wenn er schon nicht
gemütlich war, ihm wenigstens nicht auch noch Schmerzen verursachte, und setzte sich auf den Boden. Zuerst legte er Spalter neben sich, so dass er die Streitaxt jederzeit leicht packen konnte. Dann breitete er sorgfältig die verschiedenen Gegenstände vor sich aus, die er von den Männern erbeutet hatte. Er legte alle in einem bestimmten Abstand voneinander und vor allem von ihm selbst hin.
    In den folgenden Stunden murmelte Cerris leise, aber stetig seltsame Silben, bis sich seine Zunge teigig anfühlte und er das Gefühl hatte, er hätte mit Eierschalen gegurgelt. Er bemühte sich, einen Bann zu beschwören, der möglicherweise der mächtigste Zauberspruch in ganz Imphallion war.

7
    Ein Großteil der Nation war der festen Überzeugung, dass Herzog Meddiras, der nicht mehr allzu junge Gouverneur von Denathere, paranoid sei. Denathere, das sogenannte Juwel von Imphallion, wurde in seiner Bedeutung nur von Mecepheum übertroffen. Sicherlich, geografisch und von der Idee her war die Stadt das Herz von Imphallion, weil dort die großen Straßen, die Verkehrsadern zusammenliefen, durch die das Lebensblut des Landes strömte. Und ja, mehr als die Hälfte der Gilden hatte innerhalb der Stadtmauern ihre größten Versammlungshallen und wichtigsten Gebäude.
    Trotzdem verhielt sich Meddiras, oder Seine Gnaden Durchgeknallt, wie manche ihn nannten, wirklich extrem. Seit ihm vor fast sechs Jahren der Titel eines Herzogs verliehen worden war, hatte er die stehende Miliz der Stadt beinahe verdreifacht. Die alten Stadtmauern waren ausgebaut worden, bis fast ganz Denathere von einer Bastion umgeben war, die größer als die von Mecepheum oder den Grenzstädten war, bei denen das Risiko einer Belagerung weit größer war. Die wenigen Abschnitte der äußeren Ringmauer, die noch nicht genügend verstärkt worden waren, lagen hinter

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