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Die Hornisse

Die Hornisse

Titel: Die Hornisse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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nun?« sagte Hammer aufgebracht. »Vier Geschäftsleute in vier aufeinander folgenden Wochen. Ein geplanter Autodiebstahl, in dessen Verlauf der Killer es sich anders überlegt? Raubüberfälle? Sprühfarbe in Gestalt einer Sanduhr auf dem Unterleib der Opfer, Automarken und -modelle, Namen, Berufe - wir haben nichts außer den verdammten Tatortfotos, und die kann alle Welt hier sehen!« Die Schlagzeile war riesig.
    DER SCHWARZE-WITWEN-MÖRDER FORDERT
    VIERTES OPFER
    »Was hätte ich tun sollen?« fragte West. »Ihn aus der Schußlinie halten.«
    »Ich bin kein Babysitter.«
    »Ein Geschäftsmann aus Orlando«, las Hammer vor. »Ein Vertreter aus Atlanta, ein Banker aus South Carolina, ein Baptistenprediger aus Tennessee. Willkommen in unserer wunderschönen Stadt.« Hammer schleuderte die Zeitung auf das Sofa. »Was machen wir jetzt?«
    »Es war nicht meine Idee, ihn mitzunehmen«, erinnerte sie West. »Was geschehen ist, ist geschehen.« Hammer setzte sich an ihren Schreibtisch, nahm den Telefonhörer ab und wählte. »Wir können ihn nicht abschieben. Stellen Sie sich vor, wie das aussähe? Zu allem übrigen auch das noch?« Ihre Augen bekamen ein zorniges Glitzern, als sich die Sekretärin des Bürgermeisters meldete. »Hören Sie zu, Ruth, holen Sie ihn. Sofort. Es ist mir egal, was er gerade macht.« Hammers lackierte Nägel trommelten auf die Schreibunterlage.
    Als West das Büro ihrer Vorgesetzten verließ, war ihre Stimmung noch weiter gesunken. Es war nicht fair. Das Leben war auch so nicht gerade leicht und West begann, sich Fragen über Hammer zu stellen. Was wußte sie schon über sie? Sie wußte, daß sie von Chicago nach Charlotte gekommen war, aus Chicago, dieser riesigen Stadt, in der sich die Menschen das halbe Jahr den Arsch abfroren und in der das Bandenwesen seine eigenen Methoden im Umgang mit den Behörden hatte. Also war Hammer hier gelandet, diesen verweichlichten, nutzlosen Ehemann im Schlepptau.
    Auch Brazil war mit seiner Situation nicht gerade zufrieden. Er bestrafte sich wieder einmal selbst, indem er die Treppe zur Stadiontribüne hinaufhetzte. Hier hatten die Davidson Wildcats jedes einzelne Footballspiel verloren, und manchmal schien es sogar, als hätten sie auch Spiele verloren, die gar nicht stattgefunden hatten. Jedenfalls ging er es an, und es war ihm gleichgültig, ob er einen Herzanfall erleiden oder morgen vor Muskelkater kaum gehen können würde. Deputy Chief West war ein Cowboy aus der Unterschicht und so sensibel wie ein Vorschlaghammer. Und Chief Hammer war ganz und gar nicht so, wie er sie sich vorgestellt hatte. Aber sie hätte ihn gestern abend wenigstens anlächeln oder eines Blickes würdigen können, um ihm das Gefühl zu geben, daß er willkommen war. Und noch einmal rannte Brazil die Stufen hinauf. Sein Schweiß hinterließ graue Flecken auf dem Beton.
    Hammer war kurz davor, den Hörer auf die Gabel zu knallen. Sie hatte einfach die Nase voll von der einfallslosen Art des Bürgermeisters, Probleme zu lösen.
    »Soweit ich weiß, geht der Gerichtsmediziner bei den Morden von homosexuellen Zusammenhängen aus«, sagte er am Telefon. »Das ist eine Vermutung«, erwiderte Hammer. »Tatsache ist, daß wir es nicht wissen. Sämtliche Opfer waren verheiratet und hatten Kinder.«
    »Eben«, sagte er hinterhältig.
    »Um Himmels willen, Chuck, kommen Sie mir damit nicht am frühen Morgen.« Hammer sah aus dem Fenster und konnte von ihrem Platz aus fast in das Büro dieses Bastards sehen. »Sie müssen zugeben, daß die Theorie hilfreich ist«, fuhr er in seinem schleppenden South-Carolina-Tonfall fort. Bürgermeister Charles Search kam aus Charleston. Er war in Hammers Alter und hatte sich schon oft gefragt, wie sie wohl im Bett wäre. Zumindest würde es sie an ein paar Dinge erinnern, die sie vergessen zu haben schien. Allem voran ihre Position. Wenn sie nicht verheiratet wäre, würde er schwören, daß sie lesbisch wäre. Er saß in seinem Ledersessel, der an einen Richterstuhl erinnerte, telefonierte mit Kopfhörer, während er Figuren auf einen Schreibblock kritzelte.
    »Die Stadt und die auswärtigen Geschäfte werden davon nicht so in Mitleidenschaft gezogen...« fing er an.
    »Wo finde ich Sie, damit ich Ihnen den Hals umdrehen kann«, sagte Hammer. »Wann hatten Sie Ihre Hirnamputation? Ich hätte gern Blumen geschickt.«
    »Judy.« Dieses Kunstwerk war ihm wirklich gelungen. Er setzte die Brille auf und betrachtete es genauer. »Beruhigen Sie sich. Ich weiß,

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