Die Hudson Saga 02 - In dunkler Nacht
Augen, die Art, wie er sein Sandwich festhielt, seinen Tee trank, lächelte und lachte. Zum Teil war es eine Suche nach mir selbst, um Ähnlichkeiten zu sehen, um Verbindungen zu spüren und mir unserer Beziehung sicherer zu werden. Welche Gesten teilten wir? Konnte jemand uns anschauen und feststellen, dass ich seine Tochter war? Würde Leanna es bald merken?
Wenn ich gar nichts von ihm gewusst hätte und Randall ihn nicht aufgespürt hätte, wäre ich dann stehen geblieben, wenn ich auf der Straße an ihm vorbeigegangen wäre, oder hätte ich ihm einen zweiten Blick zugeworfen, wenn ich ihm irgendwo, irgendwann begegnet wäre? Gab es etwas zwischen einem Vater und seiner Tochter, das sich nicht verleugnen ließ?
»Ich habe mich schon immer für diese Epoche, das Elisabethanische Zeitalter, für englische Geschichte interessiert.Wenn ich versuchte, das genauer zu analysieren, käme ich vermutlich zu dem Schluss, dass
ich versuchte, vor meiner eigenen damaligen Realität zu fliehen. Da ich ein Liebhaber von Sprache und Poesie bin, war es nur eine natürliche Verbindung zwischen Shakespeare und mir«, meinte er lächelnd.
»Meine Mutter schreibt Gedichte«, enthüllte Alexandra.
»Ja?«
»Na ja, ich versuche mich hin und wieder damit«, wehrte sie bescheiden ab.
»Wohl kaum«, widersprach mein Vater. »Sie sind schon oft in einer Reihe renommierter Literaturzeitschriften veröffentlicht worden; zuletzt erst vergangene Woche.«
»Larry, lass es nicht so wichtig klingen.«
»Das ist es für mich. Ich bin sehr stolz auf dich«, fügte er hinzu und beugte sich vor, um sie auf die Wange zu küssen.
Alexandra und William lächelten milde, als ihr Vater seine Zuneigung zu ihrer Mutter so offen zeigte. Sie waren wohlerzogen, verbargen aber ihr Bedürfnis nach Liebe, Glück und Zufriedenheit nicht. Das hübsche und elegante Zuhause, der prächtige Garten, die Wärme und Liebe, die ihre Augen funkeln und ihr Lächeln strahlen ließen, waren wunderbar zu sehen und zu spüren, aber es gab mir das Gefühl, einsamer denn je zu sein.
Es gab eine Zeit, als Mama, Roy, Beni und ich dem hier nahe kamen, aber das schien mir schon so lange her zu sein, fast ein anderes Leben und vielleicht nur ein Traum.
Konnte ich je Teil dieses Lebens werden, fragte ich mich. Die Welt meines Vaters war so vollkommen wie ein wertvoller Diamant. Für jemanden wie mich war dort kein Platz. Jemand, der so verloren und verwirrt war wie ich, konnte nur Ärger und Schmerz bringen. In dem Augenblick, in dem meine Halbschwester erfuhr, dass sie die kostbare Liebe ihres Daddys mit mir teilen musste, würde dieser Diamant zerspringen.
»Ich würde gerne eins von Ihren Gedichten hören«, bat ich Leanna.
»Lies ihr das über den Clown vor, Mummy«, drängte Alexandra.
»Ja, bitte«, sagte William.
»Vielleicht später«, wehrte sie errötend ab.
»Was ist dein Lieblingsfach, Alexandra?«, fragte ich sie.
»Ich mag Musik. Ich spiele Klarinette«, prahlte sie.
»Sie hört sich an wie ein Nebelhorn«, hänselte William sie.
»Tue ich nicht.«
»Kinder«, ermahnte Leanna sie sanft.
Nach einem abschließenden Blick voller Entrüstung benahmen William und Alexandra sich wieder perfekt und aßen auf. Ich lachte in mich hinein, als ich daran dachte, wie wirkungslos eine so sanfte Rüge bei den meisten Kindern gewesen wäre, die ich in Washington kannte. Jake, Großmutters Fahrer, würde sagen, genauso gut kann man versuchen, ein wildes Fohlen mit einem Zügel aus Nähgarn zurückzuhalten.
Leanna stellte mir weitere Fragen über die Schule für darstellende Künste. Fragen über mein Leben in Amerika schien sie absichtlich zu umgehen. Aufgrund der gelegentlichen Blicke, die sie meinem Vater zuwarf, wenn er mit mir sprach, und der Art, wie sie mich anstarrte, wenn ich antwortete, hatte ich das Gefühl, dass sie sich immer mehr wunderte über mich und ihn.Wie viel wusste sie? Wie hatte er ihr meine häufige Anwesenheit in der Nähe des Hauses erklärt?
Vielleicht war es nur Wunschdenken oder vielleicht auch nur reine Paranoia, aber in ihren Augen lag eine Neugierde, die im Laufe des Nachmittags immer deutlicher wurde.
Nach dem Tee bot meinVater an, mir seine Sammlung seltener Bücher zu zeigen.Alexandra half Leanna beim Geschirr, und William kam hinter uns her.
»Ich bin wirklich sehr froh, dass Sie sich entschlossen haben zu kommen«, sagte mein Vater.
»Ich weiß nicht genau, warum ich es getan habe«, sagte ich.
Er lachte.
»Ich denke, es ist
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