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Die Hudson Saga 02 - In dunkler Nacht

Die Hudson Saga 02 - In dunkler Nacht

Titel: Die Hudson Saga 02 - In dunkler Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
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Großtante Leonora dem Butler mit. Er steckte den Kopf hinter dem Kofferraumdeckel hervor und rang sich ein schwaches Lächeln ab. Als er Boggs einen Blick zuwarf, der ihn wütend anstarrte, bewegte Leo sich schneller. Niemand schien sich darum zu kümmern oder auch nur zu sehen, welche Mühe ihm das alles bereitete. Boggs machte keinerlei Anstalten, ihm zu helfen.
    »Da ist sie«, rief Großtante Leonora, als das Hausmädchen in der Tür erschien.Auf mich wirkte das so, als hätten der Butler und das Hausmädchen an den Fenstern stehend auf unsere Ankunft gewartet. »Mary Margaret zeigt Ihnen Ihr Quartier, meine Liebe.«
    Ich schaute die zierliche junge Frau an, die mich mit ihren sanften blauen Augen interessiert anstarrte. Sie wirkte kindlich und war höchstens einen Meter fünfzig groß. Ihre Gesichtszüge waren so winzig und so perfekt wie die einer Puppe. In ihrer dunkelblauen Uniformbluse wirkte ihr kleiner Busen eher wie vorpubertäre Rundungen. Sie war so zerbrechlich, ihre Handgelenke so schmal, dass ich mich fragte, wie sie irgendjemandes Dienstbote sein konnte. Ich glaubte schon, dass sie mich anlächeln wollte, aber als sie Boggs einen Blick zuwarf, hinderte sie ihre Lippen daran, sich zu verziehen, und eiskalte Furcht glitt über ihre Züge. Stattdessen machte sie einen kleinen Knicks und trat zurück.

    Hinter uns stöhnte Leo und quetschte einen meiner Koffer zwischen Arm und Körper. Dabei schob er die Hüfte so vor, dass das Gepäck nicht herunterrutschte. Das Gewicht der anderen beiden Koffer zog seine Schulter so herunter, dass sich auf seiner bleichen weißen Haut am Hals Falten abzeichneten, als er die Zähne zusammenbiss, um die Koffer nicht fallen zu lassen. Dennoch bot Boggs ihm keinerlei Hilfe an, und ich hatte Angst, ein Wort zu sagen.
    »Mary Margaret wird Ihnen eine passende Uniform suchen, nachdem sie Ihnen Ihr Quartier gezeigt hat, meine Liebe, und dann wird Boggs Ihnen Ihre Pflichten zuweisen. Steh hier nicht herum wie eine Wachsfigur, Mary Margaret. Sag ihr guten Tag. Sie beißt nicht, hörst du«, sagte Großtante Leonora.
    Mary Margarets Blick wanderte von ihr zu mir.
    »Hallo«, sagte sie kaum hörbar.
    »Hi.« Ich schenkte ihr mein schönstes Lächeln, aber sie schaute zu Boden und wartete.
    Wir betraten das Haus. Mich überraschte sofort, wie dunkel die Eingangshalle war. Die Wände waren burgunderrot. Überall hingen Bilder, alles dunkle Ölgemälde in dunklen Rahmen. Ein grauer Teppich bedeckte den Boden des Flurs, und ein sehr schwach leuchtender Lüster hing von der Decke.Vor uns befand sich eine Treppe, sie sich nach rechts drehte. Sie hatte eine Mahagonibalustrade, aber die Stufen sahen aus wie Stein. Als ich näher kam, bemerkte ich, dass sie mit einem dünnen silbergrauen Teppich ausgelegt war.

    Mary Margaret ging ins Haus, Leo schleppte mein Gepäck hinter uns her und ließ es dabei gegen den Türrahmen knallen. Er mühte sich wirklich ab, aber offensichtlich störte das niemanden. Anscheinend war ich die Einzige, die das bemerkte.
    »Wartet«, rief Großtante Leonora, als ich hinter Mary Margaret hergehen wollte. »Ich habe beschlossen, Rain erst das Haus zu zeigen. Dann ist es einfacher für sie, wenn Boggs ihr Aufgaben erteilt. Sobald du sie in ihr Zimmer gebracht hast, Mary Margaret, bringst du sie zu Mrs Chester und besorgst ihr einen Tee.«
    »Ja, Madam«, sagte Mary Margaret und senkte den Blick, als sei Großtante Leonora eine königliche Hoheit, die man nicht direkt anschauen durfte. Nach ihrer Antwort machte sie wieder einen winzigen Knicks wie ein Satzzeichen.
    »Hier drüben ist der Salon«, sagte Großtante Leonora.
    Ich schaute hinein, ohne einzutreten. Er hatte einen kleinen Kamin mit einem Sims aus weißem Marmor. Im Zimmer hingen rundherum eine Vielzahl romantischer Gemälde und einige Porträts von mürrisch aussehenden Frauen und streng dreinschauenden Männern in grauen Perücken. Die Fenster waren mit Vorhängen aus cremefarbener Seide dekoriert, und jeder Tisch, jeder freie Fleck war mit einem Kunstwerk belegt – Vasen, Zinnfiguren oder Miniaturen.Vor den Sesseln standen Fußschemel, die Möbel waren mit dunkelbraunem Chintz bezogen.
An der Wand zu meiner Rechten befand sich eine hohe dunkle Standuhr, deren Zeiger auf zwölf Uhr stehen geblieben waren.
    »All diese Bilder haben dieVorfahren meines Mannes gesammelt. Die National Gallery würde sie gerne in die Finger bekommen«, fügte sie mit einem kleinen Lachen hinzu.
    »Hier«, fuhr sie fort

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