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Die Hudson Saga 02 - In dunkler Nacht

Die Hudson Saga 02 - In dunkler Nacht

Titel: Die Hudson Saga 02 - In dunkler Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
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werden Sie merken, dass wir alle eine kleine Familie sind.«
    Die nächsten beiden Räume waren Klassenzimmer mit Tafeln. In einem lasen und studierten ein halbes Dutzend Schüler Der Widerspenstigen Zähmung. Ein große dünne Frau um die dreißig mit hellbraunem Haar ging mit geschlossenen Augen im Zimmer umher und lauschte der Rezitation. Hin und wieder unterbrach sie den Vorlesenden und bat ihn oder sie, zu interpretieren, was er gelesen hatte, fragte, wie es gespielt werden sollte und wie die Reaktionen der anderen Mitwirkenden auf der Bühne zu dem Zeitpunkt aussehen sollten.
    »Jeder Schüler«, flüsterte Mr MacWaine, »wird ebenso zum Regisseur wie zum Schauspieler. Wir vertreten hier die Auffassung, dass diese beiden Dinge
miteinander verwoben sind. Das ist Mrs Winecoup, die auch die Monolog-Klasse unterrichtet, an der Sie in etwa fünfzehn Minuten teilnehmen werden.« Bei ihm hörte sich das so an wie der Countdown zu einem Raketenstart. Ich spürte ein Kribbeln in meiner Brust.
    Wir folgten dem Flur zu einer anderen Treppe, die uns zum Tanzstudio im ersten Stock führte. Mr MacWaine erklärte, dass sie Wände eingerissen hatten, um diesen Raum zu schaffen. Ein großer, muskulöser schwarzer Junge absolvierte Ballettübungen. Wir beobachteten ihn eine Weile.
    »Das ist Philip Roder«, erklärte Mr MacWaine in lautem Flüsterton. »Er ist bereits in einer Aufführung von The Student Prince in Amsterdam aufgetreten. Er stammt aus London. Mrs Hudson hatte übrigens arrangiert, dass alles, was Sie brauchen, für Sie gekauft worden ist. Wenn wir in mein Büro zurückkehren, gebe ich Ihnen Ihre Trikots,Tanzschuhe, Bücher und sonstigen Accessoires.«
    »Oh, vielen Dank.«
    »In Mrs Hudson haben Sie eine echte Wohltäterin«, sagte er mit hochgezogenen Augenbrauen.
    »Ich weiß.«
    Auf dem Weg die Treppe hinunter kamen wir an der Sprechtechnikklasse vorbei. Ich sah Leslie und Catherine und zwei weitere Mädchen – eines sehr groß mit rötlich blondem Haar, das andere schlank, etwa von meiner Größe mit flachsblondem Haar -, die Sätze wiederholten, welche der Lehrer, ein dunkelhaariger
Mann von etwa fünfzig, ihnen vorsprach. Dort befanden sich auch noch zwei etwas jünger aussehende Jungen.
    »How now brown cow«, scherzte Mr MacWaine. »Worte sind hier unser Werkzeug«, erklärte er.
    Als wir in sein Büro zurückkehrten, gab er mir meine Sachen und meinen Stundenplan. Nach der Monolog-Klasse sollte ich mich bei Professor Wilheim melden, der meine Stimme testen sollte, und nach dem Mittagessen sollte ich mich einer Mrs Vandermark vorstellen, die meine Tanzfähigkeiten beurteilen sollte.
    »Auf diese Weise wissen wir genau, wo wir bei Ihnen anfangen müssen«, erklärte er. Er hieß mich noch einmal willkommen, warf einen prüfenden Blick auf seine Uhr und sagte, es sei Zeit für meinen ersten Unterricht. »Viel Glück«, wünschte er mir.
    Nachdem ich einige der Schüler gesehen hatte, fragte ich mich wirklich, was ich hier sollte. Ich fühlte mich wie jemand, der bald getestet wurde und dann als Betrüger aufflog. Morgen würden sie mich hinauswerfen und ich säße in einem Flugzeug zurück in die Staaten. Fast wünschte ich mir, dass das passierte. So nervös war ich. In Schulen für darstellende Künste wie dieser wurden die Schüler vermutlich ständig eingehend betrachtet, eingeschätzt, beurteilt und aneinander gemessen. Bei so kleinen Klassen war es unmöglich, in der Menge zu verschwinden, wie es so viele Schüler in der öffentlichen Schule getan hatten, die ich besucht hatte. In
meiner ehemaligen Schule in Washington gab es Schüler, deren Lehrer nach einigen Monaten Unterricht nicht einmal ihren Namen kannten.Was für ein Unterschied zwischen einer Schule wie dieser und einer im Ghetto.
    Leslie und Catherine waren bereits im Klassenzimmer, als ich eintraf. Die anderen beiden Mädchen, die ich im Sprechtechnikunterricht gesehen hatte, saßen hinter ihnen. Sie schauten sich um, als ich eintrat.
    »Ah, chérie «, rief Leslie, »wir warten schon auf dich. Das sind Fiona und Sarah«, sagte sie. Die Rotblonde namens Fiona lächelte mich an, aber das Mädchen mit den flachsblonden Haaren wirkte unfreundlich, misstrauisch.
    »Hallo, ich bin Fiona Thomas.« Ich nahm ihre lange schmale Hand.
    »Rain Arnold.« Ich schaute das andere Mädchen an.
    »Hallo«, sagte sie, fast ohne die Lippen zu bewegen. »Du kannst dir vermutlich denken, dass ich Sarah bin, Sarah Broadhurst.«
    Die Französinnen trugen immer

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