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Die Hudson Saga 02 - In dunkler Nacht

Die Hudson Saga 02 - In dunkler Nacht

Titel: Die Hudson Saga 02 - In dunkler Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
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ging wieder ins Bett, als ich endlich merkte, wie ich in den Schlaf sank, obwohl ich draußen wieder diese leisen Schritte hörte. Sie verklangen, als ich mich in die Arme des Schlafs sinken ließ.
    Boggs war auf, bevor mein Wecker klingelte. Ich hörte seine schweren Schritte vor meiner Tür. Schlief der Mann denn nie? Wie konnte jemand diese Art Arbeit so ernst nehmen und mit so viel Engagement verrichten? Er benahm sich so, als handelte es sich um den Buckingham Palace und als wären mein Großonkel und meine Großtante der König und die Königin von England. Mir war aufgefallen, dass er jeden Tag durch das Haus ging, manchmal sogar zweimal, und alles inspizierte. Er schien genau zu wissen, wo jedes Möbelstück hingehörte.Wenn auch nur ein Aschenbecher nicht an seinem Platz stand, blieb er stehen, um ihn zurechtzurücken. Als ich das beim Frühstück am Samstagmorgen Mrs Chester und Mary Margaret gegenüber erwähnte, nickte Mrs Chester, lachte dann und sagte: »Warte ab, bis du den weißen Handschuh siehst.«
    Der weiße Handschuh, wunderte ich mich. Ich musste nicht lange warten, um zu erfahren, was es damit auf sich hatte.
    Direkt nach dem Frühstück machten Mary Margaret und ich uns an die Arbeit, putzten Staub und
polierten die Möbel. Als wir mit dem Salon fertig waren und gehen wollten, trat Boggs auf uns zu. Ich war auf dem Weg zur Toilette neben dem Billardzimmer, wie er es angeordnet hatte.
    »Einen Augenblick«, sagte er.
    Wir blieben stehen und sahen zu, wie er in seine Jacketttasche fuhr und einen weißen Handschuh hervorzog. Er zog ihn an die rechte Hand und betrat den Salon.
    »Was macht er?«, fragte ich Mary Margaret.
    Sie schüttelte nur den Kopf, als sei es ebenfalls verboten, in Boggs’ Gegenwart miteinander zu sprechen.
    Boggs ging zu den Tischen und fuhr mit dem Handschuh über die Tischbeine. Er schaute sich die Handfläche an und wiederholte es bei Sesseln,Tischplatten und Seitenflächen von Möbeln. Er trat hinter ein Tischchen und wischte mit der Hand über die Rückseite. Dann drehte er sich uns zu und zeigte uns einen Staubfleck auf der geöffneten Hand, der quer über die weiße Handfläche verlief.
    »Und?«, sagte er.
    Mary Margaret lief schnell wieder hinein und polierte rasch hinter dem Tischchen. Er stand daneben, die Arme verschränkt, und beobachtete sie.
    »Sie erwarten von uns, dass wir jede Stelle im ganzen Zimmer sauber machen?«, fragte ich ihn.
    »Mr und Mrs Endfield erwarten das. Ich kontrolliere es nur«, erwiderte er. Er schaute sich um, nickte und verließ das Zimmer, um an der Tür zum Billardzimmer auf uns zu warten.

    »Mein Bruder hat es bei der Armee vermutlich einfacher«, sagte ich zu Mary Margaret.
    Es war nicht nötig, dass Boggs mir über die Schulter schaute, damit ich eine Toilette ordentlich putzte. Schließlich hatte ich das schon oft genug in meinem Leben getan. Aber er fand Stellen, an die ich nicht gekommen war, Stellen, von denen ich nie gedacht hätte, dass irgendjemand dort hinschauen und sich darum kümmern würde. Anscheinend besaß er einen reichlichen Vorrat an frischen weißen Handschuhen. Jedes Mal, wenn er Schmutz oder Dreck fand, zeigte er es mir oder Mary Margaret und wechselte seinen Handschuh dann, um diese Stelle erneut zu inspizieren.
    Mit ihm als Sklaventreiber, der die Peitsche schwang, dauerte es viel länger, die morgendlichen Pflichten zu erfüllen, als ich gedacht hatte. Als ich schließlich fertig war, blieb mir kaum noch Zeit, in mein Zimmer zu gehen und mich umzuziehen, viel weniger mein Haar so herzurichten, wie ich vorgehabt hatte, bevor Randall kam.
    Ich lief zurück ins Vorderhaus, wo ich wieder auf Boggs stieß.
    »Da ist ein junger Mann, der auf dich wartet«, sagte er. »Jeder, der einen Dienstboten besuchen will, wartet draußen«, fügte er hinzu. »Sei nächstes Mal hier, um ihn selbst zu begrüßen.«
    »Das wäre ich gewesen, wenn ich nicht jeden Partikel Schmutz in diesem Haus hätte lokalisieren müssen«, murrte ich.

    »Mach einfach deine Arbeit ordentlich und spar dir deine Klagen«, erwiderte er.
    Ich konnte es nicht erwarten, aus dem Haus zu kommen. Einfach nur mit ihm im gleichen Zimmer zu sein, brachte mich zum Würgen, und die Lunge tat mir weh, als litte ich unter Sauerstoffmangel.
    Randall stand in der Auffahrt und versuchte locker zu wirken. Wer wusste schon, was Boggs ihm gesagt hatte?
    »Tut mir Leid«, sagte ich. »Ich wollte dich nicht hier draußen warten lassen. Ich habe gerade erst erfahren,

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