Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Hudson Saga 02 - In dunkler Nacht

Die Hudson Saga 02 - In dunkler Nacht

Titel: Die Hudson Saga 02 - In dunkler Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
Vom Netzwerk:
die Orangerie für sie und Henry Wise gestaltete einen zwölf Hektar großen Garten.
    »Der letzte Monarch, der in Kensington Palace wohnte, war George II., dessen Gemahlin, Caroline von Ansbach, die Ausgestaltung des Hyde Parks und der Kensington Gardens beeinflusste. Gemahlin?«
    Er blieb stehen und überlegte. Dann lächelte er.
    »Ist dir klar, dass es dies vielleicht nicht gäbe, wenn er diese Frau nicht gehabt hätte?«, fragte er. »Thank heaven for little girls« , sang er jetzt mit französischem Akzent.
    Die Leute neben uns blieben mit lächelnden Gesichtern stehen und hörten zu. Seine Stimme trug quer durch die ganze Stadt, dachte ich. Wie schnell vertrieb er meine düstere Stimmung. Wir lachten beide, als wir den berühmten Round Pond erreichten, auf dem zwei kleine Jungen ihre Spielzeugboote segeln ließen. Randall schlug vor, dass wir anhielten, uns einfach aufs Gras setzten und eine Weile zuschauten. Ich saß da, die Arme um die Knie geschlungen, und schaute mich unter den wunderschönen Blumen um. Abgesehen vom Lachen und Rufen der Kinder war nur wenig zu hören.Wie weit entfernt die sorgenvolle Welt jetzt erschien.
    Mit sehnsüchtigem Lächeln beobachtete Randall, wie die kleinen Jungen um den Teich herumliefen. Er erinnerte mich an einen alten Mann, der träumte, er sei wieder jung.

    »Wie ist das dort, wo du herkommst?«, fragte ich.
    »Toronto? Wir wohnen in einem vornehmen Stadtteil. Ich habe immer Privatschulen besucht, so wie meine Schwester und mein Bruder jetzt. Wie gesagt, mein Vater ist ein erfolgreicher Börsenmakler mit Kunden bis nach Hongkong.«
    »Und deine Mutter?«
    Mütter faszinierten mich im Augenblick viel mehr als Väter, vielleicht weil sich meine leibliche Mutter als solch eine Enttäuschung herausgestellt hatte.
    »Meine Mutter ist Künstlerin«, sagte er und spielte dabei mit einem Grashalm, als sei es ein Pinsel.
    »Wirklich?«
    »Also, sie möchte eine sein. Sie hat schon einige Gemälde und ein paar kleine Skulpturen verkauft, aber hauptsächlich an Freunde der Familie. Eine der Galerien in Toronto hat ihre Werke vor einem Jahr ausgestellt.« Er lächelte. »Ich glaube, Dad hatte etwas damit zu tun. Wenn Mutter das gewusst oder auch nur geahnt hätte, hätte sie ihr Werk binnen einer New Yorker Minute dort herausgeholt.«
    »Eine New Yorker Minute?«
    »Kennst du den Ausdruck nicht? Dad benutzt ihn ständig. Es bedeutet, schneller als sonst irgendwo. Vermutlich weil die New Yorker es immer so eilig haben.« Er hielt den Kopf schief. »Bist du noch nie in New York gewesen und die Leute haben dich angestoßen, weil sie in aller Eile den Bürgersteig entlangrasen?«
    »Nein.«

    »Nein? Du kommst nach London, aber du bist noch nie in New York gewesen?«, fragte er verblüfft.
    »Ich hatte nicht immer diese Möglichkeiten«, sagte ich. »Für mich war es genauso schwierig, nach New York zu reisen wie nach London.«
    »Hm? Das verstehe ich nicht.«
    Er wartete, während ich sorgfältig meine Worte wählte. Ich wusste, was er dachte.Wie konnte ich in England eine so teure Schule besuchen, wenn ich in Amerika aus ärmlichen Verhältnissen kam?
    »Ich nehme an einem Förderprogramm teil, das von reichen Leuten finanziert wird. Man könnte sagen, ich habe in der Lotterie gewonnen oder so was«, fügte ich hinzu.
    »Du meinst, du hast an einem Wettbewerb teilgenommen, dessen Hauptgewinn war, in London auf diese Schule zu gehen?«
    »So was in der Art.«
    »Also ist es eine Art Stipendium? Hast du etwas vorgeführt? Etwas gesungen, um zu gewinnen?«
    »Ich habe etwas vorgeführt«, sagte ich und spürte, dass Bitterkeit mich durchdrang wie der Geschmack eines faulen Apfels. »Das tue ich immer noch.«
    Er schaute mich noch verwirrter an.
    »Das habe ich nicht ganz verstanden«, meinte er kopfschüttelnd.
    Ich schaute ihn an. Dabei spürte ich selbst das Feuer in meinem Blick, als in mir Erinnerungen hochkochten, die ich lieber hätte ruhen lassen.
    »Ich stamme aus einer sehr armen Gegend in Washington,
D.C. Meine Familie wohnte in einem mit öffentlichen Mitteln finanzierten Wohnblock.«
    »Was war mit deinen Eltern?«
    »Mein Vater war ein Trunkenbold, der ständig seine Jobs verlor oder sein Geld verschwendete. Meine Mutter arbeitete in einem Supermarkt.«
    Er nickte, aber ich hatte das Gefühl, was ich ihm beschrieb, lag so weit außerhalb seiner Erfahrungswelt, dass ich ihm genauso gut die Handlung eines Science-Fiction-Films hätte beschreiben können.
    »Hast du

Weitere Kostenlose Bücher