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Die Hudson Saga 02 - In dunkler Nacht

Die Hudson Saga 02 - In dunkler Nacht

Titel: Die Hudson Saga 02 - In dunkler Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
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dass dies eine der Hausregeln ist. Gäste der Dienstboten dürfen nicht drinnen warten.« Ich warf einen Blick zurück zur Haustür. »Ich bin froh, dass er mich wenigstens atmen lässt.«
    »Ist schon in Ordnung. Es ist so ein schöner Tag«, sagte er und schaute mich so eindringlich an, dass ich Zweifel hatte, wie ich aussah.
    Er trug einen leichten türkisgrünen Baumwollpullover, ein weißes Hemd und Jeans. Das Türkis ließ seine Augen noch blauer strahlen. Ein sanfter Luftzug hob ein paar dünne Strähnen seines braunen Haares an und blies sie ihm in die Stirn.
    »Vermutlich sehe ich chaotisch aus«, sagte ich und fuhr mir mit der Hand über das Haar. »Mit diesem Drachen hinter mir dauerte es länger, als ich gedacht hätte, mit der Hausarbeit fertig zu werden. Ich musste mich schon beeilen, um mich umzuziehen.«
    Ich hatte eine Jeans und eine Bluse mit kurzen Ärmeln an. Auf dem Weg aus dem Zimmer hatte ich
mir meine hellblaue Lederjacke geschnappt. Jetzt kam sie mir zu schwer vor, aber mir graute davor, ins Haus zurückzugehen. Boggs stand vermutlich im Flur und wartete nur darauf, mir die Regel zu zitieren, dass man als Dienstbote das Haus nur einmal am Tag verlassen und betreten durfte.
    »Du siehst toll aus«, sagte Randall und lächelte sanft. Er nickte, um mir zu bestätigen, dass er meinte, was er sagte.
    Ich hatte tatsächlich das Gefühl, dass er es auch wirklich meinte, wenn er etwas sagte. Er hatte so etwas Frisches und Unschuldiges. Ich spürte nicht diese Schärfe, diese härtere oder sogar aggressivere Einstellung zum Leben, die ich bei den meisten Jungen, die ich kannte, erlebt hatte. Er war nicht so ängstlich oder unsicher, um jede Bemerkung abschirmen, jeden Blick schützen zu wollen. Er sah aus, als täte er alles zum allerersten Mal.
    Er wühlte in seiner Gesäßtasche und zog eine Broschüre hervor, die er aufschlug und mir hinhielt, um sie zu lesen.
    »Hier ist eine Liste der Sachen, die man gesehen haben muss. Wir sind hier«, sagte er und zeigte auf die Karte. »Als Erstes sollten wir zum Buckingham Palace gehen, dann zum Trafalgar Square und zur National Gallery. Wann musst du wieder zurück sein?«, fragte er, und plötzlich klingelte bei mir eine kleine Alarmglocke.
    Musste ich zum Abendessen wieder zurück sein oder hatte ich frei? Meine Großtante hatte es mir
nicht gesagt, und mir war ganz bestimmt nicht danach, Boggs zu fragen.
    »Ich weiß es nicht«, sagte ich.
    Sein Lächeln erstarrte.
    »Wie meinst du das?«
    »Ich habe Mrs Endfield nicht gesagt, wo ich hingehe. Ich weiß nicht, ob sie erwartet, dass ich zum Abendessen wieder zurück bin. Es tut mir Leid«, sagte ich. »Ich muss noch einmal hineingehen und es herausfinden.«
    »Schon in Ordnung. Ich warte«, sagte er.
    »Ich beeile mich«, versprach ich und eilte ins Haus zurück.
    Ich erwartete, Boggs würde aus einem Zimmer heraus- oder unter einem Tisch hervorspringen, wie er es normalerweise tat, aber er war nirgends zu sehen. Das Haus war ruhig, weil Mrs Chester ausgegangen war und Mary Margaret Einkäufe beim Gemüsehändler für sie erledigte. Ich überlegte einen Augenblick, ob ich meiner Großtante nicht einfach eine Nachricht hinterlassen sollte. Das beantwortete jedoch nicht wirklich die Frage, deshalb ging ich die Treppe hinauf, um zu sehen, ob Großtante Leonora in ihrem Schlafzimmer war.
    Als ich mich der Tür näherte, hörte ich etwas wie das Summen eines Kinderliedes. Ich hörte sogar ein Lachen, ein Lachen, das an das Gelächter eines kleinen Mädchens erinnerte. Ich blieb einen Moment stehen und klopfte dann.
    »Mrs Endfield? Mrs Endfield. Hier ist Rain. Kann
ich Sie einen Augenblick sprechen?«, fragte ich durch die Tür.
    Das Summen hörte auf. Ich wartete und klopfte noch einmal leise.
    »Mrs Endfield?«
    Die Stille war verwirrend. Ich wusste, dass ich auf der anderen Seite der Tür eine Stimme gehört hatte. Ich wartete und entschloss mich dann, noch einmal ein wenig fester zu klopfen. Als ich das tat, öffnete sich die Tür einen Spaltbreit.
    »Mrs Endfield?«
    Wieder wurde ich von Stille empfangen. Ich beugte mich vor und spähte in das Zimmer. Meine Großtante saß mit dem Rücken zu mir in einem Schaukelstuhl. Ihr Kopf war gesenkt, und sie hielt etwas in den Armen. Ich wollte sie gerade beim Namen rufen, als ich spürte, wie eine große starke Hand mich an der Schulter packte und herumwirbelte.
    Es war Boggs. Bevor er etwas sagte, griff er an mir vorbei und schloss energisch die Tür.
    »Wie kannst

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