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Die Hudson Saga 02 - In dunkler Nacht

Die Hudson Saga 02 - In dunkler Nacht

Titel: Die Hudson Saga 02 - In dunkler Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
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ich, dass es nur ein paar Kleidungsstücke waren, ein Rock, eine Bluse und ein Paar Schuhe.
    Noch neugieriger geworden, schob ich mich näher heran, bis ich direkt vor dem Fenster stand, aber gerade als ich mich vorbeugen und die Stirn an die Scheibe legen wollte, spürte ich, wie eine Hand meine Schulter so heftig quetschte, dass mir der Schmerz ins Rückgrat fuhr. Gleichzeitig packte mich eine andere
Hand um die Taille, ich wurde hochgehoben und vom Cottage weggedreht, als wöge ich nicht mehr als eine der Puppen dort drinnen.
    Die durch die Schatten und das Kerzenlicht verzerrten Züge wirkten noch grotesker und erschreckender. Boggs stand da und starrte mich an.
    »Was machst du hier hinten?«, herrschte er mich grollend an.
    »Nichts«, sagte ich. »Ich sah ein Licht und wollte nur wissen, was das war.«
    »Dir ist eingeschärft worden, nicht in die Nähe des Cottage zu kommen, oder? Das ist dir doch gesagt worden«, knurrte er.
    »Warum? Was gibt es denn hier schon Besonderes?«
    »Dir ist gesagt worden, du sollst dich von hier fern halten. Das geht dich nichts an. Du musst hören, was dir gesagt worden ist, verstanden?«
    Seine Finger lagen noch immer auf meiner Schulter. Ich spürte, dass sie sich zusammenzogen wie Schraubstöcke.
    »In Ordnung«, sagte ich. »Das ist sowieso albern. Lassen Sie mich gehen«, fauchte ich ihn an. Das war eine Demonstration von Mut, der nicht weit reichte, weil ich das Gefühl hatte, mein Herz sei mir in die Hose gerutscht, und die Beine zitterten mir so sehr, dass ich befürchtete, nicht gehen zu können, selbst wenn ich wollte. Boggs ließ seine Finger immer noch auf meiner Schulter ruhen und kam mir mit seinen harten, kalten Augen näher.
    »Vergiss nicht, was dir gesagt worden ist«, sagte er.
»Jetzt verschwinde dahin, wo du hingehörst«, befahl er und stieß mich vorwärts.
    Ich ging weiter, zum Teil rauchend vor Zorn, zum größeren Teil aber froh, davongekommen zu sein.Als ich vor dem Haus um die Ecke bog, schaute ich zurück. Er war verschwunden, und die Kerze brannte nicht mehr.
    Das Cottage hob sich schwach von den Schatten ab, die sich um es schlossen, als wollte die Nacht selbst alle Geheimnisse in seinen Mauern bewachen und beschützen.
     
    Es folgte eine weitere Nacht, in der ich nur unruhig schlief. Nachdem ich zu Bett gegangen war, lauschte ich auf die schweren Schritte von Mr Boggs, wenn er den Gang entlang zu seinem Zimmer ging. Er schien an meiner Tür zu zögern, mir blieb das Herz stehen, es setzte erst wieder ein, als er weiterging. Ich hatte immer noch kein Schloss an meiner Tür, obwohl mein Großonkel es versprochen hatte. Ich wollte ihn am Morgen daran erinnern.
    Ob es Teil eines Traumes oder nur Einbildung war, manchmal hatte ich während der Nacht das Gefühl, eine warme Hand berührte meine Wange und strich mir über das Haar. Ich stöhnte, drehte mich um, und dann wurde mir klar, was passiert war. Ich riss die Augen auf und drehte mich mit rasendem Herzen langsam wieder zurück, erwartete, jemanden dort stehen zu sehen. Es war natürlich sehr dunkel, aber ich wartete mit klopfendem Herzen.

    »Ist da jemand?«, flüsterte ich laut. Ich hörte nichts, aber der Wind kratzte an meinem kleinen Fenster. Schließlich schloss ich die Augen und schlief wieder ein, aber ich könnte schwören, später Schritte auf dem knarrenden Holzboden und das Öffnen und Schließen der Tür gehört zu haben. Am nächsten Morgen stand ich bei der Arbeit noch unter diesem Eindruck.
    »Sie haben mir ein Schloss an meiner Tür versprochen«, sagte ich zu Großonkel Richard, sobald ich begann, ihm und meiner Großtante das Frühstück aufzutragen.
    Großonkel Richard warf einen Blick auf seine Frau, dann richtete er sich steif auf seinem Stuhl auf.
    »Man sollte jemanden angemessen begrüßen, bevor man Forderungen stellt«, erklärte er.
    »Es tut mir Leid, aber es fällt mir sehr schwer, ohne Schloss entspannt zu sein und gut zu schlafen«, sagte ich.
    Die Hand meiner Großtante Leonora erstarrte am Griff ihrer Teetasse, während sie auf Großonkel Richards Reaktion wartete. Er räusperte sich und stellte seine Tasse ab.
    »Ich sorge dafür, dass das heute erledigt wird«, versicherte er mir.
    »Danke«, sagte ich und kehrte in die Küche zurück. Mrs Chester und Mary Margaret arbeiteten schweigend. Boggs kam herein und beobachtete uns, mich besonders. Ich ignorierte ihn, erwiderte aber einmal seinen Blick, nur um ihn wissen zu lassen, dass er
mich nicht einschüchtern

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