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Die Hudson Saga 02 - In dunkler Nacht

Die Hudson Saga 02 - In dunkler Nacht

Titel: Die Hudson Saga 02 - In dunkler Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
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uns.
    »Und?«, fragte ich.
    »Was?«
    »Hat es sich angefühlt wie ein Stein?«
    Er lachte.
    »Wohl kaum. Es fühlte sich an und schmeckte wie Zuckerwatte. Ich rufe dich morgen an, am frühen Nachmittag«, sagte er im Weggehen. Ich winkte ihm hinterher, drehte mich um und ging auf die Haustür zu.
    Plötzlich glaubte ich zu meiner Rechten einen Schatten gesehen zu haben. Ich blieb stehen und musterte die Dunkelheit.
    Mein Herz fing an zu rasen, als jemand die Lichtbahn
überquerte, die über den Rasen fiel. Das Licht fiel aus einem Fenster oben.
    »Ist da jemand?«, rief ich.
    Ich hörte nur, wie ein sanfter Luftzug hin- und herfuhr, unter die Blätter der Bäume und darüber, um das Dach herum. Dickere Wolken waren wieder herangezogen und verdeckten das spärliche Mondlicht. Die Dunkelheit fühlte sich schwerer, tiefer an, preschte vor und holte mich ein wie eine Flut schwarzen Wassers.
    Vernunft und Vorsicht rieten mir, ins Haus zu gehen und zu vergessen, was ich gesehen zu haben glaubte, aber ich mochte es nicht, dass man mir hinterherspionierte. Es reichte schon, sich ständig wie unter einem Vergrößerungsglas zu fühlen, wenn ich im Haus meine Pflichten erfüllte, aber selbst hier draußen nie auch nur das geringste bisschen Privatleben zu haben war mehr als nur ärgerlich. Das brachte mein Blut fast bis zum Siedepunkt in Wallung. Wenn dieser Mr Boggs dort lauerte, um zu beobachten, was ich tat, und zu berichten,dass ich jemanden geküsst hatte, dann würde ich ihm ein Ding verpassen, das selbst Beni überrascht und geschockt hätte.
    Ich machte einen Schritt auf die Ecke des Hauses zu, dann einen weiteren, lauschte nach Schritten und konzentrierte mich auf die Schatten, spähte durch die Korridore der Dunkelheit auf der Suche nach einer Silhouette.Anscheinend war dort keine. Darüber war ich froh, glücklich das Ganze auf meine überreizte Fantasie zurückzuführen, aber bevor ich mich abwandte, sah ich ein Licht im Cottage.

    Eine Weile stand ich einfach da und starrte zum Cottage. Die ganze Zeit, die ich hier wohnte, war ich nie näher herangekommen als jetzt. Warum wurde so ein Theater darum gemacht? Ich schaute hoch zu dem beleuchteten Fenster im ersten Stock des Hauses. Ein schwerer Vorhang war zugezogen worden. Niemand tauchte auf, alles war sehr still auf dem Anwesen. Das Licht im Cottage flackerte. Mir wurde klar, dass es sich um eine Kerze handelte.Warum war dort drinnen eine Kerze angezündet worden?
    Von Neugierde wurden meine Augen und Füße magnetisch angezogen. Ich musste näher herangehen. Ich musste es wissen. Leise, fast so geschmeidig wie eine Katze, schlich ich durch die Schatten und das Kerzenlicht auf das kleine Gebäude zu. Hin und wieder hielt ich inne, um zu lauschen, aber ich hörte niemanden, sah niemanden. Das Kerzenlicht flackerte wieder. Schatten sprangen auf und flogen über das Anwesen wie dunkle Geister. Ein schwaches Glühen brannte durch die Finsternis an der Seite des Endfield Place und verschwand dann wie das Licht eines Streichholzes, das ausgeblasen wird. Der Wind frischte auf, pfiff durch Büsche und kleine Bäume, spann eine Krone aus kühler Luft um meinen Kopf und erhob sich dann zum immer dunkler werdenden Nachthimmel, ein Himmel ohne Sterne, in ein Leichentuch aus Schweigen gehüllt.
    Ich ging weiter, bis ich nur noch etwa drei Meter vom Vorderfenster des Cottage entfernt war. Das Kerzenlicht kam aus diesem Raum, ein wenig von
rechts. Ich sah oder hörte niemanden. Zentimeterweise beugte ich mich zum Fenster vor, um durch die gazeartigen weißen Vorhänge zu spähen. Sie klafften weit genug auseinander, um mir einen Blick in das Zimmer zu gestatten. Ich zögerte, einen Moment verwirrt über das, was ich sah, machte zwei weitere Schritte auf das Fenster zu und riss vor Staunen den Mund auf.
    Drinnen sah es aus wie in einem Puppenhaus. Alle Möbel waren auf Kleinformat reduziert, auf den Stühlen und auf dem Sofa saßen Puppen. Der runde Tisch in der Mitte war mit Teetassen und einer Kanne gedeckt. Eine der größeren Puppen schaute zum Fenster. Ihre steinbesetzten Augen fingen das Flackern des Kerzenlichtes ein und funkelten mich an. Das raubte mir einen Moment den Atem, weil die Puppe groß genug war, um für ein kleines Mädchen gehalten zu werden. Ich schaute mehr nach rechts und sah die Kerze in einem Ständer auf einem Beistelltischchen. Für den Bruchteil einer Sekunde sah es so aus, als säße jemand auf dem Boden, aber als ich genauer hinschaute, erkannte

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