Die Hudson Saga 03 - Dunkle Träume
glauben, dass sie wollte, dass der Familienname in den Dreck gezogen und auf den Titelseiten breitgetreten wird? Du kannst doch nicht glauben, dass sie und ihr Mann ihr ganzes Leben lang gearbeitet haben für so etwas, oder? Wenn du dir wirklich etwas aus ihr machen würdest und wenn dir wirklich an ihrem Erbe gelegen wäre, würdest du nicht zulassen, dass so etwas passiert.«
»Das gilt auch für jeden von euch«, entgegnete ich.
Jetzt lief Grants Gesicht knallrot an. Er lehnte sich zurück und ließ die heiße Luft durch seine leicht geöffneten Lippen entweichen.
»Möchte jemand etwas Kaltes zu trinken?«, bot ich lächelnd an.
Victoria wirkte befriedigt, als sie sich diesmal Grant zuwandte. Sie sah aus, als hätte sich bewahrheitet, was sie vorhergesagt hatte, und es gefiel ihr, Recht zu haben. Grant schüttelte den Kopf. Dann wandte er sich an meine Mutter – offensichtlich ihr verabredetes Zeichen zu beginnen.
»Willst du nicht zum Studium nach London zurückkehren?«, fragte sie.
»Ich denke schon, ja. Ich möchte auch meine Familie besser kennen lernen.«
»Wie willst du das anstellen, wenn du in einen Sumpf von einem Rechtsstreit versinkst?«, fragte sie. »Das willst du doch gar nicht, Rain. Damit solltest
du dein Leben jetzt nicht belasten. Geh mit Grant ins Arbeitszimmer und arbeite einen Kompromiss aus, damit wir das alles beilegen und wieder eine Familie sein können.«
»Eine Familie? Was denn für eine Familie? Du hast deinen Kindern doch noch nicht einmal gesagt, wer ich wirklich bin. Sie haben mich bei der Beerdigung angeschaut und sich gewundert, warum ich mehr weinte als sie!«, rief ich.
»Um das Problem werden wir uns noch kümmern«, versprach sie.
»Hmmm«, murmelte Victoria.
Sie fand, diese ganze Angelegenheit sei ein Problem, das gar nicht hätte aufgewühlt werden sollen.
»Gut. Mach das, Mutter«, sagte ich und stand auf. »Mr Sanger riet mir, euch an ihn zu verweisen, wenn ihr irgendwelche Fragen hinsichtlich des Testamentes hättet. Ich wollte gerade einen Kaffee kochen, bevor ihr auftauchtet. Möchte jemand einen Kaffee?«, fragte ich.
Alle drei starrten mich an.
»Tu das nicht, Rain«, bat meine Mutter. »Deine Mama hätte das nicht gewollt.«
Ich spürte, wie das Feuer in meinem Herzen mir ins Gesicht stieg und aus den Augen loderte.
»Du hast meine Mama kennen gelernt, Mutter«, sagte ich langsam, weil jedes Wort stach wie ein Pfeil. »Du hast gesehen, wie sie war. Glaubst du, sie war eine Frau, die vor einem Problem davonlief?«
Ich drehte mich um, bevor sie antworten konnte,
und ging hinaus. Dabei hatte ich das Gefühl, Großmutter Hudsons Augen ruhten die ganze Zeit auf mir. Ich konnte fast sehen, wie sie lächelte.
Fast sofort begann Victoria sich zu beschweren.
Ich blieb im Flur und hörte zu.
»So viel dazu, dass du sie überzeugen könntest, Megan. Dass du hier warst, hat uns kein bisschen geholfen. All das würde nicht geschehen, wenn du das nicht getan hättest«, erinnerte sie sie nur allzu gerne. »Du hast Grant in eine sehr schwierige Lage gebracht. Was werden wir jetzt tun, Grant?«, hakte sie nach.
Ihre Stimme wurde plötzlich die Stimme einer verzweifelten, viel weiblicheren Frau, die sich Hilfe suchend an ihren Mann wandte.
»Wir müssen Marty Braunstein aufsuchen. Ich hatte gehofft, das geschähe aus einem anderen Grund.«
»Mach dir keine Sorgen darüber, Grant«, beruhigte Victoria ihn. »Im Laufe der Zeit wird sie erkennen, wie lächerlich es ist, wenn sie die Mehrheitseignerin des Grundbesitzes ist. Sie ist jung und will nicht mit all dieser Verantwortung behelligt werden. Glaub mir, nach einer Weile wird sie einem Kompromiss zustimmen. Du musst deinen Ruf nicht aufs Spiel setzen«, meinte sie. »Lass mich die Dinge in die Hand nehmen. Sie will in unsere Angelegenheiten einbezogen werden. In Ordnung, ich werde sie einbeziehen.«
»Das ist eine entschlossene junge Frau«, sagte er.
»Wenn nicht so viel auf dem Spiele stünde, würde ich sie bewundern.«
Er stöhnte und stand auf. Ich hörte, wie meine Mutter schniefte.
»Zu spät für Tränen«, fauchte Victoria sie an.
Ich blieb in der Küche und fing an, Kaffee zu kochen. Als ich hörte, wie die Haustür geöffnet und geschlossen wurde, dachte ich, alle wären gegangen, aber einen Augenblick später tauchte meine Mutter in der Küchentür auf.
Sie lächelte und schaute sich um.
»Es ist so schwer, hierher zu kommen und meine Mutter nicht zu sehen«, sagte sie. Ihre dunklen Augen
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