Die Hudson Saga 03 - Dunkle Träume
ausreiten, Rain«, sagte er zu mir.
»Was? Warum denn?«
»Mir gefällt nicht, wie sie sich aufführt. Mick?«
»In Ordnung«, sagte er.
Enttäuscht beobachtete ich, wie er den Sattel auflegte und das Zaumzeug anlegte.
Rain hielt den Blick auf mich gerichtet. Selbst Mick fiel das auf.
»Sie weiß, dass etwas los ist, Jake.«
»Ja«, bestätigte er endlich lächelnd.
Als Mick im Sattel saß, bockte sie sogar. Das kam so überraschend für Mick, dass er beinahe aus dem Sattel flog.
Verlegen zog er die Zügel fest an. Sie schnaubte, wand sich und klopfte mit dem linken Vorderhuf auf den Boden. Mick drehte sie um und ließ sie vorwärts gehen, aber sie blieb immer wieder stehen, wehrte sich gegen ihn und versuchte zu mir zurückzukehren.
»Verdammt noch mal«, sagte er.
Jake schaute mich an und dann Rain. Schließlich nickte er.
»In Ordnung. Du kannst mit ihr ausreiten«, gab er nach.
Diese Worte würden ihn später in die Finsternis exzessiven Trinkens und schließlich in ein frühes Grab treiben.
Glücklich beeilte ich mich in den Sattel zu kommen. In dem Augenblick, als ich aufsaß, beruhigte Rain sich und wartete gehorsam.
»Mach es kurz«, wies Jake mich an. »Nur einmal die kleine Runde, okay?«
»Okay, Jake.« Wir starteten. »Ich werde dich vermissen, Rain«, sagte ich ihr, als wir anmutig auf den
Weg einbogen. »Wirst du dich an mich erinnern, wenn ich zu Besuch komme?«
Immer wenn ich mit ihr sprach, schaukelte Rain den Kopf auf eine Weise hin und her, als ob sie mich wirklich verstünde. Das zauberte ein Lächeln auf mein Gesicht. Ich fuhr mir mit der Hand durch das Haar, schloss die Augen, um den Wind zu spüren, und ließ ihr freien Lauf. Sie fiel in einen Galopp und wir waren auf und davon. Wie immer hatte ich das Gefühl, sie und ich wären ein Lebewesen mit koordinierten Bewegungen. Wir fielen in einen graziösen Rhythmus. Ich war mir sicher, dass Jake und Mick auch lächelten und mit dem Kopf nickten. Ich wusste, dass sie mich länger als üblich beobachteten. Jake war immer noch nervös, als ich aufgebrochen war.
Der schwere Sturm der vergangenen Tage hatte Blätter und Zweige über den Wiesen verstreut. Durch die Feuchtigkeit waren Nagetiere und andere Lebewesen herausgelockt worden, die begeistert waren über die plötzliche unerwartete Fülle von Käfern. Direkt am Fuße des Hügels, wo wir vorwärts ritten, den Hügel hinauf und wieder hinunter, um die kleine Runde, wie Jake sie nannte, zu beenden, gabelte sich der Weg jetzt auch nach rechts wegen der vielen Ritte, die ich mit Rain in diese Richtung unternommen hatte. Die Weggabelung war markiert von einigen Felsen und abgestorbenen Baumstümpfen.
Einmal hatte Mick darauf hingewiesen, ein Auge
auf Schlangen zu haben, besonders auf Mokassinschlangen.
»Man kann sie fast gar nicht sehen«, sagte er, »weil ihre Färbung es ihnen erlaubt, mit den Farben der Umgebung, besonders mit umgefallenen Bäumen, zu verschmelzen. Aber«, versicherte er mir, »wie fast alle Schlangen sind sie nicht aggressiv. Leben und leben lassen ist ihr Motto. Das Problem ist, dass Pferde das nicht wissen. Also versuchen Sie, sich fern zu halten von Plätzen, an denen Schlangen hausen könnten.«
Er meinte Felsen und Holzstämme. Normalerweise hielt ich mich ziemlich weit rechts oder links von den Wegmarkierungen, aber ich war abgelenkt und tief in Gedanken versunken über meine Entscheidungen. Normalerweise würde Rain selbst ihren Weg finden, aber Mokassinschlangen »machen sich«, wie Mick mir in seiner blumigen Sprache mitteilte, »praktisch unsichtbar. Sie bewegen sich nicht, bis sie es nicht müssen. Du könntest auf eine Mokassinschlange treten, ohne es zu wissen.«
Rain tat genau das. Mokassinschlangen, besonders die jungen, lassen ihre Schwänze draußen, damit ihre Beutetiere davon angelockt werden, weil sie glauben, der Schwanz sei eine Eidechse oder so etwas, und nahe genug kommen, dass die Schlange zubeißen kann. Rain trat auf den Schwanz und die Mokassinschlange fuhr herum. Sie biss Rain nicht, aber ihr Anblick versetzte das Pferd in Panik,
die ich von den Beinen aufwärts bis ins Herz spürte.
Sie scheute und wand sich in einem panischen Versuch, außer Reichweite des vorstoßenden Kopfes der Schlange zu bleiben. So abrupt und heftig bäumte sie sich auf, dass ich den Halt verlor und aus dem Sattel flog. Ich erinnere mich nicht einmal mehr daran, auf dem Boden aufzuschlagen.
Alles, was mir in Erinnerung geblieben ist, war ein Schlag auf
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