Die Hudson Saga 03 - Dunkle Träume
sie nicht sieht, dass ich gehe.«
»Sie ist nicht mein Boss. Ich bin ihr Boss.«
»Das ist es nicht, wovor ich Angst habe. Bis später«, sagte er.
Er verwirrte mich, weil er mir keine gute Nacht wünschte. Ich hörte ihn den Flur entlanggehen, gute Nacht zu Mrs Bogart sagen und gehen. Sie kam vorbei, um zu kontrollieren, ob bei mir alles in Ordnung war. Ich bat sie, das Licht auszumachen und die Tür zu schließen. Das tat sie, und ich lag dort, verwirrt von meinen widerstreitenden Gefühlen. Ich war enttäuscht, aber auch aufgeregt, ängstlich, aber voller Verlangen.
Ein paar Minuten später hörte ich ein Geräusch an meinem Fenster. Ich drehte mich um und sah, wie es hochgeschoben wurde.
Sekunden später war Austin wieder in meinem Zimmer.
Und nur wenige Augenblicke später lag er neben mir im Bett.
KAPITEL II
Kann ich eine richtige Frau sein?
M ach dir keine Sorgen«, flüsterte er, nachdem er den Arm um mich gelegt hatte. »Ich bin nur zurückgekommen, um dich festzuhalten, bis du einschläfst.«
»Genau das macht mir ja Sorgen«, sagte ich, und er lächelte. Im warmen Schein des Mondlichtes, das durch die offenen Vorhänge fiel, strahlte sein Gesicht, in seinen Augen fing sich das Licht wie zwei kleine kostbare Steine.
Ich kuschelte meinen Kopf an seine Schulter und Brust. Er küsste mich auf die Stirn und streichelte mir das Haar.
»Dr. Snyder und ich haben über all das gesprochen«, sagte ich. »Sie versuchte mich davon zu überzeugen, dass mich trotzdem jemand lieben könnte, aber ich schrieb das ab als eine Aufmunterung, die einem eine Therapeutin sagen muss, besonders da sie selbst querschnittsgelähmt ist. Sie wollte es ebenso sehr glauben oder sogar noch mehr als ich.
Ich war auch dir gegenüber misstrauisch«, gestand
ich, »gegenüber all den netten Dinge, die du mir sagtest.«
»Du meinst, du bist das nicht mehr?«
»Ich weiß es nicht. Aber es ist ganz schön verrückt, dass du dich hier zu mir hereinschleichst.«
»Und meine Karriere aufs Spiel setze«, fügte er nickend hinzu.
»Bist du dir sicher, dass du das willst?«, fragte ich und hob meinen Kopf von seiner Brust.
»Darauf gibt es nur eine Antwort«, erwiderte er und küsste mich, diesmal fester. Dann senkte er meinen Kopf auf das Kissen und setzte sich auf, damit er sich ausziehen konnte.
Es war, wie das alles in einem Traum zu beobachten, distanziert, losgelöst, über meinem Bett schwebend. Vielleicht war ich im See gestorben und das alles war nur Wunschdenken im Leben danach. Mein Herz klopfte nicht nur. Es hämmerte und pochte gegen mein Brustbein und jagte mir das Blut in den Kopf, dass mir schwindelig wurde. Ich hatte Angst – nicht davor, mit ihm zu schlafen, sondern nicht dazu imstande zu sein, nicht in der Lage zu sein, seine Liebe und Zuneigung zu erwidern.
Es gab so viel mehr gute Gründe, warum wir das nicht tun sollten, als Gründe, es zu tun. Woran lag es, dass die Männer in meinem Leben häufiger aus dem einen oder anderen Grund verboten waren?
Als er nackt war, hob er mein Nachthemd an und zog es hoch. Dann wartete er, bis ich die Arme hochhob.
»Hab keine Angst«, sagte er.
Natürlich würde er meine Ängste verstehen. Wer könnte das besser?
Langsam hob ich die Arme, und er zog mir das Nachthemd aus. Dann legte er seinen Körper neben meinen, küsste mich und hielt mich fest. Jede Liebkosung, jeder Kuss war so behutsam, dass ich das Gefühl hatte, wir liebten uns im Zeitlupentempo. Sekunden-, minutenlang klebten wir aneinander. Die Zeiger der Uhr kämpften, um sich ein Jota vorwärts zu bewegen. Das Prickeln und die Wärme unter seinen Fingern und an jeder Stelle, die sein Körper berührte, erreichten mich wie lange vergessene Erinnerungen, die jetzt über eine breite Kluft der Finsternis reisten, um mein erregtes Gehirn zu erreichen, das überströmte vor Erwartungen und Hoffnungen.
Kann ich das? Kann ich wieder eine richtige Frau sein? Kann ich spüren, wie er heiß wird vor Vorfreude und Lust? Können wir unsere getrennten Körper in ein magisches verbundenes Lebewesen verwandeln, das Ekstase verströmt? Oder würde ich ungeschickt und unbeholfen sein und so unbefriedigend für ihn und mich selbst wie ein nicht erfülltes Versprechen – meine Küsse lösten sich in Rauch auf, meine Umarmung blieb nicht mehr als Wunschdenken?
Mein Name lag auf seinen Lippen. Als er meine Brüste umfasste und seinen Mund zu ihnen führte, fiel mein Kopf auf das Kissen zurück. Ich schloss
die Augen, damit
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