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Die Hudson Saga 03 - Dunkle Träume

Die Hudson Saga 03 - Dunkle Träume

Titel: Die Hudson Saga 03 - Dunkle Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
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dachte ich, es sei Austin. Deshalb beeilte ich mich, wieder hineinzukommen, um ihn zu begrüßen, aber es war Tante Victoria. Sie wirkte ziemlich abgehetzt, ihr Haar war zerzaust, ihr Kostüm verknautscht. Sie hatte nach mir gerufen und in verschiedenen Räumen nach mir gesehen.Als sie mich endlich sah, wie ich von der Rückseite des Hauses hereinrollte, blieb sie stehen und wartete mit einem überraschten Gesichtsausdruck auf mich.
    »Was machst du da?«, wollte sie wissen. »Warum bist du allein dort draußen?«
    »Frische Luft schnappen.«
    Sie schluckte meine Antwort, als sei sie schwer verdaulich, dann setzte sie eine grimmige Miene auf.
    »Bist du jetzt zufrieden? Mrs Bogart ist weg. Wessen Idee war das eigentlich?«, fragte sie und kniff die Augen zusammen. »Es war seine Idee, stimmt’s? Dieser Therapeut wollte, dass du alleine hier bist, stimmt’s? Das war sein Plan.«

    »Nein. Sie beschloss von ganz alleine zu gehen, Tante Victoria«, sagte ich ruhig. »Das weißt du genau.«
    »Sie wurde dazu getrieben zu kündigen. Das weiß ich. Schon gut, schon gut«, murmelte sie. Sie schaute sich mit wilden Blicken um. »Darauf verschwende ich keine Zeit mehr.« Sie presste die rechte Hand auf das Herz, als hätte sie Schmerzen, und holte tief Luft, während ihre dünnen, schmalen Schultern sich heftig hoben und senkten.
    »Was ist los mit dir? Geht es dir nicht gut?«, fragte ich.
    Sie wirbelte herum, als wollte sie mich anspucken. Dann hielt sie inne, lächelte kalt, wobei sich ihre Lippen spannten, bis sie ganz bleich wurden, und riss die Augen weit auf.
    »Sie kommt heute nach Hause. Ihre Ärzte behaupten, es gehe ihr gut genug, und Grant empfängt sie mit offenen Armen. Mit offenen Armen, nach all dem!«, rief sie und streckte selbst die Arme aus, als meinte sie dieses Haus. »Die Ärzte sagen, ihre Depression sei so weit zurückgegangen, dass sie wieder ein normales Leben aufnehmen könne. Kannst du dir solch ein Geschwätz vorstellen? Sie hat noch nie ein normales Leben geführt. Das war alles ihr Plan, ihr ränkischer kleiner Plan.Wie kann er sie zurück wollen? Siehst du, was ich dir über Männer gesagt habe? Siehst du jetzt, wie Recht ich habe?
    Sie fahren in Urlaub«, fuhr sie fort und lachte, ein
kurzes, wahnsinniges, kleines Lachen, das sich eher anhörte wie Gläserklirren. »Ein bisschen wohlverdiente Ruhe und Erholung, nennt er es.Wieso verdient sie das?«
    »Sie hat ihren Sohn verloren, Tante Victoria. Sie hat schrecklich gelitten. Ganz gleich, was du von ihr hältst, sie ist deine Schwester.Wie kannst du so hart sein?«
    »Was? Das sagst du? Das fragst du? Ausgerechnet du, an der sie sich schlimmer vergangen hat als an irgendeinem anderen Menschen, willst wissen, wie ich so hart sein kann?«, fragte sie und zeigte auf mich.
    »Ich will nicht mehr wütend sein oder verärgert oder irgendjemanden hassen, Tante Victoria. Wenn du geglaubt hast, ich würde deine Verbündete gegen meine Mutter, bist du im Irrtum. Ich will weiterleben und das Beste aus allem machen. Hass, Rachegelüste, all das zehrt an dir, bis dein Innerstes nach außen gekehrt ist und du dir selbst und jedem, der dich lieben könnte oder wollte, fremd geworden bist.«
    »Oh, welche Weisheit, und das aus dem Mund eines Teenagers im Rollstuhl«, murrte sie und schleuderte ihre Hand vor, als schmeiße sie faules Obst weg.
    »Ich bin kein Teenager im Rollstuhl«, sagte ich. »Ich bin eine junge Frau mit einer Behinderung, der es gut geht, vielen Dank.«
    »Genau wie die junge Megan; steck den Kopf in
den Sand, setz deine rosarote Brille auf, verschließ Augen und Ohren vor allem, das dich unglücklich macht, kichere wie eine Närrin beim Abendessen und reise überall hin mit Scheuklappen. Was du jetzt für mich bist, ist meine Schwester in einem Rollstuhl«, sagte sie voller Verachtung. »Ich kann dich nicht anschauen, ohne ihr Gesicht zu sehen.«
    Ich schüttelte den Kopf.
    »Denk doch, was du willst. Ich bin es leid, mit dir oder sonst jemandem zu kämpfen«, sagte ich.
    Sie seufzte, schaute weg und sah mich dann mit einem vertrauteren Gesichtsausdruck wieder an: ihr Geschäftsfrauengesicht.
    »Wie ich höre, hast du für Jakes Beerdigung bezahlt.«
    »Das stimmt. Ich habe in deinem Büro angerufen und alle Einzelheiten für dich hinterlassen. Die Beerdigung ist morgen um zehn in der Kirche.«
    »Ich habe morgen früh eine sehr wichtige Besprechung mit einer Gruppe von Kapitaleignern. Ich werde nicht da sein.«
    »Du musst kommen«,

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