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Die Hüter der Schatten

Die Hüter der Schatten

Titel: Die Hüter der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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ominösen Kurzschluß schieben.
    Grimmig machte sie sich daran, die Bücher in ihrem Arbeitszimmer zu Ende zu packen. Als sie damit fertig war, ging sie in die Küche hinunter und begann, Glaskasserollen in Zeitungspapier zu wickeln. Dreimal klingelte es an der Tür. Aber wenn Leslie durch die Diele eilte und öffnete, blickte sie auf eine leere, regennasse Veranda.
    Nach dem vierten Klingeln stand Leslie zufällig mit einem Schraubenzieher in der Hand da (sie hatte ihr Gewürzregal abgenommen). Finster entschlossen löste sie die Kontakte, so daß ein Draht lose herabhing, und schrieb mit Filzstift auf ein Stück Pappe:
     
    BITTE KLOPFEN!
    TÜRKLINGEL DEFEKT
     
    Ob Kurzschluß oder Poltergeist, damit ist die Sache ja wohl erledigt, dachte sie, während sie das Schild mit Kreppband an die Tür klebte. Sie kehrte in die Küche zurück.
    Wieder läutete das Telefon. Leslie hätte schwören können, daß sie den Hörer neben den Apparat gelegt hatte. Niemand meldete sich. Seufzend legte Leslie den Hörer des Nebenapparats in der Küche auf. Lieber setzte sie das Telefon im Büro außer Gefecht, damit sie in der Küche nicht das nervenaufreibende Surren des Wähltons hören mußte. Während die Eröffnungsakkorde des Rachmaninow-Konzerts durchs Haus hallten, stellte Leslie Butter, Sauerteigbrot, Fassen und Teller heraus und begann Salat zu putzen. Heute abend würde sie das Geschirr einpacken und Pappteller und -becher kaufen. Die konnten sie benutzen, bis sie sich in dem neuen Haus eingerichtet hatten.
    Das Telefon schrillte, obwohl Leslie den Hörer neben den Apparat gelegt hatte. Darauf hätte sie vor jedem Richter einen Eid geschworen. Sie ließ es klingeln, doch der Anrufer gab nicht auf. Schließlich hielt Leslie es nicht mehr aus.
    »Warum tun Sie mir das an?« kreischte sie in den Hörer.
    »Ich muß schon sagen, das ist eine verdammt komische Art, sich am Telefon zu melden«, erklärte eine vertraute Stimme in freundlichtadelndem Tonfall. Leslie stieß den angehaltenen Atem aus.
    »Joel! O Gott, das tut mir leid. In letzter Zeit bekomme ich ständig anonyme Anrufe. In der letzten Stunde hat das Telefon alle fünf Minuten geklingelt, und ich bin ziemlich mit den Nerven fertig.«
    »Mein armer Schatz. Das hört sich ja so an, als hättest du’s im Moment ganz schön schwer«, sagte Joel. Emily spielte wieder das melancholische Adagio. Vollmond, doch meine Arme sind leer, erklang es im Hintergrund, während Joel weitersprach. »Du hast mir sehr gefehlt, Leslie. Ich hätte nie gedacht, daß man jemanden so vermissen kann. Und wenn man es richtig bedenkt, war unser Streit sehr dumm. Würdest du mir verzeihen und heute mit mir zu abend essen?«
    »Ich habe mich auch ziemlich dämlich aufgeführt«, hörte Leslie sich antworten. Bei dem Gedanken an Joels rotweintriefendes Gesicht liefen ihre Ohren heiß an. »Aber essen … ich weiß nicht, Joel. Unser Abendbrot steht schon auf dem Tisch. Emily übt, und ich habe noch allerhand zu packen.«
    »Du hast was …?«
    »Ich packe. Morgen in einer Woche ziehen wir um.«
    Am anderen Ende der Leitung trat ein kurzes Schweigen ein.
    »Aha«, meinte Joel schließlich. »Und du wolltest die Adresse wechseln, ohne mir Bescheid zu geben?«
    »Ich hätte mich bestimmt vorher noch gemeldet«, sagte Leslie zögernd. Aber sicher war sie sich nicht. Ein Teil ihrer selbst fragte sich, ob sie Joel loswerden und vor ihrem Neuanfang in einem neuen Haus reinen Tisch machen wollte.
    »Das soll ich dir glauben?« Joels Stimme klang bekümmert.
    »Ich bin nun mal ein Dickschädel«, gab Leslie zerknirscht zurück. »Aber ich freue mich, daß du angerufen hast. Reicht dir das für den Augenblick?«
    »Wohin zieht ihr überhaupt?«
    »Nach San Francisco. Ich habe ein Haus in Haight Ashbury gekauft. «
    »Also hast du es wirklich getan.« Immer noch schwang kaum merklich Mißbilligung in Joels Stimme. Aber schließlich lenkte er ein. »Na ja, in Anbetracht der momentanen Grundstückspreise könnte sich das als ausgezeichnete Investition erweisen. Wahrscheinlich hast du recht. Es hat keinen Sinn, die Dinge zu überstürzen.«
    Leslie wußte, daß dies für Joels Verhältnisse eine nahezu bedingungslose Kapitulation darstellte. Angesichts der Umstände war sie erstaunt, daß er sich dazu durchgerungen hatte. Und in einem lag er richtig: Es war zwecklos, etwas zu überstürzen – weder in die eine Richtung noch in die andere. Joel gerade in dieser kritischen, angespannten Lage aus ihrem Leben zu

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