Die Huette
wie leid mir das mit Missy tut. Ich werde Sie sofort persönlich informieren, sobald wir neue Erkenntnisse haben.«
* * *
Gegen 17 Uhr traf endlich der erste verwertbare Hinweis ein, und zwar von der Straßensperre am Imnaha Highway. Wie versprochen, kam Agent Wikowsky sofort zu Mack und informierte ihn über die Einzelheiten. Zwei Ehepaaren war ein militärgrüner Pick-up entgegengekommen, auf den die Beschreibung des gesuchten Fahrzeugs passte. Sie hatten sich in einer abgelegenen Gegend des Naturreservats einige alte Ruinen der Nez-Perce-Indianer angeschaut und auf dem Rückweg war ihnen südlich der Kreuzung der Straßen NF 4260 und NF 250 der besagte Wagen begegnet. Da es sich um eine einspurige Straße handelte, hatten sie rechts heranfahren müssen, um dem entgegenkommenden Pick-up Platz zu machen. Ihnen war aufgefallen, dass die Ladefläche des Pick-ups mit mehreren Gasflaschen und einer großen Campingausrüstung beladen gewesen war. Merkwürdig war, dass der Fahrer sich zur Beifahrerseite herübergebeugt hatte, als suche er etwas auf dem Boden. Er hatte seinen Hut tief ins Gesicht gezogen und trug trotz der Hitze einen dicken, weiten Mantel, als wollte er nicht erkannt werden. Sie hatten darüber gelacht und ihn für einen dieser Miliz-Freaks gehalten.
Nach dem Eintreffen der Meldung steigerte sich die Spannung im Hotel. Tommy kam zu Mack und erzählte, dass leider alles, was sie bislang herausgefunden hatten, exakt zum Profil des Kleinen Ladykillers passte - er suchte abgelegene Wildniszonen auf, aus denen er zu Fuß entkommen konnte. Es war offensichtlich, dass er die Gegend gut kannte oder erkundet hatte, denn die Stelle, wo er gesichtet worden war, lag abseits der üblichen Touristenrouten. Pech für ihn, dass doch zufällig jemand dort draußen unterwegs gewesen war.
Während der Abend schnell hereinbrach, begann eine intensive Diskussion, ob es effizienter war, sofort die Verfolgung aufzunehmen oder mit der Suche bis Tagesanbruch zu warten. Ungeachtet des jeweiligen Standpunkts war doch bei allen, die sprachen, spürbar, wie betroffen sie von Missys Schicksal waren. Fast jeder Mensch findet es unerträglich, wenn Unschuldigen Schmerz zugefügt wird, ganz besonders Kindern. Selbst inhaftierte Schwerverbrecher reagieren mit Zorn und Abscheu auf Mithäftlinge, die Verbrechen an Kindern verübt haben. Sogar in einer solchen Welt relativer Moral gilt es immer noch als absolut falsch, einem Kind Schaden zuzufügen. Punkt!
Mack stand im hinteren Teil des Raumes und verfolgte ungeduldig eine Diskussion, die ihm wie reine Zeitverschwendung erschien. Am liebsten hätte er Tommy gekidnappt und sich mit ihm selbst auf die Jagd nach dem Kerl begeben. Er hatte das Gefühl, dass jede Sekunde zählte.
Obwohl es Mack viel zu lange vorkam, einigten sich die diversen Polizeieinheiten und Verantwortlichen doch zügig und einstimmig, die Verfolgung aufzunehmen, sobald alle nötigen Vorbereitungen getroffen waren. Es gab zwar nicht viele Straßen, auf denen man aus dem Gebiet herausfahren konnte - und um den Entführer daran zu hindern, wurden dort sofort Straßensperren errichtet -, aber es bestand die sehr reale Befürchtung, dass ein geübter Wanderer zu Fuß unerkannt nach Osten in die Wildnis Idahos oder nach Norden in den Bundesstaat Washington entkommen konnte.
Während die Polizeistellen in Lewiston, Idaho, und Clark, Washington, diesbezüglich alarmiert wurden, telefonierte Mack kurz mit Nan, um sie auf dem Laufenden zu halten, und ging dann mit Tommy zu den Fahrzeugen.
Inzwischen kannte er nur noch ein einziges Gebet: »Lieber Gott, bitte, bitte, bitte beschütze meine Missy. Ich kann es zurzeit nicht.«
***
Gegen 19.30 Uhr brach der Konvoi aus Streifenwagen, FBI-SUVs, Pick-ups mit Suchhunden und einigen Fahrzeugen der Naturpark-Ranger in Richtung Imnaha Highway auf. Statt auf der Wallowa Mountain Road nach rechts abzubiegen und damit unmittelbar in das Naturreservat vorzudringen, fuhren sie auf dem Highway weiter nach Norden. Sie nahmen die untere Imnaha Road, dann die Dug Bar Road und gelangten so auf einer anderen Route in das Reservat.
Mack war froh, mit jemandem zu fahren, der sich in der Gegend auskannte. Manchmal sah es aus, als führe die Dug Bar Road in alle Richtungen gleichzeitig. Es hatte den Anschein, dass dem Namensgeber dieser Straßen durch die Wildnis die Ideen ausgegangen waren. Vielleicht war er aber auch zu müde oder betrunken gewesen und hatte einfach alle Abzweigungen Dug Bar
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