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Die Hure Babylon

Die Hure Babylon

Titel: Die Hure Babylon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulf Schiewe
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Liebe.«
    »Sie können nicht anders. Der Liebestrank, du erinnerst dich. Aber selbst der soll ja nur drei Jahre lang wirken.« Er grinste spöttisch.
    »Zumindest waren sie glücklich.«
    »Vorübergehend. Sie kosten also von diesem Apfel und werden bald darauf, wie Adam und Eva, aus dem Paradies vertrieben. Und beim Versuch, alle Hindernisse zu überwinden, sterben sie. Der Tod ist die endgültige Entsagung einer unseligen Leidenschaft.«
    »Ja. Das ist sehr traurig.«
    »Kannst du dir Iseult am Herd vorstellen, fett geworden und mit sechs Kindern am Rock, während sie Tristan den Brei kocht? So eine Geschichte würde niemand hören wollen.«
    »Du bist ein Scheusal«, rief ich und warf mit einem Stück Brot nach ihm, das übrig geblieben war.
    »Schau dich doch selbst an«, fuhr er ungerührt fort, nachdem er die Krümel von seinem Wams gelesen hatte. »Du warst glücklich mit Arnaut, gewiss. Und seit er fort ist, geht es dir wahrlich schlecht. Ich wette, du schläfst nicht gut, du hast abgenommen, bist oft ungeduldig und launisch. Aber wenn jemand seinen Namen erwähnt, dann kommt so ein Glanz in deine Augen. Glaub nicht, dass man es nicht bemerkt. Du leidest, aber du hast ihn noch nie so geliebt wie jetzt.«
    Betroffen starrte ich ihn an. Mein Herz hatte heftig zu schlagen begonnen, und ich merkte, wie mir die Röte in die Wangen stieg. Machte er sich lustig über mich?
    Doch er lächelte nur sanft mit seinen Hundeaugen und sprach mit leiser Stimme:
     
    Ver ditz qui m’apella lechai
    Ni deziron d’amor de lonh,
    Car nulhs autres jois tant no’m plai
    Cum jauzimens d’amor de lonh.
     
    Wahr spricht, wer mich unersättlich nennt
    dürstend nach ferner Liebe,
    denn nichts erfüllt mich mehr als diese Lust
    an Liebe aus der Ferne.
     
    Die weiche, rauchige Stimme und dann diese Worte. Kein Wunder, dass mir die Tränen kamen. Ja, verdammt. Die ferne Liebe. Ich wollte, ich könnte sie mir aus dem Herzen reißen.
    »Ich muss mich umziehen«, brachte ich hervor und verließ fluchtartig den Saal.
    ♦
    Jamila legte gerade letzte Hand an meine Haartracht, als man mir meldete, dass Adela, Arnauts Mutter, unverhofft eingetroffen war.
    »Ich glaube, du solltest sie gleich empfangen«, sagte
Domna
Anhes. »Sie sieht verstört aus.«
    Ich erschrak. Brachte sie schlechte Kunde von Arnaut? Die Furcht, ihm könnte etwas zugestoßen sein, lag immer dicht unter der gefassten Oberfläche, die ich zu bewahren suchte.
    Ich sprang auf.
    »Aber
Domina,
der Goldreif fehlt noch«, rief Jamila.
    »Nicht jetzt«, erwiderte ich und begab mich schnellen Schrittes in den privaten Audienzsaal, wo ich noch vor wenigen Stunden mit Rogier gesessen hatte.
    Da stand
Domna
Adela, noch in warmer Reisekleidung, und wirkte verloren in dieser ungewohnten Umgebung. Als ich auf sie zueilte, fiel sie mir mit einem kleinen Schluchzen in die Arme.
    »Ach,
Domina.
Ich bin so froh, Euch zu sehen.«
    Ich umarmte sie innig und hielt sie dann auf Armeslänge, um in ihr Gesicht zu schauen.
    »Was ist,
Domna
Adela?«
    Vielleicht war es das schwache Licht der wenigen Kerzen im Raum, aber sie kam mir bleich und verhärmt vor, um Jahre gealtert. Neben ihr stand verlegen ein schlaksiger, junger Mann, offensichtlich Robert, Arnauts Bruder. Er war mächtig gewachsen, seit ich ihn das letzte Mal gesehen hatte.
    »Ist etwas geschehen?«, fragte ich mit bangem Herzen. »Habt Ihr Kunde von Arnaut?«
    Adela schüttelte den Kopf und warf mir einen gequälten Blick aus feuchten Augen zu. »Nein. Es ist mein Bruder Raol. Er ist vor einer Woche gestorben.«
    »
O mon Dieu.
Das tut mir leid.«
    Ich führte sie zu einem bequemen Stuhl. Sie nahm den Reisehut ab, ließ ihren wollenen Umhang fallen und setzte sich. Die dunklen, mit Grau durchsetzten Haare waren zu einem lockeren Knoten im Nacken gebunden. Von ihr hatte Arnaut sein volles Haar, konnte ich nicht umhin zu denken. Und trotz ihrer Trauer saß sie mit geradem Rücken, immer eine Frau von Anmut und Würde, wie ich sie kannte und liebte.
    Jamila brachte Wein, Datteln und kleine Honigkuchen. Sie legte Scheite nach, so dass das Feuer hell aufflackerte. Dann zündete sie noch weitere Kerzen an, bis der Raum in einem angenehm goldenen Glanz erstrahlte. Ich trug ihr auf, Raimon zu sagen, dass ich an dem Empfang nicht würde teilnehmen können. Dann bat ich auch Robert, sich zu setzen.
    Er sah sich neugierig um und schenkte mir ein zaghaftes Lächeln. Ein hübscher Junge, der Arnaut sehr ähnelte, wenn er auch nicht ganz so

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