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Die Hure von Rom - Walz, E: Hure von Rom

Titel: Die Hure von Rom - Walz, E: Hure von Rom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Walz
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auseinander, die Wolken färbten sich grau und wurden durchsichtig, die Geräusche verebbten. Über die Begrenzungsmauern der Gartenanlagen esquilinischer Villen strömte der Duft von Zitrushainen und Rosensträuchern.
    Dieser Abend brachte Sandro in Erinnerung, dass er Rom liebte und immer lieben würde und dass er trotz aller Schwierigkeiten froh war, wieder hier zu leben. Er liebte die in der Mittagshitze flimmernden Steine, die Glocken, die von überall her ihren Ton über die Dächer schickten, die Rufe der Händler, die Ermahnungen der römischen Mütter, die nach ihren Kindern riefen... Allein das große Elend und die zahlreichen Verbrechen liebte er nicht, doch er wusste, dass sie zu Rom gehörten, seit die Ewigkeit dieser Stadt begonnen hatte, so wie Krankheiten zum Leben eines Menschen gehören. Als Jesuit und als Visitator war es ihm gegeben und aufgetragen, beide Krankheiten, die Armut und das Verbrechen, zu bekämpfen.
    »Was meinen Vater angeht«, erwiderte Sandro, »halte ich es für denkbar, dass sich der Gegenstand der Erpressung aus seiner Liebschaft mit Maddalena ergibt. Ihr habt ihn ja erlebt, Forli. Es war ihm ausgesprochen peinlich, dass man hinter seine Beziehung zu einer Hure gekommen ist.«

    »Mir kommen siebentausend Denare reichlich viel vor, nur um eine Peinlichkeit zu vermeiden.«
    »Nicht viel Geld für jemanden, der jeden Monat das Zwanzigfache verdient, und auch nicht viel, wenn man bedenkt, welche Auswirkungen die Offenlegung dieses Geheimnisses gehabt hätte.«
    Forli gab einen verächtlichen Laut von sich. »Auswirkungen! Es gibt wohl keinen Kaufmann in Rom, der nicht schon einmal die Huren besucht hat.«
    »Ihr kennt meine Mutter nicht. Sie ist eine zutiefst fromme Frau und Gattin und hat schon einmal einen Mann verlassen, weil er nicht mehr ihren religiösen Normen entsprach. Das war zwar lange vor meiner Geburt, aber sie ist in dieser Hinsicht sogar noch strenger geworden. Und das kanonische Recht räumt der Frau die Scheidung ein, falls der Mann wiederholt Ehebruch begeht.«
    »Ich hatte nicht den Eindruck, dass Euer Vater todtraurig wäre, wenn seine Ehe geschieden würde.«
    »Eine Scheidung ist etwas sehr Außergewöhnliches, Forli, und der Name Carissimi wäre danach nicht mehr das, was er heute ist. Hält man sich vor Augen, dass mein Vater gerade dabei ist, unsere Familie mit den Farnese zu verbinden, ist das Verhindern eines Skandals durchaus ein plausibles Motiv, um einer Erpresserin nachzugeben.«
    »Einverstanden«, sagte Forli, und Sandro meinte in dieser deutlichen Zustimmung auch eine Art Wiedergutmachung für Forlis unangemessenen Ausbruch während des Verhörs herauszulesen. Forli war nicht der Mensch, der sich förmlich entschuldigte, aber er hatte wohl eingesehen, dass er beinahe Sandros Verhörtaktik durchkreuzt und seinem Vater in die Hände gespielt hatte.
    »Und Ihr glaubt«, fragte Forli, »es ist auch ein Motiv, jemanden umzubringen?«

    »Wieso nicht?«
    »Herrgott, Carissimi. Wir sprechen immerhin über Euren Vater.«
    »Das ist mir nicht entgangen, Forli«, erwiderte er. »Aber ich kann die Fakten nicht ignorieren.« Während sie das Kolosseum halb umrundeten, zählte er an den Fingern auf: »Erstens hat mein Vater von Maddalenas Ermordung gewusst, obwohl er zuvor bestritten hat, sie überhaupt zu kennen. Zweitens ist dieser auf den ersten Blick so disziplinierte Mann durchaus eines Wutausbruchs fähig, wie wir erleben durften. Drittens hatte er, auch nach jetzigem Erkenntnisstand, ein Motiv. Und viertens behauptet er, an jenem Abend bis weit nach Einbruch der Dunkelheit in seinem Kontor geblieben zu sein – allein. Demnach hatte er die Gelegenheit, die Motivation und die charakterliche Fähigkeit, Maddalena zu ermorden.«
    »Noch steht jedoch der Beweis aus«, sagte Forli, »dass es sich überhaupt um eine Erpresserliste handelt. Außer Eurer Vermutung haben wir nichts, was dafür spricht.«
    »Ihr habt heute Mittag etwas gesagt, Forli, das mich überhaupt erst auf diese Idee brachte. Ihr sagtet, es sei Euch unverständlich, wie jemand siebentausend Denare für eine Hure bezahlen würde. Und damit habt ihr den Finger auf die Wunde gelegt. Mein Vater zahlte siebentausend Denare für zehn Besuche, also siebenhundert für jeden Besuch. Siebenhundert, Forli! Diese Summe erscheint mir als Bezahlung für Liebesdienste tatsächlich viel zu hoch, sogar für eine Edelhure. Üblich wären dreihundert, allenfalls vierhundert Denare. Siebenhundert sind

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