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Die Hyperion-Gesänge 01 - Hyperion

Die Hyperion-Gesänge 01 - Hyperion

Titel: Die Hyperion-Gesänge 01 - Hyperion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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wenn?«
    »Dann würde die Los Angeles neun Monate später mit Truppen der Hegemonie zurückkehren, die den Separatisten kräftig in den Arsch treten würden – und allen anderen auf Maui-Covenant, die sich ihnen in den Weg stellen.«
    »Neun Monate Schiffszeit«, sagte Siri. »Elf Jahre unserer Zeit.«
    »Aber so oder so unvermeidlich«, sagte ich. »Sprechen wir von etwas anderem.«
    »Na gut«, sagte Siri, aber wir sprachen nicht weiter. Ich lauschte dem Ächzen und Seufzen des Schiffs. Siri hatte sich in meine Armbeuge gekuschelt. Sie hatte den Kopf auf meiner Schulter liegen und atmete so tief und regelmäßig, daß ich dachte, sie würde schlafen. Ich war selbst fast eingeschlafen, als ich spürte, wie ihre warme Hand an meinem Schenkel hinaufglitt und mein Geschlecht streichelte. Ich war verblüfft, spürte aber dennoch, wie es sich versteifte. Siri flüsterte eine Antwort auf meine unausgesprochene Frage. »Nein, Merin, man ist eigentlich nie zu alt dafür. Jedenfalls nicht so alt, daß man sich die Wärme und Nähe nicht mehr wünschen würde. Du mußt entscheiden, Liebster. Ich werde mich so oder so fügen.«
    Ich entschied. Erst als es dämmerte, schliefen wir ein.
     
    Die Gruft ist leer.
    »Donel, komm herein!«
    Er stürzt herein; seine Uniform rauscht in der hallenden Leere. Die Gruft ist leer. Keine Kälteschlafkammer – in Wahrheit habe ich auch nicht mit einer gerechnet –, aber auch kein Sarkophag oder Sarg. Eine helle Glühbirne erhellt das weiße Innere. »Verdammt, was soll das, Donel? Ich habe gedacht, das wäre Siris Grab.«
    »Das ist es, Vater.«
    »Wo ist sie begraben? Unter dem Boden, um Gottes willen?«
    Donel wischt sich die Stirn ab. Ich erinnere mich, daß ich von seiner Mutter spreche. Ich erinnere mich auch, daß er fast zwei Jahre Zeit gehabt hat, sich mit ihrem Tod abzufinden.
    »Hat es dir niemand gesagt?« fragt er.
    »Was gesagt?« Zorn und Verwirrung klingen bereits ab. »Ich wurde vom Schiffslandeplatz hergebracht und man hat mir gesagt, ich müßte Siris Grab vor der Öffnung des Farcasters besuchen. Was?«
    »Mutter wurde auf ihren eigenen Wunsch hin verbrannt. Ihre Asche wurde von der höchsten Plattform der Familieninsel ins Große Südmeer gestreut.«
    »Und wozu dann diese ... Krypta?« Ich achte darauf, was ich sage. Donel ist so sensibel.
    Er wischt sich wieder die Stirn ab und sieht zur Tür. Wir sind vor den Blicken der Menge abgeschirmt, aber weit hinter dem Zeitplan zurück. Die anderen Ratsmitglieder mußten schon den Hügel heruntereilen und sich zu den Würdenträgern auf der Tribüne gesellen. Meine Trauerzeremonie an diesem Tag ist schlimmer als ein schlechter Zeitplan – sie ist zu Schmierentheater geworden.
    »Mutter hat Anweisungen hinterlassen. Sie wurden ausgeführt.« Er berührt eine Täfelung an der Innenwand; diese gleitet in die Höhe und offenbart eine kleine Nische, in der ein Kästchen aus Metall steht. Mein Name steht darauf.
    »Was ist das?«
    Donel schüttelt den Kopf. »Persönliche Habseligkeiten, die Mutter für dich hinterlassen hat. Nur Magritte hat die Einzelheiten gekannt, und die ist letzten Winter gestorben, ohne jemand etwas zu verraten.«
    »Na gut«, sage ich. »Danke. Ich komme gleich raus.«
    Donel sieht auf sein Chronometer. »Die Zeremonie beginnt in acht Minuten. Sie aktivieren den Farcaster in zwanzig Minuten.«
    »Ich weiß«, sage ich. Ich weiß es wirklich. Ein Teil von mir weiß ganz genau, wieviel Zeit noch bleibt. »Ich komme jeden Moment raus.«
    Donel zögert, dann geht er. Ich mache mit einer Berührung der Handfläche die Tür hinter ihm zu. Das Metallkästchen ist erstaunlich schwer. Ich stelle es auf den Steinboden und kauere mich daneben. Ein kleines Handflächenschloß öffnet es. Der Deckel klappt auf, ich sehe hinein.
    »Der Teufel soll mich holen«, sage ich leise. Ich weiß nicht, was ich erwartet habe – vielleicht Kunstgegenstände, nostalgische Erinnerungen an hundertunddrei gemeinsame Tage – vielleicht eine gepreßte Blume von einem längst vergessenen Geschenk oder die Muschel, nach der wir in Fevarone getaucht haben. Aber es sind keine Erinnerungen da – nicht als solche.
    Das Kästchen enthält einen kleinen Laser Marke Steiner-Ginn, eine der stärksten Waffen, die je hergestellt worden sind. Der Akkumulator ist mit einem Kabel mit einer kleinen Fusionszelle verbunden, die Siri aus ihrem neuen Unterseeboot geraubt haben muß. Darüber hinaus ist ein uraltes Komlog an diese Fusionszelle

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