Die Insel Der Abenteuer
einem grellen Licht-schein. Sie hatten schon seit einer ganzen Weile ein schwaches Licht in der Ferne schimmern sehen. Als sie nun um eine Ecke des Ganges bogen, befanden sie sich in einer Höhle, die von einer hellen Lampe erleuchtet war.
Überrascht blieben sie stehen.
Da hörten sie ein merkwürdiges Geräusch. Es war nicht das gedämpfte Dröhnen des Meeres, sondern ein rasselndes Geräusch, aus dem sie nicht klug werden konnten. Es dauerte eine ganze Weile an, dann ertönte ein lauter Schlag, und dann setzte wieder das rasselnde Geräusch ein.
»Hier ist sicher die Stelle, wo die Bergleute arbeiten«, flüsterte Jack erregt. »Bleibt mal stehen. Vielleicht können wir sie beobachten, aber sie dürfen uns nicht sehen.«
Unter der Erde gefangen
Vom hellen Licht geblendet, drückten sich die Kinder gegen die Wand und blinzelten in die Höhle. Dort standen allerlei Kisten und Kasten, aber kein Mensch war zu sehen. Sie hörten nur immerfort das rasselnde und schla-gende Geräusch. Es mußte jemand ganz in der Nähe bei der Arbeit sein.
»Wir wollen lieber zurückgehen«, schlug Lucy ängstlich vor.
»Nein, auf keinen Fall. Seht mal, gerade hier geht ein anderer Gang ab«, flüsterte Philipp und leuchtete mit seiner Lampe in einen dunklen Tunnel. »Wir wollen mal da hinunterschleichen. Vielleicht können wir dann etwas sehen.«
Sie schlichen also durch den Tunnel, indem sie sich vorsichtig an den Wänden entlangtasteten. Da fiel plötzlich ein Felsstück von der Decke herunter, und Kiki bekam einen solchen Schreck, daß er aufkreischte und von Jacks Schulter flog.
»Hierher, Kiki«, rief Jack, der Angst hatte, den Vogel zu verlieren. Aber Kiki kam nicht. Der Junge stolperte zurück den Gang hinauf, um nach ihm zu suchen und pfiff leise.
Die andern hatten gar nicht bemerkt, daß er zurückgegangen war, und schlichen vorsichtig weiter.
Und dann ging alles sehr schnell. Ein Mann kam in ra-schem Schritt mit einer Laterne in der Hand den Gang herauf, und die Kinder standen plötzlich im hellen Licht.
Sie wichen unwillkürlich ein wenig zurück und blinzelten in die Laterne. Der Mann blieb in höchster Überraschung stehen.
»Donner und Doria!« rief er mit einer tiefen und heiseren Stimme. »So was ist noch nicht dagewesen!« Er hielt die Laterne in die Höhe, um die Kinder besser sehen zu können. Dann rief er über seine Schulter nach hinten: »Harry, komm mal her und sieh, was ich hier habe. Aber paß auf, daß dir nicht die Augen aus dem Kopf fallen!«
Ein zweiter Mann tauchte groß und schattenhaft aus dem Dunkel auf. Als er die Kinder sah, rief er überrascht aus: »Na so was! Kinder! Wie sind die denn hergekommen? Sind es richtige Kinder, oder träume ich?«
»Nein, du träumst nicht, sie sind ganz richtig«, sagte der erste Mann. Dann wandte er sich mit barscher Stimme an die drei Kinder: »Was macht ihr hier? Mit wem seid ihr mitgekommen?«
»Wir sind allein«, sagte Philipp.
Der Mann lachte schallend. »Na, das stimmt wohl nicht ganz. Es hat keinen Zweck, hier Märchen zu erzählen.
Wer hat euch hierhergebracht und wozu?«
»Wir sind ganz allein in einem Boot gekommen«, sagte Lucy gekränkt. »Wir kennen den Zugang zwischen den Felsen, und wir kamen her, um uns die Insel anzusehen.«
»Warum seid ihr denn hier heruntergekommen?« fragte Harry und trat auf die Kinder zu. Jetzt konnten sie ihn besser sehen, aber er gefiel ihnen gar nicht. Über dem einen Auge trug er einen schwarzen Flicken, und das andere glühte sie böse an. Sein Mund war so schmal, daß er fast gar keine Lippen zu haben schien. Lucy wich ängstlich vor ihm zurück.
»Los, heraus damit! Warum seid ihr hier heruntergekommen?« verlangte Harry erneut zu wissen.
»Ach, wir fanden das Schachtloch und kletterten hinab, um uns das Bergwerk anzusehen«, antwortete Philipp.
»Wir werden Sie nicht verraten, keine Angst.«
»Uns verraten? Was meinst du damit? Was weißt du eigentlich, Junge?« fragte Harry barsch.
Philipp schwieg. Er wußte nicht recht, was er sagen sollte. Harry gab dem ersten Mann ein Zeichen mit dem Kopf, und dieser ging auf die andere Seite von den Kindern. Jetzt konnten sie weder vorwärts noch rückwärts entkommen.
Lucy fing an zu weinen. Philipp legte seinen Arm um sie und fragte sich zum ersten Mal, wo eigentlich Jack geblieben war. Lucy sah sich ebenfalls nach ihrem Bruder um. Als sie ihn nicht entdecken konnte, fing sie noch lauter an zu weinen.
»Lucy, sage diesen Männern nichts von Jack«,
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