Die Insel Der Abenteuer
flüsterte Philipp ihr zu. »Wenn sie uns gefangennehmen, kann er vielleicht entfliehen und uns Hilfe bringen. Kein Wort über Jack.«
»Was flüstert ihr denn da?« fragte Harry. »Paß mal auf, mein Junge! Du willst doch wohl nicht, daß deinen Schwestern etwas geschieht? Also dann erzähl uns mal, was du weißt. Dann werden wir euch vielleicht laufenlas-sen.«
Philipp war bestürzt über den Ton des Mannes. Zum ersten Mal dämmerte dem Knaben die Möglichkeit einer ernsten Gefahr auf. Diese Männer waren wild. Sie würden ihr Geheimnis nicht freiwillig mit Kindern teilen. Wenn man sie nun hier unten gefangenhielt, verhungern ließ oder schlug? Wer weiß, was alles geschehen würde.
Philipp entschloß sich, ein wenig von dem zu erzählen, was er erriet.
»Sehen Sie mal«, sagte er zu Harry, »wir wissen ja, mit wem Sie zusammenarbeiten. Er ist auch ein Freund von uns. Und er wird sehr böse sein, wenn Sie uns etwas tun.«
»Ach, wirklich?« rief Harry spöttisch aus. »Und wer ist denn dieser wundervolle Freund von euch?«
»Bill Smugs«, antwortete Philipp, überzeugt, daß alles sich lösen würde, sobald er den Namen von Bill genannt hatte.
»Bill Smugs?« wiederholte der Mann höhnisch. »Wer mag das wohl sein? Habe nie in meinem Leben von ihm gehört.«
»Aber das kann doch nicht sein«, sagte Philipp verzweifelt. »Er bringt Ihnen ja Essen und gibt Signale. Sie müssen Bill Smugs und sein Boot, den .Albatros', doch kennen!«
Die beiden Männer sahen die Kinder verwundert an.
Dann unterhielten sie sich schnell in einer fremden Sprache. Sie schienen ratlos zu sein.
»Bill Smugs ist kein Freund von uns«, sagte Harry schließlich. »Hat er euch gesagt, daß er uns kennt?«
»Nein«, sagte Philipp. »Wir haben es uns nur gedacht.«
»Dann habt ihr eben falsch gedacht«, sagte der Mann. »Kommt mal mit. Wir werden es euch ein bißchen gemütlich machen, bis wir beschlossen haben, was wir mit euch anfangen. So ergeht's Kindern, die ihre Nase in Dinge stecken, die sie nichts angehen.«
Philipp war entsetzt. Man würde sie also hier unten gefangenhalten! Die Mädchen fürchteten sich. Dina weinte nicht, aber Lucy, die sich ohne Jack ganz verlassen vorkam, weinte unaufhörlich.
Harry stieß die Kinder vor sich her in einen engen Gang. Dort befand sich eine Tür, die Harry entriegelte. Er schob die Kinder in eine dahinter liegende Höhle, die fast wie ein kleines Zimmer aussah, denn es standen Bänke und ein Tisch darin.
»Hier seid ihr sicher«, sagte er mit einem schrecklichen Grinsen. »Ganz sicher. Und ihr braucht auch keine Angst zu haben, daß ich euch verhungern lasse.«
Die Kinder waren allein. Sie hörten, wie die Tür hinter ihnen verriegelt wurde. Dann entfernten sich die Schritte des Mannes. Lucy weinte noch immer.
»Was für ein Pech!« sagte Philipp und versuchte, zuver-sichtlich zu erscheinen. »Weine nicht so, Lucy.«
»Warum kennen die Männer Bill Smugs denn nicht?«
fragte Dina verwirrt. »Wir wissen doch, daß er ihnen Essen bringt und das Kupfer mitnimmt, das sie gewinnen.«
»Das ist leicht zu erraten«, sagte Philipp niedergeschla-gen. »Ich wette, der gute Bill hat uns einen falschen Namen genannt. Es klingt ja auch ein bißchen merkwürdig.
Bill Smugs! Noch niemals habe ich so einen Namen ge-hört.«
»Ach, du glaubst, es ist nicht sein richtiger Name?«
fragte Dina. »Dann konnten die Männer ihn natürlich nicht kennen. Verwünscht! Wenn wir nur seinen richtigen Namen wüßten! Dann wäre alles in Ordnung.«
»Was wird nun bloß werden?« schluchzte Lucy. »Ich mag es gar nicht, in einem Kupferbergwerk unter der See gefangen zu sein. Es ist schrecklich!«
»Aber es ist doch ein aufregendes Abenteuer«, sagte Philipp, um sie ein wenig zu trösten.
»Ich mag keine aufregenden Abenteuer, wenn ich mitten darin bin«, jammerte Lucy. Die beiden anderen waren auch nicht sehr begeistert. Philipp fragte sich, was wohl mit Jack geschehen sein mochte. Hoffentlich befand er sich in Sicherheit. Dann konnte er sie retten.
Aber Jack befand sich keineswegs in Sicherheit.
Er war den Tunnel zurückgegangen, um nach Kiki zu suchen. Dann bog er in einen andern Gang ein, fand Kiki, ging wieder zurück — und hatte plötzlich die Richtung verloren. Er hatte keine Ahnung davon, daß die anderen Kinder gefangen waren. Kiki saß auf seiner Schulter und sprach leise mit sich selbst.
Philipp hatte die Karte bei sich. Nachdem Jack sich erst einmal verirrt hatte, besaß er also kein Mittel,
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