Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Insel und ich

Titel: Die Insel und ich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: betty McDonald
Vom Netzwerk:
am nächsten Wochenende etwas mit ihnen unternehmen wollten, vielleicht sie brüderlich zwischen uns teilen.
    Doch am Freitagnachmittag erschienen Annes und Joans Freundinnen Marilyn und Joanne, um das ganze Wochenende bis zum Sonntagabend bei uns zu verbringen, und am Samstag sehr früh morgens wurden Don und ich von vier kleinen Mädchen geweckt, die am Fußende unsres Bettes standen, sich die Nase zuhielten und etwas hervorgurgelten.
    «Ib Haus büß was sein, baß scheußlich biecht!» sagte Joan.
    «Bielleicht unter der Treppe, bach bloß schnell!» rief Anne.
    «Bir sind schon halb ohnmächtig», rief Joan, «bicht zum Aushalten!»
    Und Anne jammerte: «Beshalb büß so was ibber passieren, wenn wir Besuch haben?» (Vor allem, wenn es Marilyn war, deren Mutter einen grünen Cadillac und einen philippinischen Diener hatte, deren Töchterchen aber, wie ich zu meiner Freude feststellte, einen schmutzigen Hals hatte, und an ihrem Pyjama fehlten die Knöpfe!)
    Don amüsierte sich also den ganzen Samstag und Sonntag mit dem Heißwassertank, der schlauerweise an der einzigen Zugangsstelle zum Fundament des Hauses aufgestellt worden war. Dann kroch er ohne Begeisterung im Bauschutt umher und versuchte, die vermutete tote Ratte zu entdecken. Ich hielt die Taschenlaterne, reichte ihm das Schüreisen und half ihm, Bauholz beiseite zu schieben, während die Kinder riefen: «Buh, es stinkt! Habt ihr sie noch nicht gefunden?» Zwischendurch kochte ich, räumte die Zimmer auf, wusch, bügelte, kochte Rahmbonbons, hörte mir lange Berichte an: ‹da hab ich gesagt und da hat sie gesagt und da hat die dumme Lehrerin gesagt›, schlichtete Streit, verkündete meine Ansicht über Betty Grable, Tyrone Power, Lana Turner, Frank Sinatra, rosa Lippenstift, violetten Zehennagellack, Peignoirs, Rennboote, Reisen nach Florida und Zigarettenrauchen, wobei ich mich einer Meinung enthielt, wenn Fragen wie die dekolletierten Abendkleider von Marilyns wunderschöner Mutter oder ihr grüner Cadillac auftauchten, von dem ich ohnehin schon viel zuviel gehört hatte.
    Und je mehr ich von Marilyns wunderschöner, schicker Mutter hörte, desto mehr fiel mir auf, wie mager, ja, wirklich, wie ausgemergelt ihr einziges Kind Marilyn aussah und daß die Träger an ihrem graugewaschenen Unterröckchen mit verrrosteten Sicherheitsnadeln festgemacht waren und daß auf ihren vorstehenden Zähnchen dicker Zahnstein saß.
    Endlich wurde es Sonntagabend. Marilyn und Joanne waren zum Fährboot gefahren worden. Don hatte die Ratte gefunden: sie steckte im Motorgehäuse des Eisschranks. Niemand hatte Joans Geographiebuch entdecken können. Ich wusch mir mein Haar, Don half Anne bei ihrem Aufsatz «Mein schönstes Wochenende», und die Blumenzwiebeln steckten immer noch in den braunen Tüten.
    «Aber nächstes Wochenende wollen wir ganz bestimmt die Blumenzwiebeln setzen», tröstete ich Don, während er sich verdrießlich die Zähne mit Salz und Zitronensaft putzte, weil ich das Geld für Zahnpasta leider für ‹Rncls – ass.› ausgegeben hatte.
    Am folgenden Samstag hatten wir ein fürchterliches Unwetter. Es war ein Unwetter von solcher Gewalt, daß der Sturm die große Zeder vor dem Küchenfenster, die einen Durchmesser von einem Fuß hat, wie ein Krocket-Tor umbog, und daß die Tannen hinter dem Haus hin und her schwankten, als wollten sie gleich aufs Dach stürzen, wobei sie Zweige mit Tannenzapfen wie Blumensträuße über das ganze Grundstück schleuderten. Die Meerenge wurde zu Wellen aufgepeitscht, die mindestens fünf Meter hoch waren: sie donnerten mit solcher Wucht aufs Ufer, daß die ganze Insel erbebte. Es regnete auch nicht auf die übliche, gemütliche Tröpfelart: nein, das Wasser ergoß sich, als würden Wärmflaschen ausgeleert. Die Regenrinnen und Abflußrohre waren so übervoll, daß das Wasser an allen Ecken und Kanten des Hauses in glitzernden, durchsichtigen Wasserwänden niedersank.
    Don und Joan zogen sich Ölhäute und Südwester an und gingen an die Ufermauer hinunter. Sie brachten Kreosot-Kloben an, mit denen sie ein so verrücktes Feuer im Wohnzimmer entfachten, daß wir die Möbel ans andere Ende des Zimmers rücken mußten, und selbst dann roch es noch bedenklich nach versengter Möbelpolitur. Dann wurde es ganz behaglich: wir rösteten Maiskörner, lasen uns laut vor und machten Bandaufnahmen von den Kindern, die mit aufgeregter, hoher Stimme ‹Tangerine› sangen, und von Don, der unerschütterlich und völlig falsch ‹Rock

Weitere Kostenlose Bücher