Die IQ-Kids und die geklaute Intelligenz (German Edition)
Wisst ihr noch, was Dr. Guðgeir gesagt hat? Das Ding wäre so empfindlich? Totaler Blödsinn.“
„Wie sollen wir den Winkel da wieder runterholen?“, fragte Magga nervös. „Wenn der da stecken bleibt, fliegen wir raus.“ Der Winkel klemmte ganz oben unter dem Vordach in der Säule fest. Es war zu hoch, um dranzukommen, selbst wenn sie sich auf die Zehenspitzen stellten und sich reckten.
„Du müsstest doch drankommen“, sagte Arnar zu Raggi. „Du bist doch einsneunzig, oder?“
Raggi wollte Arnars Bild von ihm nicht zerstören und sagte: „Äh, klar, ich versuche es mal.“ Er biss die Zähne zusammen und ging zu der Säule.
„Nicht hochklettern!“, rief Magga. „Das ist streng verboten. Dr. Guðgeir hat doch gesagt, die Säulen wären noch nicht ganz fertig!“ Raggi ließ sich nicht davon abbringen, hielt sich mit den Händen an den gedrechselten Röhren fest, die die Spirale bildeten, und benutzte die Sprossen, die sie zusammenhielten, als Stufen. Er tastete sich immer höher.
„O Gott, jetzt fliegen wir raus“, jammerte Magga.
Anna Lísa und Arnar sagten gar nichts. Anna Lísa stand nur da und hielt die Luft an, während Arnar aufmerksam lauschte. Als Raggi fast oben war, sagte er ruhig: „Ich höre es knacken.“
„Knacken!“, rief Magga. „Er hört es knacken! Komm runter, bevor das Ding zusammenkracht!“
Raggi legte sein Ohr an die Säule und lauschte. „Oh boy“, sagte er dann und begann, so schnell er konnte, wieder herunterzuklettern. Als er fast unten war, fielen plötzlich an allen möglichen Stellen Schrauben aus der Säule. Anna Lísa und Magga zogen Arnar weg und rannten in die Eingangshalle. Von dort beobachten sie, wie Raggi absprang. Im selben Moment lösten sich die beiden Röhren, und die Sprossen fielen wie ein Kartenhaus zusammen. Raggi konnte sich gerade noch zu ihnen in die Eingangshalle retten, bevor das Dach an der einen Seite über die DNA-Säule nach unten sank, die fast ganz auseinandergerissen war. Die Rohre ragten kreuz und quer in die Luft, und einzelne Sprossen hingen daran herunter. Der Rest lag auf einem Haufen auf dem Boden, zusammen mit dem Stahlwinkel.
„Scheiße“, sagte Raggi leise. „Das war nicht gut.“ Er schaute zu den anderen. Anna Lísa und Magga pressten ihre Nasen gegen die Fensterscheibe und betrachteten das Chaos.
„Wie sieht es denn aus? Wie sieht es denn aus?“, fragte Arnar ungeduldig.
„Schrecklich“, antwortete Magga mit weinerlicher Stimme. Sie riss sich vom Fenster los und sah ganz blass aus. „Jetzt fliegen wir nicht nur raus, sondern werden umgebracht und kommen in ein Arbeitslager, bis wir das abbezahlt haben. Viele Millionen Kronen!“
„Wenn man umgebracht wird, kann man nicht mehr in einem Arbeitslager arbeiten“, sagte Raggi prompt und tat so, als wäre überhaupt nichts passiert. „Außerdem kann man das bestimmt reparieren. Das wird schon wieder.“
„Oh, nein“, warf Anna Lísa ein, die immer noch hinausschaute. „Das kann man nicht reparieren.“
Raggi blickte wieder aus dem Fenster. „Doch, doch, mit ein bisschen Klebstoff. Macht euch keine Sorgen und lasst uns einfach zum Unterricht gehen.“ Die anderen wussten nicht, wie sie reagieren sollten. Sollten sie einfach zum Unterricht gehen und so tun, als sei nichts geschehen, oder sollten sie jemandem Bescheid sagen? Hastig fügte Raggi hinzu: „Wir können es ja immer noch erzählen. Aber wir sind schon zu spät, und das ist im Moment wichtiger. Hier können wir jetzt eh nichts tun, okay?“ Dann nahm er Arnars Hand, legte sie auf seinen Arm und zog ihn mit sich. Anna Lísa und Magga tauschten einen Blick, zuckten mit den Schultern und folgten ihnen. Sie konnten ja später noch jemandem Bescheid sagen.
„Vielleicht merkt es ja niemand“, sagte Magga auf dem Weg zum Klassenraum hoffnungsvoll zu Anna Lísa.
„Ja, und vielleicht bin ich die Königin von Island“, entgegnete Anna Lísa ironisch. Als sie sah, wie niedergeschlagen Magga war, fügte sie beruhigend hinzu: „Das wird schon wieder. Raggi ist schon öfter so was passiert, und er ist noch nie umgebracht worden oder in ein Arbeitslager gekommen.“
„O Gott, er ist ein Wiederholungstäter“, sagte Magga, die von dieser Neuigkeit kein bisschen beruhigt war.
Kurz bevor Georg auftauchte, waren sie wieder im Klassenraum. Was gut war, denn sie wollten nicht, dass er merkte, dass sie als Letzte ins Haus gekommen waren. Georg machte dort weiter, wo er aufgehört hatte, und diesmal fiel
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