Die IQ-Kids und die geklaute Intelligenz (German Edition)
Raggi fiel aus Versehen ein Kaugummi in den Topf, aus dem sie sich die Spargelsuppe schöpften. Das war aber nicht weiter schlimm, da es niemand außer Anna Lísa bemerkte. Raggi versuchte, den Kaugummi mit der Suppenkelle wieder herauszuholen, konnte ihn aber wegen der vielen Spargelstücke, die in der Suppe schwammen, nicht finden. Er verließ die Warteschlange nur mit einem Stück Brot auf dem Teller, denn er wollte keine Suppe mit Kaugummi essen. Anna Lísa machte es auch so, ebenso wie Arnar und Magga, die sie gewarnt hatten. Die Kinder setzten sich und vergaßen den Vorfall, bis Dr. Guðgeir, der als Letzter in den Speisesaal gekommen war, mit seiner Suppe an einem Tisch Platz nahm und anfing zu essen.
„Ausgerechnet der kriegt natürlich den Kaugummi“, murmelte Raggi, als Dr. Guðgeir fluchend und schimpfend die Suppe ausspuckte. „Konnte er nicht bei einem landen, der Kaugummi mag, oder ist das zu viel verlangt?“
Außer diesem Vorfall gab es nur eine Sache, die den Ferienkurs im Lauf des Tages immer wieder störte: wenn jemand in den Klassenraum kam, weil er glaubte, dort die Toilette zu finden. Das nervte vor allem Georg.
Am Abend erzählte Raggi seinem Vater von dem Tag. Der hing an Raggis Lippen und platzte fast vor Stolz. Raggi schmückte seinen Bericht ein bisschen aus, sagte, er sei sehr erfolgreich gewesen und schon der beste Freund von Dr. Guðgeir. Als Raggi merkte, wie zufrieden sein Vater mit dieser frei erfundenen Entwicklung der Dinge war, fügte er noch hinzu, Dr. Guðgeir hätte ihm einen Job angeboten. Sobald Raggi mit der Schule fertig sei, könne er bei Biokids als Assistent des Direktors anfangen. Sein Vater wollte das nicht richtig glauben und fragte mehrmals, ob sich Raggi bei der Berufsbezeichnung nicht verhört hätte. Aber Raggi beharrte auf seiner Aussage.
Auch Anna Lísa erzählte ihren Eltern am Abend von dem Ferienkurs. Ebenso wie Raggi ließ sie die Geschichte mit der Säule allerdings weg. Etwas wegzulassen war etwas anderes, als zu lügen. Anna Lísa übertrieb nicht wie Raggi, sondern erzählte nur, es sei wie in der Schule gewesen, außer, dass es keine spannenden Fächer wie Sport und Kunst gäbe. Ihr Bruder bekräftigte ihre Worte mit einem lauten Bööö.
Am nächsten Morgen mussten sie allerdings beide etwas zu der Säule sagen, denn als ihre Eltern vor dem Gebäude vorfuhren, ließ es sich nicht vermeiden, dass sie die Beschädigungen sahen.
„Was ist denn hier passiert?“, fragte Anna Lísas Vater. „Die war aber gestern Morgen noch ganz.“
Anna Lísa murmelte etwas über ein Unglück, verabschiedete sich hastig und stieg aus dem Wagen. Raggi erzählte seinem Vater, die Bauarbeiter, die den Gehweg asphaltierten, stünden unter Verdacht, die Säule beschädigt zu haben. Das war nicht gelogen. Sein Vater fragte, warum denn heute keine Autos auf dieser Seite des Gebäudes parken würden, und Raggi antwortete, die Mitarbeiter hätten wohl Angst, dass die Bauarbeiter ihre Autos beschädigten. Raggis Vater nickte nachdenklich und rief sich die Sache mit dem Uringestank in seinem neuen Haus ins Gedächtnis.
„Das machen wir morgen besser auch so. Gibt es keinen Hintereingang? Bauarbeiter sind zu allem fähig.“ Raggi nickte nur und verabschiedete sich schnell. Sein Vater gab Gas, raste wie der Blitz an den Bauarbeitern vorbei und drohte ihnen dabei mit der Faust. Die Bauarbeiter schüttelten nur den Kopf über diese Chaoten, die mit Biokids zu tun hatten. Erst bekamen sie ihren Stahlwinkel nicht zurück, und dann hatten auf einmal alle eine Heidenangst vor ihnen. Immer noch kopfschüttelnd arbeiteten sie weiter.
Der Lehrer saß schon im Klassenraum, als Anna Lísa und Raggi hereinkamen. Er schrieb gerade etwas in sein Notizbuch, und Arnar saß neben ihm. Georg schaute von seinem Notizbuch hoch und sagte etwas zu Arnar, der nickte und aufstand. Dabei wurde Georg ganz hektisch, sprang auf und versuchte, Arnar zu seinem Platz zu geleiten. Arnar lehnte die Hilfe dankend ab, musste aber den ganzen Raum mit dem an ihm hängenden Lehrer durchqueren. Anna Lísa, Magga und Raggi beobachteten die beiden verwundert.
Als Arnar Platz genommen hatte und Georg wieder bei seinem Pult war, fragte Raggi Arnar, was das denn gewesen sei. „Ach, das ist oft so, wenn die Leute mitkriegen, dass ich blind bin. Dann behandeln sie mich wie ein rohes Ei.“
Georg ergriff das Wort: „Also, Kinder, wie ich sehe, seid ihr alle da. Bevor wir anfangen, will ich euch etwas
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