Die IQ-Kids und die geklaute Intelligenz (German Edition)
war nicht in derselben Gruppe wie die anderen hier, weder beim Physik-, noch beim Mathewettbewerb. Ich bin gegen die zehnte Klasse angetreten.“
„Yes!“, sagte Raggi laut. „Wir sind eine coole Gruppe. Einer mit einem Supergedächtnis, zwei, na ja, was soll ich sagen … äh …“
„Schlecht“, warf Anna Lísa ein.
„Ja, na ja, sagen wir besser, bescheiden, und eine megaschlau. Das ist doch toll!“
Die DNA-Säule
Als Georg zurückkam, hatten alle eine Gruppe gefunden. Die vier Schüler einer Gruppe saßen jeweils zusammen an einem Tisch. Es hatte Anna Lísa und Raggi einige Überredungskunst gekostet, Magga davon zu überzeugen, sich nach hinten zu setzen. Sie wollte, dass die Gruppe ganz vorne saß. Raggi und Anna Lísa versuchten, ihr klarzumachen, dass hinten immer die beste Stimmung war, und Magga fügte sich, weil sie einfach keine Lust hatte, weiter mit ihnen zu diskutieren. Die gute Stimmung gab jedenfalls nicht den Ausschlag. Arnar sagte, es sei ihm vollkommen egal, wo er säße, er könne die Tafel ohnehin nicht sehen, aber so gut hören, dass er genauso gut im Nebenzimmer sitzen könnte und trotzdem alles verstehen würde, was der Lehrer sagte.
Georg starrte ihre Gruppe verwundert an – nicht nur, weil es die einzige Gruppe war, die ganz hinten saß, während die anderen Gruppen ihre Tische vorne nebeneinandergequetscht hatten, sondern auch, weil Arnar falsch herum saß. Er drehte sein Gesicht zur Wand und den Rücken zu Georg. Raggi fand das unglaublich cool und nahm sich vor, dasselbe zu tun, wenn im Herbst die Schule wieder anfing. Georg hörte auf, sie anzustarren, und sagte: „Aha, ziemlich ungewöhnlich.“ Dann fügte er optimistisch hinzu: „Aber jeder soll ruhig so sitzen, wie es für ihn am bequemsten ist.“ Er nahm einen Filzstift aus einer Kiste in einem kleinen Regal neben der weißen Tafel und begann mit dem Unterricht.
Als Erstes sollten sie mathematische Gleichungen lösen. Magga stöhnte, weil sie das langweilig fand. Anna Lísa und Raggi atmeten erleichtert auf. Aber ihre Erleichterung währte nicht lange, denn im Lauf des Unterrichts wurde ihnen klar, dass man das nicht einfach so mit links machen konnte.
„Entschuldigung, Herr Lehrer“, sagte Raggi irgendwann vollkommen verwirrt. „Können Sie noch mal genau erklären, warum Sie immer diese Buchstaben in die Aufgaben reinschreiben? Ich fände es besser, wenn Sie sich an Zahlen halten würden.“
Georg war fast sprachlos. „Äh, ja, vielleicht habe ich das nicht ausführlich genug erklärt. Die Buchstaben sind Variablen. Variablen können für verschiedene Zahlen stehen, verstehst du?“ Er schaute Raggi erwartungsvoll an.
Raggi wollte nicht zugeben, dass er das nicht verstand, und sagte deshalb: „Ich fände es jedenfalls besser, wenn Sie die Buchstaben weglassen würden. Können Sie stattdessen nicht einfach die Zahlen hinschreiben, die Sie meinen? Diese verschiedenen Zahlen, Sie wissen schon?“
Die anderen drehten sich verwundert zu Raggi um. Anna Lísa beugte sich über ihr Blatt und tat so, als rechne sie. Sie fügte sogar noch ein paar Buchstaben in die Aufgabe ein, die sie sich gerade ausgedacht hatte. Georg wusste nicht, wie er antworten sollte. Bevor er Raggi die Sache mit den Buchstaben näher erläutern konnte, erklang vor der Tür zum Klassenraum fürchterlicher Lärm, und Georg gab ihnen eine kurze Pause. Doch anstatt Raggi wie einen Volkshelden zu feiern, ärgerten sich die Kinder über die Unterbrechung. Sie ärgerten sich noch mehr, als Georg die Tür zum Flur aufmachte und sich herausstellte, dass der Lärm von einem Handwerker verursacht wurde, der ein Loch in die Tür bohrte, um ein Kloschild aufzuhängen. Raggi tat so, als ginge ihn das überhaupt nichts an.
Als sie draußen an der frischen Luft waren, fühlte sich Raggi endlich besser. Er atmete tief durch und streckte sich. „Wow, super, mal kurz rauszukommen.“
„Wir waren ja nicht gerade lange drinnen“, sagte Magga prompt und schaute auf ihre Uhr.
„Seht mal“, sagte Anna Lísa. „Da geht dein Freund, Raggi.“ Sie sahen, wie Dr. Guðgeir aus dem Gebäude marschierte. Er schien es sehr eilig zu haben und machte ein unfreundliches Gesicht, als er die Kinder aus der Gamma-Klasse auf dem Grundstück sah. In der einen Hand hielt er ein Handy, an das er im Gehen eine Freisprechanlage anschloss. Er tippte auf ein paar Tasten und sprach dann in das kleine Mikrophon, das mit dem Handy verbunden war, während er zum Parkplatz
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