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Die IQ-Kids und die geklaute Intelligenz (German Edition)

Die IQ-Kids und die geklaute Intelligenz (German Edition)

Titel: Die IQ-Kids und die geklaute Intelligenz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yrsa Sigurdardóttir
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ging. Dort stieg er in einen superschicken, dunkelblauen Mercedes und brauste los.
    Die Kinder beobachteten ihn schweigend. „Seltsam“, sagte Arnar nachdenklich, während die anderen dem Auto hinterhersahen.
    „Was?“, fragte Raggi.
    „Ach, dieses Telefongespräch.“
    „Welches Telefongespräch?“, fragte Anna Lísa. „Meinst du Dr. Guðgeir? Hast du das etwa gehört? Der war doch total weit weg.“
    „Ja, ich kann sehr gut hören. Das könntet ihr bestimmt auch, wenn ihr es bräuchtet“, antwortete Arnar. „Das meiste von dem, was er gesagt hat, habe ich verstanden, aber vielleicht habe ich auch was falsch verstanden, das Gespräch war sehr merkwürdig.“
    „Ja?“, fragte Magga. „Was hat er denn Merkwürdiges gesagt?“
    „Ach, das war bestimmt nichts Wichtiges, aber ich hab gehört, wie er gesagt hat, sie müssten vorsichtig sein, weil die Sache illegal wäre“, entgegnete Arnar und zuckte die Achseln. „Dafür gibt es bestimmt eine Erklärung.“
    „Hm“, sagte Raggi. „Ich traue ihm schon zu, dass er was Illegales macht. Hoffentlich hat er jetzt richtig lange Sommerferien.“
    „Nein, ich glaube, solche Leute nehmen sich nie frei“, warf Magga ein. „Meine Eltern haben eine Firma und arbeiten immer im Sommer. Jeden Tag.“
    „Was ist das denn für eine Firma?“, fragte Arnar.
    „Ach, eine Firma eben“, antwortete Magga und wurde rot. Es war eindeutig etwas Ungewöhnliches, wenn sie ganz offensichtlich nicht darüber reden wollte.
    „Sag es uns doch“, säuselte Anna Lísa. „Ich erzähle dir auch, was meine Eltern machen. Das ist todlangweilig.“ Als Magga nur den Kopf schüttelte, fuhr Anna Lísa fort: „O bitte, erzähl es uns! Meine Eltern arbeiten beide in einer Bank. Schlimmer kann’s ja gar nicht sein. Sie zählen immer nur das Geld anderer Leute und haben selbst keins.“
    Aber Magga ließ sich nicht überreden. Sie wollte ihnen nichts anderes verraten, als dass der Name der Firma mit F anfing. Während Anna Lísa und Arnar versuchten zu raten, um welche Firma es sich handelte, begann Raggi sich zu langweilen. „Friseursalon … äh … Fischsuppenhersteller … Familientherapeuten … äh … Feuerwehr?“ Er ließ die anderen stehen und ging zum Ende des Grundstücks, wo neben der Straße ein Gehweg asphaltiert wurde. Die Männer, die am Morgen noch dort gearbeitet hatten, machten offenbar Kaffeepause, und Raggi konnte sich die Baustelle in Ruhe anschauen.
    Erst wollte er nur mit einem Stock etwas in den frischen Asphalt schreiben. Er schaute in alle Richtungen, um sicherzugehen, dass ihn niemand sah, hob dann die Plastikplane an, die über dem Asphalt lag, und schrieb mit großen Buchstaben: GUÐGEIR BLÖDMANN. Das war vielleicht nicht das Originellste, aber Raggi hatte keine Zeit, sich etwas Besseres auszudenken. Die Männer konnten jeden Moment zurückkommen, und außerdem sah Raggi, dass die anderen langsam wieder hineingingen. Er beeilte sich, die Plane wieder hinzulegen. Als er sich aufrichtete, fiel sein Blick auf einen großen Stahlwinkel. Raggi hob ihn auf und betrachtete ihn. Das Ding sah so ähnlich aus wie ein Bumerang, allerdings war der Winkel spitz, während Bumerangs eine sanfte Biegung hatten. Raggi überlegte, ob das einen Unterschied machte. Es gab nur einen Weg, es herauszufinden.
    „Komm schon, Raggi“, rief Anna Lísa ihm zu. „Wir müssen wieder rein.“
    „Ja, ich komme“, rief Raggi zurück und zielte mit dem Stahlwinkel. Er holte weit aus und schwang den Winkel mit voller Kraft nach vorn. Der Winkel flog in hohem Bogen über das Grundstück. „Es spielt anscheinend keine Rolle, ob der Winkel spitz oder abgerundet ist“, dachte Raggi. „Oder doch?“ Der Stahlwinkel kam nicht zurück. Er flog weiter über das Grundstück und machte keine Anstalten, wieder Kurs auf Raggi zu nehmen.
    Anna Lísa und Magga schauten mit großen Augen zu, wie der Winkel auf das Haus zuflog. Arnar schaute natürlich nicht zu, sondern lauschte aufmerksam auf das dazugehörige Zischen. Und auf den Knall, der ertönte, als der Winkel mit voller Wucht in eine der DNA-Säulen krachte, die das Dach vor dem Eingang abstützte. Anna Lísa schlug sich die Hand vor den Mund, und Magga fasste sich ans Herz. Gott sei Dank waren ihre Klassenkameraden schon reingegangen, und niemand wurde Zeuge dieser Katastrophe. Raggi kam angelaufen.
    „Ein Glück!“, keuchte er, als er bei ihnen angekommen war. Sie gingen zu der Säule. „Das hätte übel ausgehen können.

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