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Die irische Meerjungfrau

Die irische Meerjungfrau

Titel: Die irische Meerjungfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carolin Roemer
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Polizist, um die Zeichen zu übersehen. Ein falscher Name tat ein Übriges. Und eine Spur, die nach Nordirland führte, war grundsätzlich immer verdächtig.
    Oder hatte Charlotte am Ende recht und er sah tatsächlich überall Gespenster?
    Es gab nur einen Weg, das herauszufinden. Er musste sich auf seinen ursprünglichen Auftrag konzentrieren. Wenn er den gestohlenen Van Gogh wiederfand, davon war er überzeugt, dann würden sich alle anderen Probleme in Luft auflösen.
    Wunschgedanken.
    Angenommen, Vincents Gemälde befand sich wirklich hier in Foley und Jack oder Thomas oder beide Keanes hatten ihre Finger im Spiel, was würden sie damit machen? Sie brauchten einen Käufer. Aber wo fand sich hier, am Arsch der Welt, ein Interessent, der nicht nur fünfzig Millionen auf seinem Konto hatte, sondern auch bereit war, diese fünfzig Millionen Euro für einen Van Gogh hinzublättern?
    Wieder blieben seine Gedanken bei der IRA hängen. Wer versuchte, ein Rennpferd durch Erpressung zu Geld zu machen, der probierte es auch mit einem Gemälde. Das lief wenigstens nicht weg.
    War Billy »Blue Boy« MacGann der Mittelsmann? Fins Einschätzung nach spielte er durchaus in der richtigen Liga. Er sollte Diane auf ihn ansetzen, und wenn sie wider Erwarten nichts fand, kannte sie bestimmt den ein oder anderen Kollegen in Belfast, der sich nur zu gerne an Billy MacGanns Fersen heften würde, solange es erfolgversprechend schien. Auf das Kennzeichen des schwarzen Geländewagens setzte Fin keine allzu großen Hoffnungen. Wahrscheinlich war das Auto geklaut, das Nummernschild gefälscht. Aber wer weiß, vielleicht fühlte sich der Besitzer so sicher, dass alles seine Richtigkeit hatte.
    Er wollte schon zum Handy greifen, als ihm einfiel, dass er hier draußen kein Netz hatte. Er fluchte leise. Diane musste warten.
    Er ließ den Wagen an und fuhr zurück nach Foley. Als Erstes brauchte er jetzt eine Dusche und frische Klamotten.
    Der Morgennebel hatte sich verzogen. Geblieben war ein verwaschener Himmel, die Palette eines Malers auf der Suche nach dem perfekten Grau. Düstere Wolkenbänke hingen bedrohlich tief über dem Horizont. Schwach schimmerte eine farblose Sonne hinter Dunstschleiern. Der stürmische Wind von gestern war nur noch ein laues Lüftchen, nichts was die Wolken verscheuchen konnte. In dichten Regenschauern suchten aufgeweichte Schafe Schutz hinter schiefen Steinmauern. Die Landschaft präsentierte sich der Jahreszeit angemessen, aber das passte zu Fins Stimmung.
    In Foley machte er einen Umweg über O’Connors Laden. Erstand eine Zehnerpackung Unterhosen, zwei weiße T-Shirts, ein Paar Armani-Socken. Entschied sich für ein Tikka Chicken Sandwich als Mittagessen und warf noch eine Handvoll Schokoriegel in den Einkaufskorb. Dazu zwei Flaschen Bunnahabhain. Zwölf Jahre alt. Zwei zum Preis von einer, ein Sonderangebot, dem er nicht hatte widerstehen können.
    Bestens ausgerüstet fuhr er bei Mrs. MacCormack vor und stieg aus. Mit einem sanften Platsch landete der Autoschlüssel in einer Pfütze. Fin seufzte theatralisch und bückte sich.
    Etwas knallte.
    Im Reflex warf er sich flach auf den Boden. Mitten hinein in die Pfütze.
    Es knallte ein zweites Mal.
    Ein Geräusch, das er in seinem Berufsleben bisher nur ein einziges Mal gehört hatte, und das aus sicherer Entfernung. Er war nie der Typ für die erste Reihe gewesen, so was überließ er anderen und blieb lieber in Deckung.
    Zing.
    Eine Kugel traf auf Metall. Irgendwelche Splitter flogen ihm um die Ohren. Instinktiv zog er den Kopf ein und hielt den Atem an, aus Angst, der Schütze könnte ihn anhand des kleinsten Geräusches orten.
    Es knallte noch einmal. Irgendwo schlug eine Kugel ein.
    Fin rührte sich nicht. Jeans und Hemd saugten sich langsam mit dreckigem Wasser voll. Er konnte nicht mal sagen, aus welcher Richtung die Schüsse kamen. Von da, wo er lag, sah er nur die Gartenmauer, ein paar Grasbüschel und den Unterboden seines Wagens.
    Eine halbe Ewigkeit verging. Kein weiterer Schuss. Dann ein Geräusch. In einiger Entfernung wurde ein Motor angelassen. Reifen drehten durch. Ein Wagen jagte davon. Dann wieder Stille. Fin lauschte. Nur zaghaftes Vogelpiepsen. Und Regentropfen, die unaufhörlich aufs Autoblech trommelten. Irgendwo sammelte sich Wasser in einem Gully. Er wagte wieder zu atmen und japste. Langsam und vorsichtig stemmte er sich auf seine wackeligen Beine, nicht restlos davon überzeugt, dass der Heckenschütze wirklich den Rückzug

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