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Die irren Fahrten des Gabriel Delacruz: Roman (German Edition)

Die irren Fahrten des Gabriel Delacruz: Roman (German Edition)

Titel: Die irren Fahrten des Gabriel Delacruz: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jordi Punti
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ganzer Tag im Bett. – Möchtest du ein Adoquín, Bundó? Im Wagen haben wir noch ein paar. Steinhart sind die, aber das ist das beste Training für die Kiefermuskeln, bei der Mutter, die sie geboren hat, die Adoquines. ›Soy mineeero, y me quito las penas …‹ (gesungen). – Ich sag dir, diese Kisten riechen nach Geld. Einatmen, einatmen!«
    Die bebenden Hände Tembleques reichten den letzten Karton an Gabriel weiter. Im Laderaum verblieben nur die Riemen und Rollen für den Flaschenzug und ein paar Decken, in die sie Lampen und andere zerbrechliche Gegenstände eingewickelt hatten.
    »Noch diese hier und ein Keks und dann bis morgen um sechs.«
    Sie gingen ein letztes Mal hoch in die Wohnung, um sich das Lieferformular unterschreiben zu lassen. Wegen der Bezahlung würde später ein Assistent von Herrn Casellas vorbeikommen. Sie trafen die Frau des Bankiers in einem der Säle beim Kistenzählen an.
    »Ich komme auf 52 Stück«, sagte sie.
    Laut Formular waren ihnen in Madrid 53 Kisten übergeben worden.
    »Das kann nicht sein, Señora, Sie werden sich verzählt haben«, sagte Tembleque.
    Die beiden Jungen und die Dame begannen noch einmal durchzuzählen, von drei verschiedenen Punkten aus, denn die Kartons waren in der ganzen Wohnung verteilt. Die Zahlen flogen durcheinander wie auf dem Fischmarkt.« Ich komme auf 54«, verkündete Bundó, »eine mehr, als es sein sollen.«
    »Nichts da: Bei mir sind es die korrekten 53.«
    »Also ich komme bloß auf 52«, sagte Gabriel und fing sich dafür von Tembleque einen tödlichen Blick ein.
    »Und – 53. Sie haben recht. 53, alle da.«
    Zu diesem Ergebnis kam die Señora und unterschrieb gleich darauf das Formular.
    Unten im Lkw, ehe sie zur Garage von La Ibérica aufbrachen, rollten sie die Schnüre ein und legten die Decken zusammen.
    »Verdammt, die fehlende Kiste!«, rief Bundó, als er eine strategisch in eine Ecke geknüllte Decke aufgehoben hatte.
    »Ich trage sie hoch«, erbot sich Gabriel.
    »Nix dergleichen, kannste streichen«, wies ihn Tembleque zurecht. »Der Wisch ist unterschrieben, verstehst du? Hier fehlt also keine Kiste. Diesen Leuten kommt das Geld zu den Ohren raus, die sind vom Banco Zaragozano.«
    Als sie am nächsten Morgen bei La Ibérica ankamen, rief Tembleque die beiden Freunde sofort zu sich und überreichte ihnen zwei identische Bücherstützen aus buntem Holz, die nach dem berühmten ägyptischen Bild des sitzenden Schreibers geschnitzt waren. Für sich, erklärte er, habe er aus der Kiste lediglich ein illustriertes Lexikon und drei Almanache aus den Jahren 1956, 1957 und 1958 behalten.
    »Kleinigkeiten. Für meine Brut. So Zeug können sie für die Schule gebrauchen.«
    Gabriel und Bundó schenkten die Bücherstützen den Ordensschwestern der Llars Mundet. Einige Tage lang plagten sie sich mit Gewissensbissen, einem Erbteil ihrer Waisenhauserziehung. Doch unwesentlich später, als sie durch Europa reisten und die Kartons und Pakete sich verirrten, vom Laster fielen, verlustig gingen oder offenbar nie eingepackt worden waren, hatte sich diese Neigung zu Schuldgefühlen schon entscheidend gewandelt. Die Ausreden, Ausflüchte und Rechtfertigungen waren ihre Literatur geworden, immer weiter perfektioniert, und wenn sie auf jenes erste Mal zurückblickten, dann mit dem Gefühl einer leicht beklemmenden und etwas lächerlichen Rührung, einer ähnlichen Arglosigkeit, wie sie die Erinnerungen an die erste Freundin umweht.
    Es mag einen anderen Anschein haben, doch wir bewegen uns hier mit unsicherem Schritt durch das Leben unseres Vaters. Die Dinge verkomplizieren sich. Der Korridor wird enger und dunkler. Bei manchen Türen klemmen die Scharniere, oder die Schlösser sind verrostet, oder unsere Schlüssel passen nicht hinein. Lässt sich hinter einer solchen Tür ein Lichtschein ahnen, ein Streifen Existenz, an den wir nicht herankommen, dann verfallen wir in eine Mischung aus Zweifel und Entmutigung. Um uns aufzumuntern, sagen wir uns, dass es eben nicht leicht ist, unsere Erinnerungen unter einen Hut zu bringen. Vier Söhne von vier skeptischen Müttern und einem flüchtigen Vater, die versuchen, sich eine vage gemeinsame Vergangenheit zu rekonstruieren. Eine Weile schon geben wir uns größte Mühe, mit einer einzigen Stimme zu sprechen. Später, so haben wir beschlossen, wird jeder von uns sein eigenes Kapitel bekommen, in dem er sich ausbreiten kann; sein Solo. Einstweilen fragen wir uns alle, ob das, was wir hier machen, irgendwohin

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