Die Jagd - Laymon, R: Jagd - The Endless Night
umgebracht?«
»Von einem Auto überfahren.«
»Ach.«
»Es war schlimm. Sie wollte gerade zum Reformhaus. Sie war eine echte Gesundheitsfanatikerin und hat da immer ihre Vitaminpillen gekauft. Sie kam mit einer ganzen Tüte von dem Zeug aus dem Laden und war in eine der Packungsbeilagen vertieft. Da ist sie gestolpert und direkt an unserem Auto vorbei auf die Straße gefallen, und … genau vor ein fahrendes Auto. So ist sie gestorben. «
»Wie schrecklich«, sagte Andy mit leiser Stimme.
»Ja.«
»Warst du dort? Hast du es gesehen?«
»Nein. Ich war in der Schule.«
»Oh Mann.«
»Damit wollte ich dir nur sagen … manchmal passieren eben schlimme Dinge. Aber … na ja … ich vermisse sie immer noch und alles, aber nicht mehr die ganze Zeit über. Glaub mir, es wird nicht immer so schlimm wie jetzt sein. Also red nicht so einen Quatsch, okay? Du willst nicht sterben. Ich will nicht, dass du stirbst. Das würde mich glatt umbringen.«
Er sah ihr in die Augen und zwinkerte. »Wirklich?«
»Ja.«
»Warum?«
»Darum.«
»Du liebst mich, stimmt’s?«
Sie dachte einen Augenblick darüber nach. »Stimmt. Aber jetzt raus hier, bevor du wieder mit unseren Kindern anfängst. Das kannst du dir nämlich gleich abschminken. «
»Wenn du das sagst.« Er versuchte ein Lächeln. »Aber vielleicht änderst du ja mal deine Meinung. Könnte doch sein, oder?«
»Da würde ich mich nicht drauf verlassen. Komm mit, wir sehen mal nach, wie weit die Hamburger sind.«
17
Jodys Vater warf doch den Grill im Garten an. Bald kam er mit einer Platte voll fertig gegrillter Hamburger ins Haus zurück. Er trug das Essen und eine Dose Pepsi, Willy ein Glas mit einer zerdrückten Limettenscheibe und den Überresten mehrerer Eiswürfel.
»Kann ich Ihnen noch einen bringen?«, fragte Dad.
Gute Idee, dachte Jody. Füll ihn ab, damit er nicht mehr fahren kann.
Natürlich wollte sie nicht, dass Willy blieb.
Aber sie wollte auch nicht, dass er mit Andy wegfuhr.
»Lieber nicht, Jacko. Vielen Dank, aber ich habe noch eine ziemlich lange Fahrt vor mir. Ich hätte lieber was Alkoholfreies.«
»Wie wär’s mit einer Pepsi?«
»Sie haben nicht zufällig eine Diätcola?«
»Leider nicht.« Dad warf dem Mann einen verwunderten Blick zu. Nicht ohne Grund, dachte Jody. Diätcola? Der Kerl war so dürr wie eine Bohnenstange.
»Na ja, ich glaube, eine Pepsi wird mich schon nicht umbringen.« Er wackelte ein paar Mal mit dem Kopf und blinzelte. »Aber erzählen Sie’s nicht meiner Frau. Sie will, dass ich abspecke, verstehen Sie?«
»Ich werde schweigen wie ein Grab«, sagte Jodys Vater.
Sie setzten sich an den Esstisch. Jeder hatte einen Teller mit einem Hamburger und Fritten vor sich, dazu
Pepsi. Schweigend belegten sie ihre Burger mit Senf, Mayonnaise, Salatblättern, frisch geschnittenen Tomaten, Essiggurken und dicken Zwiebelscheiben.
»Hmmm, lecker«, sagte Willy nach dem ersten Bissen. »Ein Gedicht, das Gericht. Meine Komplimente an den Koch.«
»Glauben Sie, dass uns Andy ab und zu besuchen kommen kann?«, fragte Jody eilig, bevor er noch mehr von seinen Späßen zum Besten geben konnte.
Willy legte den Kopf schief. »Jetzt sind wir noch nicht mal aus der Tür, und schon willst du ihn wieder zurück! Jacko, sei wachsam! Ich glaube, die junge Dame hier hat ein Auge auf Andy geworfen.«
»Da hätte sie es weit schlechter treffen können.«
» Dad! So ist es überhaupt nicht, und das weißt du.«
»Ja, ich weiß. Sehen Sie, Wilson, sie haben letzte Nacht gemeinsam eine Menge durchgemacht. Das hat sie wohl zusammengeschweißt – und ein gutes Team soll man nicht trennen.«
»Genau«, fiel Andy ein. »Wir sind Partner.« Er warf seinem Onkel einen finsteren Blick zu. »Du musst mir einfach erlauben, sie ab und zu besuchen zu kommen. «
»Ich muss gar nichts, Andy. Auf solche Forderungen reagiere ich allergisch. Aber ich glaube, dass wir einen gelegentlichen Besuch durchaus organisieren können. Natürlich erst, wenn du dich eingelebt hast und sich deine Tante an die neue Situation gewöhnt hat.«
»Er ist jederzeit willkommen«, sagte Dad.
»Großartig. Aber natürlich können wir erst über einen Besuch nachdenken, wenn die Täter gefasst sind.«
»Aber, Onkel …«
»Andrew?« Willy legte den Kopf in den Nacken, als würden seine Argumente stichhaltiger, wenn er Andy das Innere seiner Nasenlöcher zeigte. »Keine Diskussion. «
»Und wenn sie die Kerle niemals erwischen?«
Jody öffnete den Mund, doch ein kurzer
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