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Die Jahre am Weiher: Der zweite Fall für Winnie Heller und Hendrik Verhoeven (German Edition)

Die Jahre am Weiher: Der zweite Fall für Winnie Heller und Hendrik Verhoeven (German Edition)

Titel: Die Jahre am Weiher: Der zweite Fall für Winnie Heller und Hendrik Verhoeven (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvia Roth
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Sahneanteil darin endgültig zerlaufen war. Er aß es trotz seiner fast unerträglichen Süße mit großem Appetit, während er sich zugleich bemühte, die prüfenden Blicke seiner Schwiegereltern zu ignorieren.
    Warum in aller Welt sitzt er da so verschwitzt und schweigend auf dem Sofa?
    Hat er denn kein Geschenk mitgebracht?  
    Aber das hier war definitiv nicht der richtige Augenblick, um einen merkwürdigen, krummbeinigen Hund zu präsentieren, der sich – wie die Angestellte des Tierheims Verhoeven abschließend und mit entwaffnender Offenheit versichert hatte – ganz und gar nicht mit Katzen, anderen Rüden, Nagern und sonstigen Kleintieren und normalerweise auch nicht besonders gut mit Kindern vertrug … 
    Verhoeven seufzte und schob sich einen letzten, herrlich durchweichten Bissen Torte in den Mund. Er hatte Buckel gleich nach ihrer Ankunft in die Küche gesperrt, ihm eine Schüssel mit frischem Wasser hingestellt und ein Fenster geöffnet, denn die Küche ging nach Südwesten und war der Nachmittagssonne schonungslos ausgeliefert. Aber da sie gleich neben der Haustür lag, war sie im Hinblick auf eine diskrete Zwischenlagerung von Ninas Geschenk der mit Abstand geeignetste Ort. Abgesehen vom Gästeklo, doch wie er seine Schwiegermutter kannte … Er grinste. Wie auch immer. Jedenfalls würde es später, wenn seine Schwiegereltern wieder in ihre Langener Villa entschwunden waren, unter Garantie auch einen geeigneten Zeitpunkt geben, um das neue Familienmitglied vorzustellen …
    „Hendrik?“
    „Was?“
    „Meinst du nicht auch?“
    „Doch, doch.“ Er schenkte seiner Schwiegermutter ein entwaffnendes Lächeln. „Ganz unbedingt.“
    Sie bedachte ihn mit einem misstrauischen Blick. Doch im selben Augenblick kam Nina durch die geöffnete Terrassentür gesprungen und ließ sich neben ihrem Vater aufs Sofa fallen. Sie duftete nach Sonne und Blüten und verströmte aus jeder einzelnen Pore eine so große Energie, dass Verhoeven sich sogleich wundersam erfrischt fühlte.
    „Na?“, fragte er. „Wie war die Party im Kindergarten?“
    „Prima.“
    „Hat Dominik sein Dinkel-Möhren-Ahorn-Kuchen geschmeckt?“
    „Dominik schmeckt alles“, antwortete seine Tochter mit ernsthafter Miene.
    Silvie lachte. „Oh ja, allerdings. Der Arme.“
    „Tja …“ Verhoeven betrachtete das wuchtige Stilleben an der Wand gegenüber, das seine Schwiegereltern ihnen vor einem Jahr geschenkt hatten, vermutlich einzig und allein in der Absicht, das düstere Monstrum mit den violetten Pfingstrosen und einer Schale totem Fisch ein für allemal loszuwerden. „Das ist vermutlich ein nicht unwesentlicher Teil seines Problems.“
    „Was für ein Problem?“, wollte seine Schwiegermutter wissen.
    „Adipositas.“
    „Was ist das?“, fragte Nina mit erschreckt aufgerissenen Augen.
    „Fettleibigkeit“, erklärte ihr Horst Brinck mit der ihm eigenen Gnadenlosigkeit, während Verhoeven noch dabei war, sein Gehirn nach einer halbwegs freundlichen Umschreibung für seine ebenso unbedachte wie taktlose Äußerung zu durchforsten.
    „Dominik ist nicht fett“, protestierte seine Tochter mit zornesroten Wangen. „Nicht wahr, Papa?“
    Er spürte Silvies eindringlichen Blick auf seinem Gesicht und schüttelte schicksalsergeben den Kopf. „Nein, nicht direkt.“
    „Auch nicht indirekt.“
    Grrrrr …
    „Nein, mein Liebes. Natürlich nicht.“
    „Dominik hat von allen Kuchen gekostet“, berichtete sie stolz. „Von jedem mindestens ein Stück.“
    „Sogar von meinen Muffins?“ , fragte Verhoeven ungläubig.
    Nina nickte eifrig. „Und bei Marmorkuchen kann er mit verbundenen Augen sagen, ob er ein helles oder ein dunkles Stück im Mund hat. Toll was?“
    Ich werde Frauen niemals verstehen, dachte Verhoeven.
    „Toll was, Papa?“
    „Ja doch, ganz großartig.“
    Dieses Kind ließ nie locker. Nicht beim Beobachten von Tieren. Nicht beim Ergründen von Geheimnissen. Und erst recht nicht, wenn es um ihren kleinen Kavalier ging. Um Mr. Marmorkuchen-Semper, die tollste lebende Putte auf Erden.
    „So was kann nur Dominik“, erklärte Nina unterdessen ihrem Großvater mit der Miene eines Wissenschaftlers, der von einer weltbewegenden Entdeckung berichtet. „Und er unterscheidet vier verschiedene Sorten Ketchup am Geruch.“
    „So, so …“, brummte Horst Brinck.
    Und ich habe mich mit Bäume-Klettern und Kirschkernweitspucken abgemüht, dachte Verhoeven grimmig. Wenn ich geahnt hätte, wie leicht es ist, ein Mädchen zu

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