Die Janus-Vergeltung
und bemühte sich, ruhig zu bleiben, während sie in die Stadt fuhren. Nach zehn Minuten wandte sich Manhar dem Mann zu, der ihm am nächsten saß. Im schwachen Licht, das durch ein Fenster ganz oben hereinfiel, konnte er sein Gesicht erkennen. Das Licht flackerte jedes Mal, wenn sie an einem Laternenmast vorbeifuhren.
»Werden wir davonkommen, bevor das Gas freigesetzt wird?«, fragte Manhar.
»Wir setzen kein Gas ein.«
Manhar deutete auf zwei kleine Kanister. »Das ist Gas, ich weiß es. Ich hab gesehen, wie sie es im Irak eingesetzt haben.«
Der Mann schüttelte den Kopf. »Das ist nur eine Reserve, nicht der eigentliche Plan. Warum machst du dir überhaupt deswegen Sorgen? Unsere Familien daheim werden gut entschädigt für unseren Tod, und uns wird man dafür verehren.«
»Wird der Plan funktionieren?«, hakte Manhar nach.
Er hörte den Mann im Dunkeln lachen. »O ja, das wird er. In drei Stunden werden in Manhattan die Leute reihenweise sterben. Und niemand wird etwas dagegen tun können.«
»Wird Dattar auch sterben?«
»Nein, er nicht. Er muss natürlich überleben, damit er unsere Familien bezahlen kann.«
»Und wir?«
»Wir gehen ins Reich des ewigen Lebens.«
Manhar hätte ihn am liebsten wachgerüttelt. Er wollte das Paradies daheim in Pakistan erleben, mit vielen Frauen und einem schönen großen Haus. Er musste von hier wegkommen, bevor sie ihre Mission starteten. Das Problem war nur, dass er nicht wusste, wohin er flüchten sollte; dazu musste er wissen, was Dattar vorhatte.
»Was ist denn das für ein Plan?«
»Ich weiß es nicht. Nihal sagt uns, was wir tun sollen, wenn wir da sind.«
Manhar glaubte ihm nicht. »Du weißt es nicht? Wie kannst du dir dann so sicher sein, dass es funktionieren wird?«
»Nihal hat’s mir gesagt. Ich glaube ihm.«
Manhar saß in der Dunkelheit des Lastwagens und plante seine Flucht.
Dattar fuhr im Führungswagen und ging den Plan ein letztes Mal mit Rajid durch.
»Du hast die Bakterien?«
»Die Kühlboxen stehen bereit«, sagte Rajid.
»Und die Waffen?«
Rajid nickte. »Ebenfalls. Wenn es Probleme gibt, neugierige Polizisten zum Beispiel, dann wissen die Männer, was sie zu tun haben.«
»Einen Polizisten sollten wir nur im äußersten Notfall töten. Versucht zuerst, euch irgendwie rauszureden. Wir brauchen genug Zeit, um die Bakterien freizusetzen.« Als Rajid schwieg, begann Dattar, die Pistole zu überprüfen, die er in einem Holster an der Taille trug.
»Wirst du Nolan töten?«, fragte Rajid.
»Ja. Nachdem sie mir gesagt hat, wo das restliche Geld ist.«
»Und Smith?«
»Ihn auch.«
»Er ist schlau – hast du jedenfalls gesagt.«
»Nicht schlau genug für mich«, erwiderte Dattar. »Außerdem wird auch Khalil da sein.«
»Und Howell?«
»Khalil muss ihn schon getötet haben. Ich habe nichts mehr gehört.«
Rajid presste die Lippen aufeinander.
Dattar machte sich keine Sorgen mehr. Nachdem ihm Nolan in ihrer Nachricht mitgeteilt hatte, sie wolle »die Sache beenden«, hatte er Khalil zurückgerufen. Er war ganz ruhig geblieben und hatte Khalil überredet mitzumachen. »Zusammen sind wir stärker als allein«, hatte er gesagt. Khalil hatte zugestimmt.
Dattar hatte bereits seinen Informanten bei der CIA kontaktiert, um sicherzustellen, dass alles nach Plan lief.
Dattar lehnte sich zurück und sah aus dem Fenster, wo die Lichter der Autobahn vorbeisausten.
Smith stand an der Straßenecke beim CIA -Safehouse in der Upper West Side und beobachtete, wie ein Van mit dem Logo eines bekannten Kabelunternehmens vor ihm anhielt. Das Fenster auf der Fahrerseite ging nach unten, und Howell steckte den Kopf heraus.
»Steig ein und schau dir an, was wir haben.« Smith öffnete die Hecktüren, und eine Rauchwolke schlug ihm entgegen. Drinnen saß Beckmann auf einem niedrigen Hocker inmitten von Kabeln, Fernsehern und Computertürmen und paffte eine Zigarette. Es war stickig vom Zigarettenrauch und von der Abluft mehrerer PCs, die gleichzeitig liefen.
»Ganz schöner Aufwand«, sagte Smith. »Bist du sicher, dass es eine gute Idee ist, hier drin zu rauchen? Man spürt fast die elektromagnetischen Wellen. Ein Funke, und irgendwas geht in die Luft.«
»Ohne Zigarette bin’s ich, der in die Luft geht«, erwiderte Beckmann. »Welche Organisation kann in so kurzer Zeit eine solche Ausrüstung auftreiben?« Beckmann deutete auf die Geräte um ihn herum. »Es bräuchte einige Tage und eine Menge Papierkram, um so etwas von der CIA zu bekommen. Und
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