Die Jenseits-Falle
mußte sich drehen. Dann wurden seine Augen groß. Wie auch die anderen Männer, sah er das grüne Flimmern, das sich zwischen die beiden Suchflugzeuge und ihrem Boot geschoben hatte.
»Was ist das denn?«
Auch der Chief konnte die Frage seines Mitarbeiters nicht beantworten. Er war ebenso erstaunt und jetzt auch sprachlos.
Es blieb nicht bei dem Flimmern, denn Konturen erschienen. Es waren die Umrisse zweier Schiffe.
Eines deutschen Frachters und eines englischen Kreuzers…
***
Das Schwert schien zu explodieren!
Jedenfalls kam es mir so vor, als ich mich dicht vor der Spitze befand, und was mir in dieser einen Sekunde alles durch den Kopf schoß, war unbeschreiblich. Hinzu kam das Gefühl der Todesangst und auch die Erkenntnis, alles verloren zu haben.
Ich hatte auf Kara gesetzt, es war die falsche Karte in diesem Spiel gewesen. Nur - wer hatte das vorher wissen können? Es mußten höchstens Zentimeter sein, die mich von dem Schwert trennten. Ich sah nur die goldene Aura, erkannte nicht einmal das Gesicht meiner Mörderin dahinter, sondern sah nur diese tödliche, verzerrt wirkende Klinge.
Im gleichen Augenblick wurde ich gepackt. Jedenfalls glaubte ich das, aber es waren keine Hände da, die mich festhielten und herumschleuderten, ich schwebte plötzlich über dem Deck und vernahm den gellenden, auch wütend klingenden Schrei einer Frauenstimme. Kara mußte ihn ausgestoßen haben, aus Haß und Wut darüber, daß ich ihr im letzten Augenblick entkommen war.
Aber wieso?
Darüber dachte ich nicht nach, weil die äußerlichen Einflüsse mich viel zu sehr ablenkten. Man spielte mit meinem Körper, die rettenden Kräfte rissen mich herum, ich wurde gedreht wie ein Blatt im Wind und trotzdem noch transportiert.
Weggeschafft…
Dann erfolgte der Aufprall. Wie lange ich mich in der Luft befunden hatte, wußte ich nicht, mit den Schultern krachte ich auf die Planken, warf noch einen Liegestuhl um und blieb für einen Moment wie benommen liegen. Ausruhen konnte ich mich nicht. Egal, was man mit mir angestellt hatte, ich dachte an Kara und mußte hoch. Ein wenig taumelnd kam ich auf die Beine. Es war nicht einfach, auf den Füßen zu bleiben. Die beiden seltsamen Flüge hatten meine Reaktionen irgendwie verändert, so daß ich Mühe hatte, mich zu orientieren. Es war wie eine neue Einstellung. Auf dem Schiff befand ich mich noch immer, aber weit weg von Kara, fast am Heck. Wo sie stand, sah ich nur entfernt ein schwaches goldenes Leuchten.
Ich war gerettet. Vorläufig jedenfalls. Und das war mir einen tiefen Atemzug wert.
Sofort jedoch dachte ich an Suko. Er hatte sich dicht hinter mir befunden, mich konnte Kara nicht erwischen, irgend jemand hatte eingegriffen, aber war Suko…
Den Gedanken wagte ich überhaupt nicht zu beenden. Die Sorge um Suko trieb mich wieder voran.
Ich vergaß die eigene Situation, die ebenfalls nicht rosig war, und stürmte vor.
Das Deck lag zwar nicht in völliger Finsternis, aber es war gewaltig. Da konnte man sich verlaufen, und ich hätte es am liebsten mit einem Motorrad versucht. Da keines vorhanden war, mußte ich meine Beine nehmen.
In Richtung Bug stand Kara.
Dort lag auch mein Ziel. Ich wollte, und ich mußte hin, denn da würde ich auch Suko finden.
Wie lange ich gelaufen war, wußte ich nicht. Es konnten höchstens nur 20 Yard gewesen sein, als ich plötzlich aus dem Schatten eines Aufbaus angesprochen wurde.
»Wohin so eilig, John Sinclair?«
Abrupt blieb ich stehen, drehte den Kopf nach rechts und sah die Gestalt, die sich-aus dem Schatten löste. Es war Myxin, der Magier. Da fiel bei mir die Klappe, und ich wußte mit einemmal, wer mein Lebensretter war…
***
Suko hatte sich immer hinter dem Geisterjäger befunden. Die Länge eines Abstandes war nicht gleich geblieben, sie hatte sich etwas vergrößert. Zwar hatte sich der Inspektor bemüht, seinen Freund zu erreichen, er war jedoch erfolglos geblieben.
Und auch er sah das Leuchten, das Schwert, die Gestalt, die es hielt. Und er bemerkte die Verwandlung, die die Schöne aus dem Totenreich durchgemacht hatte.
Aus Kara war eine andere geworden.
Wie sein Freund John wurde auch Suko aus allen Träumen gerissen. Das durfte doch nicht wahr sein, das konnte es nicht geben. Karas Worte bewiesen ihm das Gegenteil. Sie gab durch sie zu erkennen, daß sie John Sinclair töten wollte.
Suko konnte sich nur einen Grund vorstellen, der sie zu solch einer Tat hinreißen ließ.
Es war der Trank des Vergessens.
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