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Die Judas-Variante - V3

Die Judas-Variante - V3

Titel: Die Judas-Variante - V3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Timothy Zahn
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könnten die Leute, bei denen Anne ihr

Whiplash verschwendet hat, auch mit dieser Selbstsucht infizieren.«
»Sie haben eine andere Mentalität«, meinte O'Hara. »Annes Leute waren allesamt Bürokraten.

Zahnräder in einer Maschine. Und Reger ist der Typ, der die Maschine selbst führen will.«
»Stimmt wohl«, sagte Hawking. »Und du meinst wirklich, dass wir das durchziehen sollen?«
Skyler zuckte die Achseln. »Das kommt auf Lathe an«, sagte er. »Wenn sein Plan funktioniert -

aber was sage ich da? Natürlich wird sein Plan funktionieren. Seine Pläne funktionieren immer .«
»Du musst ja schon fast weggetreten sein, denn sonst würdest du nicht so einen Mist verzapfen«,

rügte Hawking ihn, erhob sich vom Stuhl und reckte und streckte sich ausgiebig. »Lathe hat sich

in der Vergangenheit öfter mal einen Patzer geleistet, und er wäre der Erste, der das auch

zugeben würde.«
»Kann schon sein«, sagte Skyler und schämte sich etwas wegen des - aus einem Schuldgefühl

geborenen - Sarkasmus. »Trotzdem würde ich einen Riesen darauf wetten, dass er alle Vorgänge auf

Khala voll unter Kontrolle hat.«
»Ganz sicher«, stimmte O'Hara ihm zu. »Nimm erst mal eine Mütze voll Schlaf, Skyler. Ich

übernehme die erste Wache.«

14
    Sie schlichen sich pünktlich wie die Maurer in Caines Zelle - drei Stunden, nachdem er die

Atmung so »getaktet« hatte, dass sie dem langsamen Rhythmus des Schlafs entsprach. Wenn schon

nichts anderes, sagte er sich, so war zumindest die Sicherheit berechenbar.
Als er die geschlossenen Augen einen Spalt weit öffnete, stellte er jedoch fest, dass

irgendjemand beschlossen hatte, das ursprüngliche Drehbuch zu ändern. Anstatt dass ein Mann sich

in die Zelle schlich, um die blockierte Kamera in der Dusche freizumachen, während sein Partner

ihm vom Eingang aus Deckung gab, befanden sich diesmal zwei Männer im Raum - einer bewegte

sich zur Dusche, während der andere schnurstracks auf Caines Koje zukam. Möglicherweise wollte er

die dort versteckte zweite Kamera überprüfen; mit noch größerer Wahrscheinlichkeit aber wollte er

den Häftling mit einer Paralyt-Pfeilwaffe in Schach halten. Und ein dritter Mann stand wie gehabt

in der Tür Wache.
Diese unvorhergesehenen Umstände machten Caines Plan zwar nicht zunichte, aber es bedeutete

zumindest, dass er die Angriffstaktik würde ändern müssen. Er behielt den flachen Atem bei,

packte den Rand der Matratze und wartete auf den richtigen Moment. Die erste Wache blieb am

Fußende des Etagenbetts stehen, während die zweite die Dusche erreichte; sie wandte Caine den

Rücken zu und streckte die Hand nach oben aus, um die Kamera wieder funktionsfähig zu

machen.
Und in diesem Moment schlug Caine zu.
Er schob die Beine unter der Decke hervor, rollte sich vom Bett auf den Boden und zog dabei die

Matratze über sich nach. Die Wache am Fußende des Bettes sog scharf die Luft ein, und bevor Caine

noch den Boden berührte, ertönte das Knacken einer Paralyt- Pfeilwaffe.
Jedoch blieben die Pfeile, deren Ladung so gering dosiert war, um den dünnen Overall zu

durchdringen, aber ohne den Körper des Trägers aufzureißen, einfach in der Schaumstoffmatratze

stecken. Ein zweiter Schuss verpuffte ebenfalls im Schaumstoff, als Caine auf dem Boden auftraf

und mit einer Rolle wieder auf die Füße kam. Er legte sich die Matratze auf den Kopf wie einen

altertümlichen Dreispitz, hielt sich an der hinteren Strebe des Betts fest, um die Balance zu

halten, und wirbelte mit ausgestrecktem Bein herum, um dem unsichtbaren Angreifer einen Tritt zu

versetzen. Er traf den anderen direkt an der Schläfe, schleuderte ihn gegen die Wand, und die

Waffe fiel scheppernd auf den Boden.
Caine hatte keine Zeit, nach der Waffe zu suchen, doch er brauchte sie auch nicht unbedingt. Um

sicherzugehen, versetzte er dem Mann noch einen zweiten Tritt und rannte durch den Raum, um den

anderen Eindringling abzufangen; er hatte nämlich feststellen müssen, dass der panisch zur Tür

rannte.
Die Wache an der Tür gab reflexartig ein, zwei Schüsse auf Caines Konturen ab, doch die kleinen

Pfeile gesellten sich nur zu den anderen in der schlackernden Matratze.
Und dann reagierte der Mann schließlich angemessen auf die Situation. Die nächsten Pfeile waren

unter den Rand der Matratze gezielt und trafen Caine direkt in die Beine.
Das heißt, sie bohrten sich in die dicken Gamaschen aus Blättern der Loseblattsammlung,

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