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Die kalte Nacht des Hasses

Die kalte Nacht des Hasses

Titel: Die kalte Nacht des Hasses Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Ladd
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Bungalows aus startete, gen Westen auf die Straße am See entlang bog, um dann zurück gen Camdenton zu fahren. Nach dem zweiten Klingeln ging er ran.
    »Ja? Claire?«
    »Wie geht es ihr?«
    »Besser, als ich erwartet habe, auf jeden Fall. Sie hat sich ein wenig beruhigt.«
    »Genug, um ihr ein paar Fragen zu stellen?«
    »Vielleicht. Ich glaube, sie tut einfach so, als wäre gar nichts passiert, aber sie sagt, sie will uns gern helfen, wenn sie kann.«
    »Passt es jetzt?«
    »Klar, warum nicht. Besser, wir bringen es hinter uns, dann kann sie ein Beruhigungsmittel nehmen und schlafen.«
    Brianna Swensen bewohnte ein Haus in der Nähe des Highway 54 in einer kleinen Stadt mit dem unglaublichen und unschönen Namen Roach, Missouri. Sie lag etwa fünf Meilen südwestlich Camdentons und ich fuhr auf dem Weg dorthin am Sheriff’s Department vorbei, ohne anzuhalten. Ich hatte mich bereits telefonisch bei meinem Boss, Sheriff Charlie Ramsay, gemeldet, der überhaupt nicht begeistert davon war, so schnell schon wieder von einem weiteren spektakulären Mord am See zu hören. Er gab mir nicht offiziell die Schuld, aber ich fragte mich, was er von der Sache hielt. Ach, im Grunde fragte ich mich vor allem, was ich von der Sache hielt.
    Um Briannas Haus, das auf einem Hügelkamm stand, musste man etwa zwei Meilen eine gewundene Asphaltstraße entlangfahren. Ihre Corvette parkte davor. Bud hatte am Steuer gesessen, als sie bei Hilde losgefahren waren, und vermutlich hatte er sich nicht die Zeit nehmen wollen, den Wagen in die Garage zu stellen. Ich hielt auf dem gekiesten Halbkreis der Auffahrt daneben und schaltete den Motor aus.
    Ich saß ein paar Minuten bloß da, lauschte dem Ticken meines Motors und sah die Blätter an der Hecke neben dem Haus im leichten Aprilwind rascheln. Ich war nicht unbedingt wild darauf, hineinzugehen und Brianna noch mehr zu quälen, was letztlich genau das war, was ich tun würde. Es war jedoch von entscheidender Wichtigkeit, sie zu vernehmen, und es war besser, wenn ich sie befragte, als wenn Bud das täte. Sollte er ihre Hand halten, seinen Arm um sie legen, der gute Kerl sein. Er war schließlich auch ein guter Kerl. Ich stieg aus dem Wagen, schloss meine Tür ab und ging einen L-förmigen Weg zur Eingangstür hoch, die himmelblau gestrichen war. Ich klopfte leise, ließ aber die Messingklingel in Ruhe. Briannas Nerven waren vermutlich auch so schon strapaziert genug. Sekunden später öffnete Bud mir die Tür, er sah ein bisschen mitgenommen aus. Naja, ziemlich mitgenommen.
    »Kann ich immer noch reinkommen?«
    »Ja, sie hat vor einer Weile ein Darvocet genommen. Sie will mit dir reden.«
    Ich folgte ihm durch einen kleinen Flur, der frisch gestrichen war, und in dem ein weiß gerahmtes Schwarz-Weiß-Foto einer alten Scheune hing, und dann erreichten wir den Wohnbereich im hinteren Teil des Hauses. Es roch gut, nach Orangen und Zitronen. Ich fragte mich, wie Bri das hinbekam. Bei mir zu Hause roch es nie so gut. Links konnte ich eine Küche ausmachen, die durch einen kurzen Tresen und von der Decke hängende Schränke vom Wohnbereich abgeteilt wurde. Zwei weiße Doppeltüren gaben den großartigen Blick auf die bewaldeten Hügel um Camdenton frei, aber es war kein ganz so atemberaubendes Panorama wie das aus Hildes Bungalow. Ich konnte gerade eben noch einen kleinen Halbmond des Sees in der Ferne ausmachen.
    Brianna saß auf einer rot-blau karierten Couch vor einem weißen Ziegelkamin, in dem Gasflammen an Holzscheitimitaten züngelten. Die Flammen tanzten und wärmten das Zimmer. Ihr Gesicht war unnatürlich gerötet, ihre Augen waren nach mehreren Stunden Weinen geschwollen. Es war kaum zu glauben, aber sie sah immer noch schön aus. Sie schniefte in ein zerknülltes rosa Kleenex, fast als könnte sie nicht einmal mehr die Kraft zum Weinen aufbringen.
    Ich stellte meine Lederhandtasche hin und ging vor ihr in die Knie. Ich legte meine Hand auf ihre. »Brianna, es tut mir so leid wegen deiner Schwester.«
    Sie nickte und Tränen liefen über ihre Wangen. Sie tupfte sie mit demselben nassen Taschentuch weg, das sie eben noch nervös in der Hand geknetet hatte. Ich warf Bud einen Blick zu, und er bedeutete mir mit dem Kopf, dass ich mich in den passenden Karosessel ihr direkt gegenüber setzten sollte. Das tat ich, während er sich auf dem Sofa neben ihr breit machte und ihre Hand nahm.
    »Brianna, ich tue das wirklich nur ungern, aber wir müssen dir ein paar Fragen stellen, okay? Ich

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