Die kalte Spur
auf einem Irrtum beruhe, kaschierte aber diesen Widerruf, indem sie ihn aufmachte, als wäre er nur eine weitere Meldung über den Fall. Der Widerruf geschah nur ganz beiläufig und gleichzeitig als Aufhänger für die Fortsetzung des Berichts.«
»Wollen Sie damit sagen, daß es sich also um keinen formell einwandfreien Widerruf handelte?«
»Zweifellos war es kein korrekter Widerruf im strengen Sinne. Ich bin aber der Meinung daß der Fall mit dem Tod von Cathay erledigt ist. Obendrein war die Angelegenheit noch vor Cathays Tod auf gütliche Weise beigelegt worden. Ich habe das selbst vorgenommen.«
»Können Sie mir darüber etwas sagen?«
»Leider bin ich nicht in der Lage, Ihnen über die Einzelheiten dieses Arrangements Auskunft zu geben«, sagte Fisher. »Ich kann Ihnen jedoch versichern, daß damit den Interessen Mr. Cathays vollauf Genüge getan wurde. Leider kam diese Einigung jedoch zu spät.«
»Wie meinen Sie das?«
»Der Schock, den die Verleumdung auslöste, hatte Mr. Cathay bereits schwer angegriffen. Von dem Augenblick an, da die Zeitung diese ehrenrührigen Äußerungen über ihn publizierte, war Mr. Cathay ein todkranker Mann.«
»Wann wurde die Übereinkunft erzielt?«
»Am Donnerstag nachmittag.«
»Warum kam es zu diesem Arrangement?«
»Weil ich sah, daß Mr. Cathay kurz vor dem Zusammenbruch stand. Ich fuhr gemeinsam mit Mrs. Cathay ins Palace Hotel. Dort setzten wir uns mit dem Verleger der Zeitung in Verbindung. Wir erzielten eine gütliche Regelung die von allen Beteiligten als zufriedenstellend empfunden wurde. Dann kehrte ich wieder hierher zurück, um Mr. Cathay zu berichten. Aber es war schon zu spät. Mr. Cathay hatte bereits das Bewußtsein verloren, das er dann auch bis zu seinem Tod nicht mehr wiedererlangte. Er starb, ohne zu wissen, daß er rehabilitiert war, und daß die Zeitung einen Widerruf drucken würde.«
»Dann war er also schon krank, als Sie ins Palace Hotel fuhren?«
»Ja, natürlich. Das sagte ich Ihnen doch bereits!«
»Und diese Erkrankung war auch eine der Ursachen Ihrer plötzlichen Reise?«
»Ja, ich will gern einräumen, dies war einer der Gründe dafür, daß ich die Angelegenheit schnellstens erledigen wollte. Um Zeit zu sparen, entschloß ich mich, auf eine Verleumdungsklage zu verzichten.«
»Existierte noch irgendein anderer Grund für die Beschleunigung der Sache?«
Fisher blickte durch das offene Fenster auf die Straße. »Angenommen, es existierte noch ein weiterer Grund«, sagte er langsam, »so sehe ich nicht ein, warum ich Ihnen darüber Auskunft geben sollte. Andererseits können Sie sich diese Information auch bei der Zeitung verschaffen, wenn ich sie Ihnen nicht gebe.«
»Ich möchte Ihnen natürlich keineswegs Berufsgeheimnisse entlocken«, entgegnete Griff.
Ruckartig sah Fisher zu ihm hinüber.
»Diese verdammte Zeitung!« sagte er zornig. »Unmittelbar nachdem der Verleger erfahren hatte, daß die Verleumdungsattacke wahrscheinlich zu einem Prozeß führen würde, schickte er einen Reporter hierher. Und dieser Bursche machte kein Hehl daraus, daß er alles daransetzen würde, um Belastungsmaterial gegen meinen Mandanten zu sammeln. Diese Fakten sollten dann vor Gericht präsentiert werden, um Mr. Cathays guten Ruf zu unterminieren. Sie wären dann natürlich mit den entsprechenden Sticheleien und Anspielungen von einem abgebrühten Anwalt garniert worden.«
»Spielte diese Möglichkeit bei der Beschleunigung der Angelegenheit eine Rolle?«
»Die Anwesenheit des Reporters trug zu der tödlichen Erkrankung meines Mandanten bei.«
»Wie lange hielt sich der Reporter hier auf?«
»Ich glaube, einen Tag vielleicht auch weniger lang. Ich weiß es nicht genau. Die meiste Zeit verbrachte er in der Redaktion des Riverview Chronicle, der, nebenbei gesagt, alles daransetzte, Mr. Cathays Wahl zu verhindern.«
»Hat sich dieser Reporter mit Ihnen in Verbindung gesetzt?«
»Mit mir?«
»Ja, mit Ihnen.«
»Nein, natürlich nicht. Er sammelte schließlich Fakten, die dem Ruf meines Mandanten abträglich sein sollten. Da hätte es ja wenig Zweck gehabt, sich an mich zu wenden«
»Sie haben ihn also nicht kennengelernt?«
»Nein.«
»Dann ist Ihnen wohl auch die Bedeutung der Meldung entgangen, die der Blade heute morgen brachte: Einer der Reporter dieser Zeitung wurde ermordet.«
Charles Fisher umklammerte die Kanten der Schreibtischplatte. Er streckte den Kopf vor und starrte Griff mit immer größer werdenden Augen an »Mein
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