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Die Kanzlerkandidatin - Kriminalroman

Die Kanzlerkandidatin - Kriminalroman

Titel: Die Kanzlerkandidatin - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm Braumüller <Wien>
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Ich habe sie danach besucht. Wir waren …“ Er zögerte nur kurz, dann fuhr er fort: „Nun ja, wir hatten Sex miteinander, ich habe sie häufiger in ihrem Haus in Celle besucht.“
    „Ich habe davon gehört.“ Was sollte das hier bloß werden? Wollte Pietro etwa mit ihm über seine Affäre mit der Vorsitzenden sprechen? Wagner brachte das Gespräch auf die sachliche Ebene zurück. „Warum hat Frau Klaßen Sie denn entlassen?“
    Pietros Augen sahen traurig aus, seine Stimme klang bitter. „Marion macht niemals etwas ohne Grund. Sie ist die berechnendste Person, die ich kenne. Mit der Arbeit selbst hat es nichts zu tun. Sie hat manchmal gemeckert, aber dabei ging es immer nur um Kleinigkeiten. Nichts, was einen Rausschmiss gerechtfertigt hätte. Künftig wird übrigens Frau Stigler ihr Büro leiten.“
    Oh Gott, dachte Wagner. War Pietro gekommen, um ihm Vorwürfe zu machen, weil er der Stigler geraten hatte, sich wegen eines neuen Jobs an die Vorsitzende zu wenden? Niemals wäre ihm in den Sinn gekommen, dass Marion ihren Schönling deshalb entlassen würde. Aber weit gefehlt. Mit dem nun Folgenden hätte er nicht gerechnet.
    „Marion wurde erpresst. Ein Detektiv hat uns beim Sex in ihrem Schlafzimmer fotografiert. Es liegt ja ebenerdig und hat eine breite Fensterfront zur Terrasse. Vielleicht hat er aber auch eine versteckte Minikamera installiert. Weiß der Kuckuck. Ich habe die Fotos nicht gesehen, aber Marion sprach von kompromittierenden Aufnahmen. Sie ist ja kein Kind von Traurigkeit und sehr aufgeschlossen, was ihr Sexualleben angeht. Wenn Sie verstehen, was ich meine.“
    Wagner verstand nur zu gut, es kursierten wilde Gerüchte über ihr freizügiges Sexleben in der Fraktion. Er nickte, was sein Besucher als Aufforderung verstand, fortzufahren.
    „Der Auftraggeber der heimlichen Fotos war übrigens Tobias Wächter. Der Detektiv hat Marion informiert und ihr die Fotos mitsamt dem Chip verkauft. Wächter als Kunde ist ja nun ausgefallen.“
    Wagner fiel aus allen Wolken. Dass der Streit zwischen den beiden verfeindeten Politikern solche Formen angenommen hatte, hätte er sich in seinen kühnsten Träumen nicht ausgemalt. Wollte Wächter deshalb unbedingt mit ihm sprechen? „Habe ich das richtig verstanden?“, vergewisserte er sich. „Herr Wächter hat einen Detektiv auf Marion Klaßen angesetzt, um kompromittierende Aufnahmen von ihr zu machen? Hat Marion Klaßen davon vor oder erst nach dem Mord erfahren?“, rief er ungewollt lautstark.
    „Nicht so laut, Herr Wagner. Ich bin nicht schwerhörig! Um auf Ihre Frage zurückzukommen. Das kann ich Ihnen nicht sagen. Ich weiß nur, dass es diese pikanten Fotos gibt, Marion sie ihm abgekauft und danach die Affäre mit mir beendet hat. Es sei ihr zu heikel geworden. Dabei gab es schon vorher Gerüchte und die haben sie nie gestört. Im Gegenteil, sie hat sich sogar darüber lustig gemacht. Sollen die nur ruhig reden, hat sie immer gesagt. Es macht mich nur interessant. Und bei männlichen Politikern regt sich auch kein Mensch auf, wenn sie sich in ihrer Freizeit mit dem anderen Geschlecht vergnügen.“
    „Womit sie recht hat“, schob Wagner dazwischen.
    Pietro ging darauf nicht ein. „Ich soll Hannover verlassen. Marion hat mir einen Job in Palermo vermittelt. Bei dem alten Knacker aus Hamburg, den sie gelegentlich besucht. Er heißt Luciano Bentani, betreibt eine Firma für Im- und Export. Das Gehalt stimmt, also werde ich den Job annehmen, aber es ärgert mich trotzdem, wie sie mit mir umspringt.“
    Er war wütend, eine ungute Mischung aus Eitelkeit und verletztem Stolz. Wenn Marion Klaßen von Wächter erpresst worden war, hatte sie ein Mordmotiv.
    Als ob er seine Gedanken lesen konnte, brachte Pietro den Mord ins Spiel. „Sie war es nicht. An dem Abend, als es passiert ist, war sie in der Fraktion. Und danach waren wir bei ihr. Ich bin erst kurz vor Mitternacht gegangen. Sie kann unersättlich sein. Und leidenschaftlich. An diesem Abend war sie besonders wild nach mir. Ich habe …“
    „Einzelheiten muss ich nicht wissen!“, ging Wagner dazwischen. „Sagen Sie mir lieber, weshalb Sie mir das alles erzählen.“
    Pietro nahm einen Schluck Wasser. Seine sonst so schönen Gesichtszüge waren verzerrt. Er ist gefährlich, Marion Klaßen hat einen Fehler gemacht, ging es Wagner durch den Kopf. Sie hat ihn unterschätzt. Tief im Inneren empfand er Genugtuung.
    „Bevor ich nach Italien fahre, sollen Sie wissen, dass sie ganz anders ist, als Sie

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