Die Karriere-Bibel
so blöd wie wir alle zusammen.«
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|352| 15. Oktober
Wir-Gespül – Was Teams schwächt
Teamspieler sind das Resultat aus dem Windkanal der Managementfibeln: Keine andere Eigenschaft wird in Stellenanzeigen heute
so nachdrücklich von Mitarbeitern gefordert wie Teamfähigkeit. Sie ist das Stubenreinheitsattest für Sozialverträglichkeit.
Team
– das Wort stammt ursprünglich vom mittelhochdeutschen
Zoum
, dem Zaumzeug, und bezeichnete im Altenglischen ein Gespann von Zugtieren. Wenn ein einzelner Ochse nicht ausreichte, um
den Karren zu ziehen, musste ein
team of oxen
an den Start. Damit die Rindviecher nicht in verschiedene Richtungen zogen, wurden sie ins Joch gespannt und vom
team leader
, dem Fuhrmann, mit dem Lenkriemen gesteuert. Erst viel später wurde der Teambegriff auf den Mannschaftssport angewandt und
von dort in die Arbeitswelt übertragen. Aber sind Teams, die sich aus klugen Köpfen zusammensetzen, tatsächlich der beste
Hort, um komplexe Probleme zu lösen? Nein, sagt der Managementtrainer Reinhard Sprenger und hat ein paar Antithesen aufgestellt:
Teams taugen nichts, weil sie eine Tendenz zum Kompromiss haben. Ihr Produkt ist immer der kleinste gemeinsame Nenner. Weil
die Gruppe nach Harmonie strebt, muss jeder kooperativ sein, Genies müssen sich in solchen Gruppen verbiegen – und heraus
kommt Mittelmaß.
Teams zügeln den Appetit der Ehrgeizigen. Die Botschaft an ihre Mitglieder lautet: Füge dich ein! Zeige keine Starallüren!
Herauszuragen schadet, weil dich die Gruppe dafür bestraft.
Teams fördern Denkfaulheit. Sie sind nur ein Aufgabenverteilungs-Karussell: Es wird diskutiert, was zu tun ist, bis sich niemand
mehr verantwortlich fühlt – wie beim Schulchor: Am Ende reicht es für einige, nur die Lippen zu bewegen.
Es ist noch nie ein Team befördert worden, wohl aber Einzelne.
Da ist viel Wahres dran. Und so ist auch die Frage, ob einer
teamfähig
ist, im Ansatz verkehrt: Viel berechtigter ist die Gegenfrage, ob das Team flexibel und weitsichtig genug ist, eigenständig
denkende Mitglieder und ihre Ideen zu ertragen – oder ob es den Selbstdenker |353| abstößt wie der kranke Körper ein fremdes Organ. Damit Teams produktiv arbeiten, brauchen sie ein Klima, das Eifersucht hemmt
und Ehrgeiz fördert. Mit anderen Worten: Teamsitzungen sollten den Charakter eines Brainstormings haben, in dem möglichst
verschiedene Charaktere ihre Ideen einbringen, Fehler und Karriere machen können. Denken Sie nur an den französischen Wortstamm
carrière
, der den gestreckten Galopp bezeichnet. In einem stapfenden Ochsengespann ist Karriere unmöglich.
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16. Oktober
Vinum bonum deorum donum * – Heute ist Mitarbeitertag
Es soll Leute geben, die glauben, dass die Dinge durch ihre bloße Anwesenheit besser werden. Solche Leute werden entweder
Manager oder Polizisten. In beiden Berufen weicht diese naive Vorstellung jedoch bald der Erkenntnis, dass das Wohl anderer
mehr Mühe macht. Auf Polizisten trifft das in jedem Fall zu, bei Managern ist man sich noch nicht so sicher.
Ein Beispiel: Wann zeigte Ihr Chef zuletzt spontan, ehrlich und persönlich, dass er Ihre Arbeit wertschätzt? Zu Weihnachten?
Nach seinem Motivationstraining? Anlässlich betriebsbedingter Kündigungen? Schade. Dabei sind ein Wink der Wertschätzung,
eine aufmunternde Geste, anerkennender Applaus von Zeit zu Zeit Balsam für das Betriebsklima. Solche Gesten können sogar die
Loyalität der Mitarbeiter erhöhen – vorausgesetzt, die Anerkennung ist ehrlich. Falls Sie also Führungskraft sind und sich
immer geärgert haben, dass Ihr Chef mit seiner Wertschätzung geizt, möchte ich Sie heute zu einem Mitarbeitertag anspornen.
Gehen Sie zum Beispiel in einen gut sortierten Weinladen, kaufen Sie ein paar Flaschen Bordeaux und verschenken Sie den Tropfen
mit einem persönlichen Gruß an fleißige und treue Kollegen. Natürlich kann es auch etwas anderes als Wein sein. Kleinigkeiten
reichen völlig – sie müssen nur zu Ihnen passen. Richtig gelesen: Nicht nur zu dem Beschenkten muss das Präsent eine Verbindung
haben. Es wirkt nicht nur unglaubwürdig, |354| sondern reichlich ungeschickt, wenn etwa ein ausgewiesener Antialkoholiker Spirituosen verschenkt. Zudem bringt das alles
nichts, falls Sie Ihrem Team längst entrückt sind oder an anderen Tagen nur herumstänkern. Dann wirkt eine solche Überraschung
wie Anbiederei oder – schlimmer – die Kollegen fürchten
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