Die Karriere-Bibel
abspielt.
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21. Oktober
Stammplatz – Wir sind, wo wir sitzen
Morgens, halb zehn in Deutschland, der Chef trommelt zur üblichen Morgenrunde. Alle fläzen sich auf den Platz, auf dem sie
schon gestern saßen. Komisch, oder? Seit Jahren versuchen Wissenschaftler, allen voran Psychologen und Verhaltensforscher,
die Geheimnisse unserer Büromanieren und -riten zu dekodieren. Herausgekommen ist dabei allerlei Heiteres, Nachdenkliches
und Nützliches. Und jetzt auch das: Wo wir im Meeting sitzen, verrät, wer wir sind und wie wir ticken. Oder anders formuliert:
Unter unseren Zweireihern, in den Manolo Blahniks, hinter den rahmenlosen Brillen und Black-Berrys steckt oft nichts weiter
als eine Affenhorde, die primitiven Instinkten folgt.
|359| Die Psychologin Sharon Livingston hat das genauer untersucht und sieben Typen samt ihren Stammplätzen identifiziert. Das Ganze
klingt ein wenig holzschnittartig – aber das sind Archetypen immer. Genauso wie ihnen immer auch ein wahrer Kern innewohnt.
Das nächste Mal, wenn Sie zur Besprechung pilgern, achten Sie darauf, wer sich wo hinsetzt und wie er sich dabei verhält:
Der Boss: Chefs pflegen am Kopfende des Tisches Platz zu nehmen. Noch lieber aber sitzen sie mit dem Rücken zur Wand und dem Gesicht
zur Tür. So können sie notorische Zuspätkommer leicht identifzieren. Rausschleicher haben ebenso keine Chance.
Rechter Platz: Rechts neben dem Boss sitzt nicht zwangsläufig seine rechte Hand – aber stets ein eifriger Zustimmer und Abnicker. Wer hier
Platz nimmt, interessiert sich mehr für die Gunst des Herrschers als für die Gruppe oder das Thema.
Linker Platz: Die Nähe zum Chef drückt zweierlei aus: Verbundenheit – und den eigenen Machtanspruch. Es ist die nächste Position zum Kopfende.
Also sitzt hier jemand, der zwar mit dem Boss übereinstimmt, sich aber auch das Recht einer anderen Sichtweise vorbehält.
Oft ist es der Kronprinz.
Mittelfeld: Gerade an langen Tischen bietet dieser Platz die beste Aussicht, mit vielen Teilnehmern Blickkontakt zu halten. Entsprechend
sitzen hier gerne Extrovertierte, aber auch Moderatoren, die zwischen beiden Tischseiten vermitteln.
Ecke: Die Außenposition an den Tischenden ist der bevorzugte Platz von Menschen, die sich gern in der Gruppe verstecken. Sie lehnen
sich zurück, beobachten, hören zu, warten ab. Sie sagen wenig, aber das ist oft ausgewogen. Es ist der Platz der Analytiker.
Gegenüber: Was für die Wurst gilt, trifft auch auf Sitzungstische zu: Sie haben zwei Enden. Und das Ende gegenüber vom Boss ist der Ort
für Kritiker. Damit machen sie vor allem eines deutlich: Sie sehen manches anders – und haben den Überblick.
Außenseiter: Diese Person sitzt nicht am Tisch, sondern dahinter oder daneben. Das kann bedeuten, dass sie gerne das große Ganze im Blick
hat und nach einer übergeordneten Perspektive strebt. Es kann aber auch sein, dass derjenige zu spät gekommen ist und kein
Platz mehr frei war.
|360| Die Erkenntnis dieser Sitzordnung können Sie leicht nutzen: Sei es, um Ihre Mitarbeiter zu durchschauen oder um sich bewusst
dorthin zu setzen, wo Sie meinen hinzugehören. Nur vielleicht nicht auf den Platz Ihres Chefs – sonst steht Ihr Stuhl demnächst
vor der Tür.
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22. Oktober
Teilzeit – Delegieren zu können, ist ein Schlüssel zum Erfolg
In der Nähe von Düsseldorf liegt das Neandertal. Den Knochenfunden dort verdankt der Neandertaler seinen Namen. Viel mehr
als ein paar Knochen sind von ihm nicht geblieben. Obwohl, wie Wissenschaftler heute vermuten, sich beide Menschenarten, Neandertaler
und Homo sapiens, seinerzeit begegneten, hat nur einer von ihnen überlebt. Warum das ausgerechnet der Homo sapiens war, hat
bereits einige Forscher beschäftigt. Jüngst auch den US-Ökonomen Jason Shogren, der dazu eine interessante Antwort gefunden
hat: Der Homo sapiens hat Handel betrieben – der Neandertaler nicht. Dank des Handels verschafften sich die Urzeitmenschen
einen entscheidenden Vorteil: Sie betrieben Arbeitsteilung. Jeder machte das, was er am besten konnte. Die einen gingen jagen,
andere machten Werkzeuge, dritte Kleidung. Diese Kultur war dem Neandertaler überlegen.
Was das einige Tausend Jahre später mit Ihnen zu tun hat? Sehr viel! Die Geschichte zeigt: Arbeitsteilung ist die überlegenere
Strategie, auch im Beruf. Wer nicht das macht, was er am besten kann, könnte untergehen. Genauso derjenige, der alles selber
machen
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