Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Karte Des Himmels

Die Karte Des Himmels

Titel: Die Karte Des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Hore
Vom Netzwerk:
erwärmen«, sagte er und schenkte ihr den Becher randvoll. Er hatte den Kaffee mit Zucker gesüßt; sie freute sich über den süßen Geschmack, trank ein paar Schlucke und reichte ihm dann den Becher.
    »Wollen wir uns nicht duzen?«, fragte sie unvermittelt, und Euan nickte.
    »Kommst du in den meisten Nächten hier herauf?«, fragte sie nach einer Weile.
    »Nur manchmal, bei klarem Himmel. Ich habe diesen Ort entdeckt, kurz, nachdem ich hierhergezogen bin, als ich mich auf der Suche nach einer neuen Buchidee in der Gegend umgeschaut habe. In einer Nacht wie heute bin ich den Turm hinaufgestiegen und hatte sofort die zündende Idee. Ich wusste schon ziemlich viel über Sterne, und das Konzept für das Buch schoss mir praktisch fertig durch den Kopf. Das passiert nur selten. Und mein Verleger war natürlich begeistert. Es ist wundervoll, für ein solches Buch zu recherchieren und es zu schreiben.«
    »Und es ist wundervoll, wenn sich die Arbeit mit der Leidenschaft vermischt. Mir geht es auch ein bisschen so. Oder es würde mir so ähnlich gehen, wären da nicht die Geschäftspolitik und der Druck, ständig Geld zu machen.«
    Sie sah seine Zähne hell aufblitzen, als er lächelte. »Stimmt, damit müssen wir uns alle herumschlagen, nicht wahr? Wir müssen essen, die Hypothek abzahlen ...«
    »Bitte erzähl mir doch, wie du darauf gekommen bist, als Naturforscher zu arbeiten und darüber zu schreiben. Irgendwie hab ich ein Bild von dir als rotznasigem Bengel, der Insekten in Streichholzschachteln fängt und Eidechsen in die Frisierkommode schlüpfen lässt.«
    Euan lachte. »Ein bisschen war es auch so. Ich hatte das, was man eine ungezügelte Kindheit nennen könnte, war jeden Tag mit dem Rad draußen unterwegs. Und ich hatte einen sehr anregenden Lehrer, der einen naturgeschichtlichen Verein geleitet hat. An der Uni habe ich Zoologie belegt und wurde eine Zeit lang zu einer Laborratte – soll heißen, zum Forscher –, aber das passte irgendwie nicht. Also bin ich hierher zurückgekehrt und habe einen Job im Naturschutz angenommen.« Er hielt inne. »Und dann ging es erst richtig los.«
    Seine Worte verloren sich, und Jude spürte, dass er schwieriges Gelände erreicht hatte. Wenn er darüber sprach, wie er sein erstes Buch geschrieben hatte, könnte es bedeuten, dass er auch über seine Ehe sprechen musste. Er gehörte nicht zu den Männern, mit denen man leicht warm werden konnte. Er war freundlich und offen, und in seiner Nähe fühlte sie sich entspannt und natürlich. Aber es gab etwas in ihm, was er nur schwer preisgeben konnte. Jude respektierte das. Jeder brauchte seine Zeit. Für sie selbst galt das ganz besonders.
    Und auch für nächtliche Sternenguckerei. Über dem Mond zogen Wolken auf. Jude trank den letzten Schluck Kaffee und fühlte sich plötzlich sehr erschöpft. »Ich glaube, ich sollte mich jetzt auf den Heimweg machen.«
    »Ja, natürlich«, sagte er, »hoffentlich hat es dir gefallen.«
    »Oh, ja«, bekräftigte Jude eifrig und schaute zu, wie er das Teleskop abbaute und in einer Tasche verstaute.
    »Gut«, sagte er, und wieder blitzte sein Lächeln in der Dunkelheit auf. Er half ihr auf die Leiter, kletterte nach ihr hinunter und schloss die Luke.
    »Du musst wiederkommen«, sagte er, und seine Stimme hallte wider, als sie die Treppe hinabstiegen. »Du bist eine angenehme Begleiterin beim Sternebeobachten.«
    »Danke schön. Es macht mir übrigens nichts aus, Notizen zu machen, falls es dir hilft.« Warum hatte sie ihm das jetzt angeboten? Es war wie ein Nachklang von Anthony und Esther.
    »Sehr freundlich. Bleibst du noch länger in Norfolk?«
    »Ja, noch ein paar Wochen, abgesehen davon, dass ich zwischendurch für ein oder zwei Tage nach London fahren muss.«
    Die Zeit ist wirklich knapp, dachte Jude, als sie nach Starbrough Hall zurückfuhr. Am nächsten Tag musste sie unbedingt mit der Transkription vorankommen. Außerdem musste sie langsam anfangen, ihren Artikel für Bridget zu entwerfen. Und etwas wegen der Halskette in ihrer Tasche unternehmen.

19. Kapitel
    Am nächsten Morgen nach dem Frühstück rief Cecelia an. »Jude, ich habe die Tagebücher gelesen«, begann sie, »sie enthalten wirklich einen faszinierenden Überblick über die astronomischen Beobachtungen der damaligen Zeit! Wickhams wichtigster Beitrag besteht in den neuen Teleskopen, die er konstruiert hat. Damit konnte er die Sterne deutlich vergrößert sehen. Außerdem kann ich bestätigen, dass er ein sehr

Weitere Kostenlose Bücher