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Die Kathedrale der Ketzerin

Die Kathedrale der Ketzerin

Titel: Die Kathedrale der Ketzerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Kempff
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Überzeugung nicht mehr verheimlichen, sondern dort leben, wo
sie sich offen zu ihrem Glauben bekennen konnte.
    »Wir sind keine Heiden«, sagte sie leise und wiederholte die Worte,
mit denen ihre Aufnahme in die katharische Kirche bestätigt worden war und die
sie seitdem in ihrem Herzen bewegt hatte: »Jetzt musst du begreifen, wenn du
dieses Gebet empfangen hast, dass es dir nützlich ist, alle deine Sünden zu
bereuen und allen Menschen zu vergeben. Denn im Evangelium sagt Christus:
›Wenn ihr aber den Menschen nicht vergebt, so wird euch euer Vater eure
Verfehlungen auch nicht vergeben.‹ Sag selbst, Blanka, reden so Ketzer, die
Gott nicht ehren, Menschen, die anderen nur Übles wollen, wie du zu denken
scheinst?«
    »Ich richte mich nach dem Wort des Heiligen Vaters«, gab Blanka
ungehalten zurück. »Er verkündet die heilige Ordnung; nicht du und deine
Ketzer. Die er allesamt aus gutem Grund zum Tode verurteilt hat. Und dir
verbiete ich, den Hof zu verlassen.«
    Clara sah offen zu ihrer Freundin und sagte: »Du kannst mir nichts
mehr verbieten.« Sie zügelte ihr Pferd und wartete, bis Felizian zu ihnen
aufgeschlossen hatte. »Ich werde mit dir ziehen«, verkündete sie.
    Er nickte kaum merklich.
    »Du bist verblendet worden«, schimpfte Blanka, »von ihm und den
anderen!« Sie senkte die Stimme und sprach von ihrer Angst um Clara, die doch
schon einmal den Schrecken eines Kreuzzuges hautnah erlebt habe.
    »Genau darum muss ich zurück«, erklärte Clara mit einer Würde, die
Blanka verstummen ließ.
    Am folgenden Nachmittag begrüßte das Königspaar Romain
Frangipani in Paris. Der päpstliche Legat kam sehr schnell zur Sache und hatte
Überraschungen im Gepäck, die es Ludwig unmöglich machten, den Wunsch des
Papstes auszuschlagen.
    »Die Ketzer ziehen durch das Land
Raimunds von Toulouse, dem Freund Englands, und predigen vor großen Mengen
ungestört ihre Irrlehre«, erklärte Kardinal Frangipani. Er setzte hinzu, der
Heilige Vater erinnere Ludwig an seine Pflicht, die katholische Kirche zu
schützen. Weshalb er spätestens im Mai zu einem neuen Kreuzzug gegen die
Katharer aufzubrechen habe.
    Ludwigs Einwände wischte der päpstliche Legat beiseite: Die
geistliche Leitung seines Heeres sollte ausschließlich aus Bischöfen seiner
Krondomäne bestehen. Und – das Wichtigste – um die Kosten eines solchen
Feldzugs brauche sich der französische König keine Gedanken zu machen – die
sollten gänzlich aus dem Kirchenvermögen bestritten werden. Selbstverständlich
würden sämtliche Teilnehmer den gleichen Ablass erhalten wie bei einem Zug ins
Heilige Land. Der Papst sicherte jeglichen Besitz Raimunds VII .
und aller überführten Häretiker Ludwig zu. Vielleicht könne man sogar des
sagenumwobenen Schatzes der Katharer habhaft werden, sagte er. Den Begriff Heiliger Gral brauchte
er nicht zu erwähnen; dass sich die Katharer dieses Heiligtums auf frevelhafte
Weise bemächtigt haben mussten, galt als offenes Geheimnis, über das absolutes
Stillschweigen verordnet worden war. Außer jenem Gegenstand oder jenen
Gegenständen, die zweifelsfrei der Kirche zustünden, formulierte der Legat,
dürfe Ludwig jedenfalls sämtliche erbeuteten
Reichtümer nach eigenem Gutdünken unter seinen Edlen verteilen.
    Ein derartig großzügiges Angebot konnte der französische König
unmöglich ausschlagen. De iure waren Ludwig die okzitanischen Länder zwar bereits zugesprochen worden, aber dies
bedeutete wenig, da Raimund von Toulouse die meisten de facto wieder besetzt
hatte. Ludwig sollte sie ihm jetzt nur wieder abjagen. Eine
Selbstverständlichkeit und angesichts der immer schwächer werdenden
Unterstützung der Anhänger des Grafen von Toulouse eigentlich eine Kleinigkeit,
wie der Kardinal nicht müde wurde anzumerken.
    Schweigend saß Blanka neben ihrem Gemahl, als Frangipani mit
leuchtenden Augen die Pläne unterbreitete und darauf hinwies, mit welch
ungeheurer Streitmacht Ludwig rechnen konnte. Er versicherte, nicht nur eine
Reihe der früheren Bundesgenossen des Grafen von Toulouse für die Sache
gewonnen zu haben, sondern höchstselbst auch gegenwärtig gewesen zu sein, als
der Papst von Gott beauftragt worden sei, dem Unwesen der Ketzer endgültig ein
Ende zu bereiten.
    »Ein Licht umfing die Gestalt des Heiligen Vaters, als er auf den
Knien lag und Gott um Weisung anflehte. Wir alle sahen das Zeichen. Das Licht sammelte sich und verwandelte den Leib des
Bischofs von Rom in ein leuchtendes Kreuz«, berichtete

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