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Die Katze, die hoch hinaus wollte: Roman

Die Katze, die hoch hinaus wollte: Roman

Titel: Die Katze, die hoch hinaus wollte: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilian Jackson Braun
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lassen. Sie hat das alte Mädchen, das ihr immer die Haare gemacht hat, gefeuert, und das neue Mädchen ist ’n bißchen langsam.«
    »Interessant«, sagte Mary steif.
    Die Einrichtung des Salons war mehr, als Qwilleran auf einen Blick erfassen konnte. Was ihm auffiel, war ein pfirsichfarbener Marmorfußboden, auf dem geometrisch gemusterte Teppiche verteilt waren, und pfirsichfarbene, von Kupferstreifen eingefaßte Wände mit großen runden Spiegeln.
    Mary wies ihn mit einer Handbewegung an, auf einem wannenförmigen Sessel Platz zu nehmen, der aus prall gepolsterten schwarzen Lederrollen auf Chrombeinen bestand. »Du sitzt auf einem Original Bibendum-Sessel aus den zwanziger Jahren«, sagte sie.
    Sein Blick wanderte von einem Gegenstand zum anderen: Der Teetisch war aus Schildpatt, die Lampen hatten alle bauchige Füße, und die Fenster hatten Milchglasscheiben, die von einem Kupferdrahtgitter durchzogen waren. Alles war ein wenig verblichen, und es herrschte Grabesstille.
    Ferdinand folgte ihnen in den Salon. »Sie waren noch nicht hier«, sagte er zu Qwilleran.
    »Das ist me in erster Besuch.«
    »Spielen Sie Bridge?«
    »Ich fürchte, nein.«
    »Sie steht auf Bridge.«
    »Das habe ich gehört«, sagte Qwilleran und warf einen Blick auf Mary. Sie saß mit zusammengepreßten Lippen und hochmütiger Miene da.
    »Sie steht auf alle möglichen Spiele«, sagte der Hausdiener. »Regnet es noch?«
    »Es hat vor zirka einer Stunde aufgehört.«
    »Diese Woche hatten wir ganz gutes Wetter.«
    »Das stimmt.«
    »Ich war früher als Ringer im Fernsehen«, sagte der kräftige Mann.
    »Wirklich?« Qwilleran wünschte, er hätte seinen Taschenrecorder mitgenommen.
    »Ich war Ferdie Le Bull. So wurde ich genannt.« Der Hausdiener knöpfte seine korallenrote Jacke auf und zeigte ihm ein T-Shirt, auf dem der Name aufgedruckt war. »Haben Sie mich nie ringen gesehen?«
    »Dieses Vergnügen hatte ich nicht.«
    »Da kommt sie«, verkündete Ferdinand.
    Adelaide St. John Plumb war eine kleine, eher nichtssagende Frau. Sie hielt den Kopf liebenswürdig zur Seite geneigt und sprach mit atemloser Kleinmädchenstimme. »So nett von Ihnen, zu kommen.« Das braune Haar lag in gleichförmigen Wellen eng an den Kopf an und bildete – wie auch die nachgezogenen Augenbrauen und der rote, herzförmig gemalte Mund – einen absurden Kontrast zu ihrer blassen, alternden Haut, einem Netz feiner Fältchen. Sie trug ein pfirsichfarbenes Hauskleid aus Chiffon und lange Ketten aus Goldperlen.
    Ihre Gäste erhoben sich. Mary sagte: »Miss Plumb, darf ich Ihnen James Qwilleran vorstellen?«
    »Ich freue mich, Sie kennenzulernen«, erwiderte ihre Gastgeberin.
    »Enchanté!« sagte Qwilleran und neigte sich elegant über ihre Hand. Dann zog er aus seiner Tasche eine formvollkommene Bosc-Birne mit bronzefarbener Haut und gebogenem Stengel; er bot sie ihr auf seiner Handfläche dar, als wäre sie ein juwelenbesetztes Schmuckobjekt von Fabergé. »Die perfekte Ergänzung für Ihre wunderschöne Wohnung, Mademoiselle.«
    Die Gräfin zögerte ein ganz klein wenig, bevor sie antwortete: »Wie charmant... Bitte, nehmen Sie doch Platz... Ferdinand, Sie können den Tee bringen.« Sie setzte sich graziös auf ein dick gepolstertes Sofa vor dem Schildpatt-Teetisch. »Ich hoffe, es geht Ihnen gut, Mary?«
    »Ja, vielen Dank. Und Ihnen, Miss Adelaide?«
    »Sehr gut. Hat es heute geregnet?«
    »Ja, ziemlich stark.«
    Die Gastgeberin wandte sich zu Qwilleran und neigte freundlich den Kopf. »Sie sind erst vor kurzem aus dem Osten hierhergekommen? «
    »Aus dem Norden«, korrigierte er sie. »Vierhundert Meilen nördlich von hier.«
    »Wie kalt es dort sein muß!«
    Mary sagte: »Mister Qwilleran verbringt den Winter hier, um dem Schnee und dem Eis zu entkommen.«
    »Wie reizend! Ich hoffe, es wird Ihnen hier gefallen, Mister...«
    »Qwilleran.«
    »Spielen Sie Bridge?«
    »Ich bedaure, sagen zu müssen, daß ich von Bridge nichts verstehe«, antwortete er, »aber ich bin ein recht talentierter Scrabble-Spieler. «
    Mary war überrascht, und die Gräfin war begeistert. »Wie nett! Sie müssen einmal einen Abend mit mir spielen.«
    Ferdinand kam herein. Er trug jetzt weiße Baumwollhandschuhe und stellte ein silbernes Tee-Tablett vor sie – kubistisch, mit Ebenholz besetzt –, und die Gastgeberin zelebrierte mit geübten Handgriffen das Ritual des Einschenkens.
    »Mister Qwilleran schreibt«, sagte Mary.
    »Wie schön! Was schreiben Sie denn?«
    »Ich möchte ein Buch

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