Die Katze, die hoch hinaus wollte: Roman
verdächtigen – einen Mann namens F-l-e-u-d-d, ‹Flut‹ ausgesprochen. Koko hat mir diesen Floh in den Kopf gesetzt – ich erzähl’ dir nicht, wie, weil du es nicht glauben wirst. Jedenfalls überprüfte ich das mit Hilfe eines Mannes beim Fluxion, und ich erfuhr, daß Fleudd bereits früher schmutzige Tricks angewendet hat – keine Verbrechen, bisher, nur skrupellose Aktionen. Also dachte ich, angenommen Fleudd hatte einen Agenten, der im Casablanca wohnt, der den Doppelmord begangen hat und ihm einen Hinweis gegeben hat, aus welchem Grund ich hier bin! Das Wort AGENT ist beim Scrabble-Spielen aufgetaucht, und heute abend habe ich das Wort ZEUS zusammengesetzt – ein anderer Name für Jupiter, stimmt’s?«
Riker sagte: »Du hast BLUFF und AGENT und ZEUS gebildet, weil du unbewußt das Ganze schon ahntest.«
»Wie auch immer, als Jupiter zu einer Jazz-Session heraufkam, ertappte ich ihn bei ein paar Lügen, die darauf schließen ließen, daß er etwas zu verbergen hatte, also versuchte ich es selbst mit einer Lüge. Nachdem er ein par Gläser getrunken und sich nicht mehr so unter Kontrolle hatte, erzählte ich ihm, daß jemand durch das Dachfenster den Mord an Dianne beobachtet hatte. Da mußte er Farbe bekennen, und wenn Koko nicht im entscheidenden Moment mit seinem Schwanz zugeschlagen hätte, dann säße ich wahrscheinlich jetzt nicht hier und würde mit dir sprechen.«
»Yau«, sagte Koko, der es gern hörte, wenn sein Name genannt wurde.
»Apropos – Koko benutzt neuerdings eine Art Schwanzsprache, wie Menschen sich mittels ihrer Körpersprache ausdrücken. Seit ein paar Tagen kringelt er seinen Schwanz wie einen Korkenzieher.«
»Willst du damit sagen, Koko wußte, daß der Mörder ein Barkeeper war? Wenn ja, dann ist sein Schwanz nicht das einzige, was hier überdreht ist! Was weiß ein Kater schon vom Handwerkszeug eines Barkeepers?«
»Katzen sind mit Sinnen ausgestattet, die über die menschliche Intelligenz hinausgehen – eine Tatsache, die wir nur schwer akzeptieren können –, und Kokos Sinne werden von Jahr zu Jahr schärfer.«
»Du bist heute nacht wirklich überdreht!« Riker hielt ihm sein Glas hin. »Wie wär’s mit noch einem Schluck? Und dann gehe ich schlafen. Der heutige Tag war wirklich nervenaufreibend, und ich muß morgen zeitig zurückfliegen. Wie steht’s mit dir? Wie hast du in bezug auf das Casablanca entschieden?«
»Ich gebe es auf. Ich bleibe noch so lange hier, bis ich mit Lieutenant Harnes über die Beweise für das Verbrechen gesprochen habe, und dann miete ich ein Auto und fahre mit den Katzen zurück nach Pickax... Also dann, bis morgen früh, Arch. Das Gästezimmer findest du die Diele entlang, die erste Tür rechts. Wirf das Katzenkissen einfach vom Bett herunter!«
Da Qwilleran sich entschlossen hatte, das Casablanca zu vergessen und nach Hause zu fahren, schlief er in jener Nacht sehr gut. Er schlief sehr gut, bis er um etwa drei Uhr früh träumte, daß ihn jemand in den Magen boxte. Als er die Augen aufschlug, saß er aufrecht im Bett, und Koko drehte gerade durch – er sprang auf das Bett hinauf und wieder herunter, stürzte sich auf ihn, miaute und knurrte. Als der Kater wie ein Wahnsinniger aus dem Zimmer lief, folgte ihm Qwilleran durch die Diele vor dem Schlafzimmer, vorbei am Gästezimmer, in dem Riker leise schnarchte, und hinaus in den Vorraum. Dort schlug Koko mit starrem, gekringeltem Schwanz seine Krallen in den Parkettboden. Dann sauste er wie verrückt hin und her, stieß Dinge um und krachte gegen Möbel.
Qwilleran lauschte. Er konnte hören, was den Kater beunruhigte! Es war ein Knistern, ein Knastern, ein Prasseln unter dem Fußboden!
Er stürzte ins Gästezimmer und schrie: »Arch! Arch! Steh auf! Steh auf! Schnell! Wir müssen hier raus!« Dann lief er zum Haustelefon und wählte die Nachtnummer. »Geben Sie Feueralarm!« rief er. »Holen Sie alle raus! Holen Sie die Gräfin raus! Feuer zwischen dem zwölften und dem vierzehnten Stock!«
Total verschlafen tauchte Riker im Vorzimmer auf. »Was?... Was?...«
»Keine Fragen! Zieh dir schnell was an!« Qwilleran stieß Yum Yum in den Tragekorb, und Koko folgte ihr freiwillig nach. »Laß das Packen! Wir haben keine Zeit zu verlieren!« Er zog sich eine Hose und einen Pullover über den Pyjama und zeigte Riker die Tür. »Die Treppe hinunter! Nimm die Katzen und lauf los! Schnell!«
Er hielt gerade lange genug inne, um an die Tür zu vierzehn-B zu hämmern.
»Wer ist da?« schrie
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